Wegen neuer Verdachtsfälle von manipulierter Organvergabe zieht das Münchner Klinikum Rechts der Isar die Reißleine: Der Klinikvorstand beschloss, vorerst keine neuen Patienten auf die Warteliste für Lebertransplantationen aufzunehmen. Das teilte der Aufsichtsratschef, Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), am Freitag in München mit.
Eine noch laufende interne Untersuchung habe weitere Verdachtsmomente auf Richtlinienverstöße ergeben. Daher habe er dem Klinikum empfohlen, die Lebertransplantationen bis auf Weiteres ruhen zu lassen, sagte Heubisch. Patienten, die noch auf der Warteliste stünden, erhielten bei einem entsprechenden Spenderangebot noch eine Transplantation.
An dem Klinikum sollen Mediziner in der Vergangenheit Diagnosedaten gefälscht haben, um Patienten zu einer Organtransplantation zu verhelfen. Zu der Anzahl und Art der neuen Verdachtsfälle wollte auf Nachfrage weder das Wissenschaftsministerium noch die Klinik Auskunft geben.
Das Klinikum rechts der Isar hat nach eigenen Angaben eine Task Force damit betraut, die Lebertransplantationen der vergangenen Jahre zu prüfen. Ziel sei es, vollständige Transparenz zu schaffen und Schwachstellen zu beseitigen. Den bedauerlichen neuen Fällen werde nun im Detail nachgegangen, sagte eine Sprecherin.
Wegen des Organskandals müssen sich alle Lebertransplantationszentren in Bayern zudem einer externen Überprüfung unterziehen. Dazu nahm am Freitag eine unabhängige Expertenkommission ihre Arbeit auf. Der Leiter des Gremiums, der österreichische Chirurg Ferdinand Mühlbacher, sagte, an den Kliniken würden Abläufe und Strukturen untersucht und verbessert.
Heubisch erklärte, für die Aufklärung der Verdachtsfälle bei der Organvergabe seien die Staatsanwaltschaft und die Bundesärztekammer zuständig. Die Kommission solle indes dafür sorgen, dass Fehler künftig ausgeschlossen seien, damit die Bevölkerung das Vertrauen zurückgewinne.