American Football:Blitz stoppt Offense

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Bevor das Unwetter kam: Münchens Football-Spieler Lucky Dozier (Nummer 6) gegen den Fürstenfeldbrucker Nicolas Holzapfel. (Foto: Claus Schunk)

Regionalligaspiel zwischen München Rangers und den Razorbacks aus Fürstenfeldbruck wird wegen Unwetter abgebrochen.

Von Christoph Leischwitz, München

Das Spiel hatte überdurchschnittlich lange gedauert, und letztlich wurde das beiden Mannschaften zum Verhängnis. Die Blitze waren zwar noch weit entfernt, als die Schiedsrichter das Footballspiel zwischen den München Rangers und den Fursty Razorbacks abbrachen. Doch als die beiden Mannschaften in den Kabinen im Bauch des Münchner Dantestadions saßen, kamen die Einschläge schnell näher, kurzzeitig hagelte es auch. Die Entscheidung, das Spiel nicht wieder zu beginnen, war die einzig richtige, und in gewisser Weise auch passend. Denn so eng, wie diese Partie bis zum Anfang des vierten Viertels verlaufen war, darf man davon ausgehen, dass auch die Entscheidung über die ganze Saison erst sehr spät fallen wird.

Als das Regionalliga-Derby vertagt wurde, stand es gerade 27:25 für die Rangers, die auch gerade in Ballbesitz waren. Allerdings hatte die Abwehr der Razorbacks allmählich ein Mittel gefunden, dem Rangers-Spielmacher Brandon Watkins an die Wäsche zu gehen, der bis dahin fast nach Belieben Slalom gelaufen war durch die Defensive der Gäste. "Ich denke wir haben gesehen, dass wir mithalten können", sagte Rangers-Cheftrainer David Spitz nach dem Spielabbruch. Der Zweitliga-Absteiger aus der Saison 2016 sieht sich gegen den Zweitliga-Absteiger aus der Saison 2017 in einer leichten Außenseiter-Rolle.

Es war munter hin- und hergegangen zwischen den beiden Teams, weil das Spiel auf beiden Seiten von den Spielmachern und ihren Läufern dominiert wurde. Alle Touchdowns zwischen diesen beiden noch ungeschlagenen Teams wurden per Laufspiel erzielt. Auf Seiten der Rangers lief vor allem Quarterback Watkins selbst, Unterstützung bekam er dabei vom nicht minder flinken Lucky Dozier, der gleichzeitig auch noch in der Rangers-Abwehr spielt. Bei den Razorbacks sorgten der neue US-amerikanische Quarterback Jack Eddy, vor allem aber Brucks Routinier Moritz Albrecht für die Punkte. Hätten sich die Kontrahenten nicht auch noch eine Vielzahl von Raumstrafen geleistet, das vorläufige Endergebnis wäre sicherlich noch höher ausgefallen. Die Strafen für Halten, Beinstellen, Helm vom Kopf reißen und vielen anderen Vergehen sind zugleich ein Indiz dafür, dass die Partie auf keinem hohen Niveau verlief - beide leben vor allem von den Offensiv-Aktionen der wenigen Leistungsträger.

Quarterback Watkins ist für die Rangers die eingebaute Nichtabstiegsgarantie

Für die Rangers ist das nicht so schlimm. Sie sehen sich mit der gerade begonnenen Spielzeit, in der sie zu Beginn zwei Siege gegen Aufsteiger Passau einfuhren, in einer Experimentierphase. Solange Dozier und Quarterback Watkins gesund sind, aber zugleich mit einer eingebauten Nichtabstiegsgarantie. Watkins ist zudem langfristig an den Verein gebunden, "wir freuen uns, dass er zur Familie gehört", sagt Rangers-Vorstand Michael Arzberger, und das meint er fast schon wörtlich. Die Rangers hatten nämlich Watkins' Frau geholfen, in Deutschland einen Arbeitsplatz zu finden, jetzt erwartet das Ehepaar ein Kind. Die Zukunft des Leistungsträgers liegt damit mittelfristig erst einmal in München. Der 24-Jährige bringt sich auch schon als Co-Trainer in mehreren Teams des Vereins ein.

Aufgrund der bösen Erfahrungen mit herben Niederlagen haben weder die Münchner noch die Razorbacks gesteigertes Interesse daran, schnellstmöglich wieder in die zweite Bundesliga aufzusteigen, der Qualitätssprung ist enorm. Man hat also keine Eile. "Wir wollen dem Coach eine Chance geben, seine Erfahrung zu machen", sagt zum Beispiel Arzberger über seine Rangers. David Spitz befindet sich in seinem ersten Jahr an der Seitenlinie, er kommt aus der eigenen Mannschaft und hat die aktive Karriere beendet. Darüber hinaus ist auch die Mannschaft verjüngt, Talente aus der eigenen Jugend dürfen sich nun in der Regionalliga austoben. Der Kader ist groß, in allen drei Partien bislang standen mehr als 40 Spieler zur Verfügung. Was gerade in engen Partien auch einmal den Unterschied machen kann. "Wir sind zufrieden damit, wo wir gerade stehen mit unserer Mannschaft", sagt Arzberger. Und wenn man gegen Ende der Saison oben stehe, dann werde man eine Entscheidung treffen, ob man möglicherweise die zweite Liga noch einmal in Angriff nehmen will. Eilig haben es die Rangers damit nicht.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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