Skateboarden in München:Freunde, Verletzte und Vermieser

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Flo Schuster hat seinen zweiten Skateboard-Film gedreht. Ein Gespräch über böse Verletzungen, die Skaterszene in München und strenge U-Bahnwachen.

Lisa Sonnabend

Flo Schuster macht gerade ein Praktikum in einer Filmproduktionsfirma. Nebenbei dreht der 20-Jährige Skaterfilme. Sein zweiter Film "Do legt's di nieder" ist nun über die Webseite muhackln.de erhältlich.

"Man schafft so einen Film nur mit Leuten": Flo Schuster beim Dreh. Foto: oh (Foto: N/A)

sueddeutsche.de: In Ihrem Film sieht man ständig Skater böse stürzen. Gehören Verletzungen zum Skaten dazu?

Flo Schuster: Mit dem Fußgelenk umzuknicken oder sich Schürfwunden zu holen ist beim Skaten wirklich normal, Verletzungen gehören einfach dazu. Im Film selber sind nicht einmal starke Verletzungen zu sehen: Arm- oder Beinbrüche kommen gar nicht vor...

sueddeutsche.de: Was fasziniert Sie am Skaten, dass Sie so etwas in Kauf nehmen?

Schuster: Skaten ist eine "freie" Sportart: Es gibt viele verschiedene Tricks, die man machen und auf fast unendlich viele Arten kombinieren kann. Man ist nicht an bestimmte Trainingszeiten gebunden wie bei Vereinssportarten. Und das Tolle ist: Skaten kann man fast überall, wo es einem die Architektur erlaubt. Skaten ist nicht so Status behaftet wie andere Sportarten. Man muss zum Beispiel nicht bei Wettbewerben mitfahren. Ich skate seit acht Jahren, an Wettkämpfen habe ich nie teilgenommen. Wettkampfergebnisse sagen gar nichts über das Können aus oder die Liebe zum Sport.

sueddeutsche.de: Wie haben Sie die Darsteller für den Film ausgewählt?

Schuster: In dem Film wirken nur Freunde von mir mit. Man schafft so einen Film nur mit Leuten, mit denen man es machen will. Wenn man jemanden persönlich nicht leiden kann, kommt da auch nichts Gescheites dabei heraus. Das Ganze dient ja letztendlich nur dem gemeinsamen Spaß. Ich habe vor fünf Jahren begonnen, Skaten auf Video festzuhalten. Vor zweieinhalb Jahren, direkt nach dem ersten Film, haben wir mit "Do legt's di nieder" angefangen. Die Ausrüstung haben wir aus der eigenen Tasche bezahlt. Mit der Zeit lernt man, welche Einstellungen und Perspektiven gut ausschauen - und ich kann getrost sagen, dass unser zweiter Film besser ist als der erste. Eigentlich gehen wir immer nur skaten - und haben die Kamera dabei. Wenn etwas besonderes ansteht oder wir hoffen, einen besonderen Trick zu stehen, dann packen wir eben die Kamera aus. Nur manchmal wenn man weiß, da ist ein besonders guter Spot, wo sich ein spezieller Trick gut machen würde, fahren wir auch extra mit der Kamera hin - nur um zu drehen.

sueddeutsche.de: Haben Sie einen Lieblingsplatz in München?

Schuster: Ich finde den alten Skatepark in Daglfing super. Er ist eigentlich ein ganz normaler Skatepark, aber ich mag die Leute und die Atmosphäre. An vielen anderen Plätzen in der Stadt gibt es Skater, die fast immer dort sind und den Platz praktisch als ihren eigenen betrachten. Da kommen Neue oft nur schwer ran und werden nicht wirklich akzeptiert.

sueddeutsche.de: Kümmert sich die Stadt ausreichend um die Münchner Skater?

Schuster: Städte wie beispielsweise Berlin und Köln haben sicherlich bessere Bedingungen als wir hier. Es gibt dort mehr und größere Skatespots. Da ist mehr Leben in der Szene drin. Aber das Angebot an Skateparks im Freien ist in München in Ordnung - da wurde in letzter Zeit viel gebaut. Für den Winter gibt es allerdings nicht wirklich mehr etwas. Früher konnte man noch in die Euro-Skate-Halle gehen, aber die Stadt wollte kein Geld mehr zuschießen und deswegen musste sie vor zwei Jahren schließen. Es gibt noch eine Halle in der Kultfabrik, aber die ist klein und überlaufen, da kann man nicht wirklich Spaß drin haben. Die einzig gute Halle in der Nähe ist in Freising, aber da fährt man mindestens eine halbe Stunde hin. Für viele Skater ist das am Abend nach der Arbeit einfach zu weit.

sueddeutsche.de: Wo skaten Sie dann im Winter?

Schuster: Eine Alternative zu Skatehallen sind die U-Bahnhöfe. Aber das kann problematisch werden, weil man oft rausgeschmissen wird von den U-Bahnwachen. Diese schreiben sich dann die Personalien auf und beim dritten Mal heißt es: Man darf zwar noch U-Bahn fahren, aber sich nicht mehr in den U-Bahnhöfen aufhalten. Da kann es schon mal Stress geben. Doch es ist halt die einzige Möglichkeit, im Winter an einem trockenen Platz zu skaten, an dem es nicht ganz so kalt ist.

sueddeutsche.de: In Ihrem Film kommen auch einige Spaziergänger vor, die sich über die Skater aufregen...

Schuster: Beim Streetskaten sucht man sich schöne Plätze und Straßen aus. Oft fühlen sich dann die Anwohner und Passanten gestört. Skaten wir vor Firmengebäuden, schickt der Sicherheitsdienst uns schon mal weg oder ruft die Polizei. Das ist nicht überall so, aber damit muss man leben.

Der Film "Do legt's di nieder" kann über die Webseite www.muhackln.de bestellt werden. Auch in einigen Skateshops in München und Umgebung wird die DVD vertrieben.

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