Sophie-Scholl-Ausstellung:Ein Denkmal für eine mutige junge Frau

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Die Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung Hildegard Kronawitter bei der Eröffnung der neuen Ausstellung. (Foto: Yoav Kedem)

Zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl widmet sich eine neue Austellung dem Leben der Widerstandskämpferin

Von Jakob Wetzel

Diese Ausstellung sei ein Denkmal für eine mutige junge Frau, sagt Peter von Rüden, der Vorsitzende des Studentenwohnheims Geschwister Scholl. Und auch wenn sich Geschichte nicht linear wiederhole, könne man aus der Geschichte von Sophie Scholl, der 1943 im Alter von 21 Jahren in Stadelheim ermordeten Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, lernen. Von Rüden blickt auf die neonazistischen Untaten der jüngeren Vergangenheit, auf die Morde von Hanau etwa oder den Anschlag auf die Synagoge in Halle. Die Geschichte Sophie Scholls könne den Blick auf die Gegenwart schärfen, sagt er. Und sie helfe dabei, Fragen zu beantworten wie diese: Warum war die Jugend einst so anfällig für die Lügen der Nazis? Und wie gelang es, sich aus der Verblendung zu befreien?

Sophie Scholl wäre am 9. Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Die Weiße-Rose-Stiftung hat deshalb eine neue Wanderausstellung entwickelt. Am Mittwoch haben von Rüden und Hildegard Kronawitter, die Vorsitzende der Stiftung, die Ausstellung im Studentenwohnheim am Steinickeweg vorgestellt. Dort ist die Ausstellung nun nach Anmeldung zu sehen. 14 weiße und hellblaue Banner erzählen mit vielen Zitaten und teils bislang unveröffentlichten Fotografien vom Leben der Widerständlerin. Manche Fotos waren auch Kronawitter neu; sie stammen aus den Alben der Familie ihres einstigen Verlobten Fritz Hartnagel. Gestaltet hat die Banner wie schon die neue Dauerausstellung am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität Isabell Bischoff von der Agentur Hinz & Kunst. Die Texte stammen von Sophie-Scholl-Biografin Maren Gottschalk.

Dabei beschränkt sich die Ausstellung nicht auf den Widerstand. Es sei auch nicht das Ziel, Sophie Scholl zu verklären, heißt es von Gottschalk. Die Widerstandskämpferin solle als Mensch greifbar werden. So beginnt die Ausstellung mit ihrer unbeschwerten Kindheit in Forchtenberg, zwischen Wald, Fluss und Weinbergen. Ein Banner widmet sich der Beziehung Sophie Scholls zu ihrem Verlobten Fritz Hartnagel, ein anderes ihrer Neigung zu Kunst und Musik. So zeigt die Ausstellung zum Beispiel die dynamische, ausdrucksstarke Skizze einer Tänzerin - eine Zeichnung, die betroffen macht, demonstriert sie doch, wie talentiert Sophie Scholl war. Sie spielte auch Klavier, besonders gerne Johann Sebastian Bach, denn diese Musik lehre Beherrschung und Klarheit. Das schrieb Sophie Scholl einer Freundin. Während ihres Reichsarbeitsdienstes in Krauchenwies schlich sie sich sogar heimlich in die Pfarrkirche, um dort auf der Orgel zu spielen.

Ein anderes Banner zeigt das Foto eines Telegramms von Fritz Hartnagel. In diesem bat er um Aufschiebung der Todesstrafe, bis sein Gnadengesuch für seine Verlobte eingetroffen sei. Erst eine knappe Woche später erfuhr er, dass die Hinrichtung bereits am Tag des Urteils vollstreckt worden war.

Und die Ausstellung spricht auch an, wie es weiterging: Wie die Familie Scholl in Sippenhaft kam, der Vater war gar bis November 1944 inhaftiert, zuletzt in einem Konzentrationslager. Und wie bereits im Dezember 1945 die erste Schule den Namen "Sophie-Scholl-Schule" erhielt: die vorherige "Staatliche Augusta-Schule" in Berlin.

Die neue Ausstellung ergänze ab sofort die übrigen Wanderausstellungen, welche die Weiße-Rose-Stiftung verleihe, sagt Hildegard Kronawitter. Bislang gibt es eine zur Weißen Rose selbst sowie mehrere kleine zu Einzelpersonen wie Alexander Schmorell und Hans Scholl oder auch zur Berliner "Gruppe Onkel Emil", die unter anderem Flugblätter der Weißen Rose weiterverbreitet hatte. Im Studentenwohnheim Geschwister Scholl ist die Ausstellung nun noch bis Ostern zu sehen, danach wandert sie ins städtische Sophie-Scholl-Gymnasium am Luitpoldpark. Am 9. Mai, dem Geburtstag von Sophie Scholl, wird sie dann in der Volkshochschule Ulm zu sehen sein. Im Studentenwohnheim am Steinickeweg soll tags zuvor intern eine Gedenk-Ecke für die "Weiße Rose" eingeweiht werden.

© SZ vom 25.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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