American Football:Bengalos zum Abschied

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Applaus, Applaus: Die Razorbacks bejubeln den Aufstieg und hoffen darauf, dass ihr so wichtiger Quarterback Ian Shultis (Nummer 12) bleibt. (Foto: Matthias Döring)

Die Fursty Razorbacks steigen dank eines knappen Sieges gegen Albershausen in die zweite Bundesliga auf - und wollen dort länger bleiben als beim letzten Mal.

Von Christoph Leischwitz, Fürstenfeldbruck

Michael Dohrmann war mal wieder viel unterwegs am vergangenen Wochenende. Die U15 der Fursty Razorbacks hatte noch ein Turnier, dann erst konnte er nach Albershausen fahren. Während dort die erste Halbzeit des AufstiegsPlayoffspiels lief, wurde der Sportliche Leiter von der Rückbank stets über den aktuellen Zwischenstand informiert. Internet-Livestream auf der A8. Es sah nicht gut aus. Der Regionalliga-Meister aus Bayern lag bei den Crusaders im Landkreis Göppingen früh zurück, die sonst so tatkräftige Offensive tat sich schwer, in die gegnerische Endzone zu gelangen. Und als sie einmal die Chance zum 14:14-Ausgleich hatten, da misslang der Extrapunkt.

Dohrmann kam erst in der Halbzeit an. Im vergangenen Jahr hatten die Razorbacks den ersten von zwei Aufstiegs-Matchbällen nur deswegen vergeben, weil ihnen Sekunden vor Schluss gegen Bibe-rach ein Field Goal misslang. Diesmal, drei Minuten vor Schluss, flog der Ball durch die beiden Torstangen, zur ersten Brucker Führung in diesem engen Spiel. "Nach so einem Verlauf, kurz vor Schluss das Spiel noch gedreht, da ist der Erfolg umso schöner", freute sich Dohrmann. Die Razorbacks gewannen 16:14 und waren damit in die zweite Liga aufgestiegen - weil Albershausen schon das erste Spiel der Dreier-Playoffs gegen die Frankfurt Pirates verloren hatte, und zwei Teams aufsteigen. Das dritte Spiel am Samstag im Stadion auf der Lände gegen Frankfurt ist jetzt nur noch Schaulaufen. Da lohnte es sich sogar, rund 400 Kilometer zu fahren und nur eine gute Stunde zuschauen zu können.

Die Freude war jedenfalls riesig. Rund 200 Fans waren mitgereist, der gecharterte Bus war ausgebucht, nach dem Spiel wurden Bengalos gezündet, im American Football ist das äußerst unüblich. Der direkte Wiederaufstieg war den Razorbacks zwar misslungen, doch seit dem Frühjahr marschierten die Fürstenfeldbrucker derart nach Belieben durch die Regionalliga, dass ein weiterer Verbleib wenig Sinn gemacht hätte: Neun Siege, ein Unentschieden in der Punkterunde, das anschließende bayerische Halbfinale gewann das Team von Headcoach Florian Müller 86:6, das Finale gegen die Nürnberg Rams 58:0. Und das, obwohl die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr zwei ihrer wichtigsten Spieler verloren hatte: Moritz Albrecht trägt inzwischen für Erstligist Ingolstadt Dukes die Bälle, Nicola Holzapfel ist berufsbedingt weggezogen.

Dafür mache "Ian Shultis den Untschied", wie Dohrmann über den US-amerikanische Quarterback sagt, der schon 2014 für die Brucker gespielt hatte. Der ehemalige Collegespieler war in dieser Saison Spielmacher auf dem Feld und zugleich ein Trainer, der "alle deutschen Spieler besser macht" (Dohrmann) mit seiner Expertise.

Deutsche Spieler bedeutet in diesem Fall: Brucker Spieler. Die Razorbacks sind stolz darauf, dass sich der gesamte Kader mit zwei Ausnahmen aus eigenen ehemaligen Jugendspielern rekrutiert. Dohrmann ist zuversichtlich, dass jedes Jahr ein paar Talente zweitligatauglich gemacht werden können: Neben der ersten Mannschaft haben die Kinder- und Jugendteams heuer noch sieben weitere Titel geholt. Die Manpower reichte heuer schon mal aus: "Noch ein Unterschied zum vergangenen Jahr: Da haben wir am Ende der Saison mit 28 Mann gespielt, in Albershausen waren es 45", sagt Dohrmann. Er sieht gerade einen langfristigen Plan aufgehen, der die Mannschaft dauerhaft in der zweithöchsten Spielklasse halten soll. Wichtig werde nun sein, findet Dohrmann, dass Ian Shultis auch im kommenden Jahr bei den Razorbacks spielt. Das derzeit größte Problem ist, in der Region München günstigen Wohnraum zu finden, um Shultis eine Bleibe finanzieren zu können.

Sollte die Mannschaft in dieser Form zusammenbleiben, könnte die nächste Zweitliga-Phase etwas länger dauern als die vorige, die gleich wieder beendet war: Die Biberach Beavers, gegen die die Wildschweine im vergangenen Jahr so knapp scheiterten, schlossen die zweite Liga als solider Vierter ab.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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