American Football:Den Cowboys geht die Luft aus

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Kein Durchkommen: Die Comets stoppen Alexander Funk. (Foto: Claus Schunk)

Erstligist München führt 21:0, verliert 24:34 gegen Kempten und gefährdet die Playoffs.

Von Nico Horn, München

Als erstes mussten die Fronten auf der Tribüne geklärt werden. Die Spielbeobachter der Munich Cowboys sowie der Allgäu Comets saßen ganz oben unter dem Dach des Dantestadions, um per Headset Empfehlungen an das Trainerteam unten auf dem Rasen zu übermitteln. Soweit ein üblicher Vorgang im American Football, das Problem war nur: Sie hockten zu nah beieinander. Also zogen die Betreuer der Comets ein paar Platze weiter, man wollte sich ja nicht schon auf den Zuschauerrängen in die Quere kommen. Schließlich ging es am vorletzten Spieltag der regulären GFL-Saison auch ums Prestige. "Wir hatten uns die bayerische Krone als Ziel gesetzt", erzählte Cowboys-Runningback Alexander Funk. Aus diesem Grund tat die 24:34-Niederlage gegen den Rivalen aus Kempten "natürlich umso mehr weh".

Die Könige des Freistaats sind nun sicher die Comets, von Platz drei in der GFL Süd sind sie nicht mehr zu verdrängen. Die Cowboys wollen mit einem Sieg am kommenden Samstag gegen Stuttgart zumindest Platz zwei in dieser inoffiziellen bayerischen Rangliste sichern. Das wäre gleichbedeutend mit dem vierten Platz in der GFL Süd - und der berechtigt zur Teilnahme an den Playoffs. Gegen Kempten sahen die Münchner über eineinhalb Viertel wie der sichere Sieger aus. Das eigene Angriffsspiel war ein variabler Mix aus schnellen Pässen und starken Läufen von Ballträger Funk. Gleichzeitig stoppte die Verteidigung die gefürchtete Offensive der Comets ein ums andere Mal. Nach drei Touchdowns führte München Mitte des zweiten Durchgangs 21:0. Doch die komfortable Führung verleitete die Cowboys irgendwie dazu, das Spielen einzustellen.

Eine Strafe und eine Unachtsamkeit beim Snap (Ballübergabe zu Beginn jedes Spielzugs) brachten die Comets noch vor der Pause auf zehn Punkte heran (24:14). "Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass wir das Spiel zu Ende bringen müssen", verriet Cheftrainer Garren Holley. Seine Ansprache verfehlte jede Wirkung, die Gäste machten Punkt für Punkt, den Cowboys gelang kein einziger mehr. Was da genau passiert war, konnte sich hinterher niemand so richtig erklären. "An irgendeinem Punkt haben wir das Momentum verloren", sagte Funk. "Um das zurückzubekommen braucht man Big Plays." Funk und seinen Teamkollegen gelangen aber nicht einmal mehr die einfachsten Spielzüge. "Wir waren zunächst euphorisch, hatten aber nie die richtige Antwort auf die Anpassungen der Comets", so Funk, der dann doch noch eine Erklärung für das unbeständige Spiel präsentierte. "Die Trainingsbeteiligung hat diese Woche zu wünschen übrig gelassen", ärgerte sich der 23-Jährige.

Dass Spieler dem Training fern geblieben waren, ist unverständlich, die Münchner beklagen zwar einige verletzte Verteidiger, den fitten Spielern dürfte es aber nicht an Motivation mangeln. Die mögliche Playoff-Teilnahme sollte Ansporn genug sein. Schließlich stellte Holley fest: "Heute sind die Dinge gegen uns gelaufen, aber wir haben noch die Chance auf die Playoffs." Dort bekäme man zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Abreibung von Braunschweig oder Dresden, aber man hätte sich immerhin als zweitbestes Team Bayerns profiliert.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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