Sport:Daheim durch New York joggen

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Auf der Sportartikelmesse Ispo ist der Trend zum Homefitness nicht zu übersehen

Von Alessa Becker

Kompostierbare Bergschuhe und ein Kletterausflug mit Virtual-Reality-Brille - wer durch die 16 Hallen der Internationalen Sportartikelmesse Ispo auf dem Riemer Messegelände wandert, entdeckt am Wegesrand erstaunliche Blüten des Outdoor-Booms. Einen Mann zum Beispiel, der an einer künstlichen Felswand hängt und seinen Kopf samt VR-Brille in alle Richtungen dreht. Er wird von einer kleinen Menschenmenge aufmerksam beobachtet, wobei die Szene von außen betrachtet wesentlich unspektakulärer ist als das, was der Mann vor Augen hat. Er sieht die Welt in seiner Brille aus der Perspektive des Kletterers Alex Honnold, der ohne Sicherung den 2307 Meter hohen Berg El Capitan erklommen hat. Ganz ohne Risiko, einen halben Meter über dem Boden hängend.

Für die meisten ist das Abenteuer genug. In diesem Jahr setzen viele Aussteller auf Produkte, die vor allem sicher und komfortabel sein sollen. Handschuhe, die medizinische Daten speichern, Skiausrüstung mit GPS-Funktion und diebstahlsichere Rucksäcke werden zur Risikominimierug angepriesen. Der Kanadier Carsten Juell Fongen hat eine Sonnenbrille mit eingebautem Rückspiegel entwickelt, die auf dem Fahrradweg oder auf der Skipiste für mehr Sicherheit sorgen soll. Die Idee, erzählt er, sei ihm nach einem Unfall bei einem Familienausflug mit dem Rad gekommen. "Dann habe ich alles auf eine Karte gesetzt und meinen alten Job aufgegeben."

Noch ungefährlicher ist es freilich, wenn man als Sportler die Wohnung gar nicht verlässt. Ohne Verkehr, Abgase und Lärm kann man zum Beispiel auf einem Laufband im eigenen Wohnzimmer durch New York joggen. Das Display zeigt sogar mögliche Konkurrenten an, die das Laufband ebenfalls gerade zu Hause benutzen. Der wachsende Homefitness-Markt ist auf der Ispo nicht zu übersehen. Dabei sollen Sportler im Optimalfall jederzeit ihre Körperfunktionen kontrollieren können. Wearables und Smart Watches werden zuhauf präsentiert, die die gemessenen Daten in Echtzeit auswerten und ein Feedback an den Nutzer gegeben.

Weil jeder Trend aber einen Gegentrend hat, stehen neben dem digitalen Sporterlebnis auch besonders natürliche und nachhaltige Produkte im Mittelpunkt. Recyclebare Wanderschuhe etwa oder Mützen und Winterjacken aus natürlichen Materialien. "Natur kann sehr viel, wenn man ihre Materialien richtig einsetzt", erklärt Markus Wiesböck, Gründer des Unternehmens "Grüezi bag", an seinem Stand. Einer seiner Schlafsäcke wurde auf der Messe mit einem Preis ausgezeichnet. Er ist aus natürlichen Materialien hergestellt und komplett kompostierbar. Wiesböck hat sich die Konkurrenz angeschaut und mit seinem Drei-Mann-Betrieb einen Weg gefunden, sich davon abzuheben: "Während andere daran arbeiten, dass ihre Produkte immer kleiner werden, bleiben unsere Schlafsäcke geräumig und natürlich, die Kunden mögen das."

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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