"Soziale Stadt":Grün und lebendig

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An diesem Mittwoch diskutiert der Stadtrat über das Förderprogramm, dessen Finale bevorsteht. In Berg am Laim, Obergiesing und Ramersdorf wurden dabei entscheidende Impulse gesetzt

Von Hubert Grundner, München

Das Förderprogramm "Soziale Stadt" für Berg am Laim, Obergiesing und Ramersdorf biegt langsam auf die Zielgerade ein: Bis Ende 2020 werden die letzten Projekte in den Sanierungsgebieten "Tegernseer Landstraße/Chiemgaustraße", "Innsbrucker Ring/Baumkirchner Straße" und "Ortskern Ramersdorf" voraussichtlich abgeschlossen. Und auch für Anna Canins und Torsten Müller von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) dürfte in rund drei Jahren die Arbeit beendet sein. Dann werden die beiden Quartiersmanager Giesing verlassen, zugleich schließt der Stadtteilladen an der Tegernseer Landstraße 113 die Pforten.

Zuvor aber müssen die Stadträte die Weichen stellen: In der Sitzung des Planungsausschusses an diesem Mittwoch entscheiden sie darüber, die sogenannten Integrierten Handlungskonzepte in den Sanierungsgebieten fortzuschreiben beziehungsweise abzuschließen. Für Obergiesing heißt das unter anderem, dass der Park an der Weißenseestraße in den kommenden Monaten seine endgültige Gestalt annehmen soll. Im Sommer 2019, so Anna Canins, werde mit der Fertigstellung des dritten Bauabschnitts gerechnet. Dabei werde die rund acht Hektar große Grünanlage auf der Fläche der ehemaligen Kleingärten am Katzenbuckel um weitere 0,8 Hektar vergrößert. Bereits bis Ende 2018 sind eine Erweiterung der Dirtbike-Anlage sowie Lärmschutz und ein Rodelhügel zur Tegernseer Landstraße hin geplant.

Mehr Platz zum Spielen: Der Weißenseepark wurde zu einer Attraktion. (Foto: Robert Haas)

Mit der Aufwertung des Weißenseeparks sollte ein Ausgleich zur dichten Bebauung im Sanierungsgebiet und dem damit einhergehenden hohen Nutzungsdruck auf die Grün- und Freiflächen geschaffen werden. Dieses Ziel wird auch bei der Umgestaltung der Grünflächen an Scharfreiter- und Hohenschwangauplatz bis 2018 verfolgt. Ähnlich wie im Weißenseepark will man sie erweitern und Treffpunkte für alle Altersgruppen bieten. Und auch hier kann die künftige Nutzung durch das Stadtteilmanagement begleitet werden. Nur einen Steinwurf entfernt sind zwei für das Quartier enorm wichtige Bauprojekt geplant. Zum einen soll die Unterführung an der Chiemgaustraße zum Neuschwansteinplatz mit Hilfe einer Rampenanlage auf der Südseite barrierefrei gestaltet werden. Der Ausgang auf der Nordseite der Unterführung soll ebenfalls bis Ende 2018 barrierefrei umgebaut werden. Damit sollten in Zukunft alle Menschen, egal ob mit oder ohne körperliche Beeinträchtigung, problemlos ein weiteres Bauwerk erreichen können: An der Pöllatstraße 11 errichtet die Wohnungsbaugesellschaft Gewofag derzeit einen Pavillon. Als Nutzungen sind darin ein Familien- und Beratungszentrum, ein Nachbarschaftstreff, eine mobile Tageskinderbetreuung und Musikübungsräume geplant. Der futuristisch anmutende Pavillon wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2018 fertiggestellt. Er soll als soziale Anlaufstelle im südöstlichen Sanierungsgebiet dienen.

In Verbindung mit diesem Neubau soll dann auch die Aufwertung des östlich angrenzenden Neuschwansteinplatzes erfolgen. Im Kern geht es also um eine attraktivere Gestaltung der öffentlich zugänglichen Grünanlage und den Bau einer Lärmschutzwand zur Chiemgaustraße hin. Damit werde ein weiterer Baustein zur Grünflächenvernetzung erreicht.

Ein weiteres solches Projekt stellt auch der "Giesinger Grünspitz" im Kreuzungsbereich von Tegernseer Landstraße und Martin-Luther-Straße dar. Hier organisiert seit Ende 2014 der Umweltverein Green City im Auftrag der MGS, unterstützt durch das Stadtteilmanagement, die Bespielung und Nutzung der Fläche als Aktionsraum für die Öffentlichkeit. Neben einem Gemeinschaftsgarten wird das Areal zum alltäglichen Aufenthalt ebenso genutzt wie für zahlreiche Veranstaltungen. Die Frage ist nun, wie es mit dem Grünspitz weitergehen soll. Eine Antwort darauf soll bis Ende 2018 nicht zuletzt in einem Dialog zwischen Stadtverwaltung und Bürgerschaft gefunden werden.

Der neue Pavillon der Gewofag an der Pöllatstraße könnte zum Treffpunkt der Generationen werden. (Foto: Macro Architekten)

Ein weiterer Schwerpunkt der Stadtteilsanierung ist die städtebauliche und verkehrliche Neuordnung der Tegernseer Landstraße zwischen dem Stadion an der Grünwalder Straße und dem Ostfriedhof unter Einbeziehung der wichtigen Knotenpunkte Giesinger Berg und Tegernseer Platz. Zentrale Ziele des Projektes sind die Verbesserung der Aufenthaltsqualität der öffentlichen Straßen- und Platzräume im Stadtteilzentrum an der Tegernseer Landstraße, um seine Erreichbarkeit zu stärken. Zugleich will man die Wegebeziehungen für Radler und Fußgänger verbessern und den Durchgangsverkehr reduzieren. Geplant ist auch eine durchgehende Radwegeverbindung in beiden Fahrtrichtungen der Tegernseer Landstraße und über den Tegernseer Platz. In der südlichen Tegernseer Landstraße, zwischen Tegernseer Platz und Wirtstraße, wurde bereits 2015 in südlicher Fahrtrichtung ein Radweg angelegt, als die Trambahngleise erneuert und versetzt wurden.

Angesichts so konkreter Ziele des Städtebauförderprogramms gerät ein anderer, nicht minder wichtiger Aspekt des Quartiersmanagements leicht aus dem Blick: die Vernetzung der Akteure und die Verstetigung all jener Projekte und Prozesse, die am Ende ein Viertel lebendig erhalten. Dass da in Giesing etwas Besonderes entstanden sei, diesen Eindruck hätten sie schon gewonnen, sagen Anna Canins und Torsten Müller. Wer jüngst das Kulturfestival "Ois Giasing" oder das Sommerfest im Weißenseepark erlebt hat, kann das nur bestätigen.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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