Serie schwerer Radunfälle:Rowdys werden zur Kasse gebeten

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Schönes Wetter ist Radlwetter, aber derzeit folgt in München ein schwerer Radunfall dem anderen. Jetzt will die Polizei mit Hundertschaften gegen Verkehrssünder auf dem Rad vorgehen.

Susi Wimmer

Am Donnerstag wird eine 57-jährige Münchnerin von einem Lkw erfasst und getötet, am Mittwoch prallen zwei Radler auf der Klenzestraße mit den Köpfen gegeneinander, ein 45-Jähriger erleidet eine Schädelbasisfraktur und Hirnblutungen: Seit Tagen reißen die Meldungen über schwere Radunfälle nicht ab. Sechs Menschen starben bislang, so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. In den kommenden Wochen wird die Polizei ihre Anfang des Jahres gestartete Kampagne "Gscheid radln" fortsetzen: Mit viel Personal, Belehrungen, Verwarnungen, Verpflichtungen zum Verkehrsunterricht - und mit Hilfe der Kommunalen Verkehrsüberwacher.

Auf der Leopoldstraße in Schwabing stoppt ein Polizist einen Fahrradfahrer, der eine Ampel bei Rotlicht überquert hatte. In den nächsten Wochen will die Polizei gegen Rowdys vorgehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Es besteht Handlungsbedarf, und das nicht erst seit gestern. Das ist für Polizeioberrat Andreas Schaumair von der Abteilung "Polizeiliche Verkehrsaufgaben" klar. Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern kontinuierlich an, parallel dazu natürlich auch die Zahl der Opfer: Im Jahr 2002 etwa verletzten sich rund 1800 Radfahrer, 2011 über 2200. Im Frühjahr startete die Münchner Polizei ihre Radl-Kampagne und schaute zunächst den Auto- und Lastwagenfahrern in punkto Verkehrsverhalten auf die Finger. Denn nur durch "ein Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme" können man das Problem lösen, meint Schaumaier. Tatsächlich reduzierten sich bis Ende Juni erstmals seit Jahren die Unfallzahlen mit Radfahrern.

Allerdings hielt der positive Trend nicht an: Gerade in den vergangenen Tagen reihte sich ein schwerer Unfall an den anderen - vermutlich auch eine Folge des schönen Wetters und der zunehmenden Zahl der Radler. In den kommenden drei Wochen jedenfalls wird die Polizei besonders an kritischen Strecken die Radler beobachten. Auf der Leopoldstraße etwa, rund um die Universität, sind die Radwege ständig überfüllt, es gilt das Recht des Stärkeren: Raser gegen Langsamtreter, Radler gegen Autofahrer - und dann quert auch noch ein Fußgänger den Radweg. "Hohes Konfliktverhalten" nennt das die Polizei. "Diese Problematik haben wir im Endeffekt auf allen großen Straßen, die auf das Zentrum zuführen", sagt Polizeihauptkommissar Markus Koch. Lindwurmstraße, Ludwigstraße, Rosenheimer Straße, Residenz- und Dienerstraße - das seien die unfallträchtigsten Wege für Radler. Aus diesem Grund haben die zuständigen Inspektionen auch auf diesen Strecken uniformierte Radlstreifen eingesetzt.

In die falsche Richtung radeln und bei Rotlicht über die Ampel fahren, das sind die häufigsten Vergehen der Radlrowdys und auch die häufigsten Ursachen für Unfälle. "Der Radler will schnell sein und er denkt, dass er nicht entdeckt wird", meint Schaumaier. In den nächsten Wochen wird die Polizei das Gegenteil beweisen. Einsatzhundertschaften und die Bereitschaftspolizei werden helfen, die Radler bei geringen Verstößen zu belehren, bei größeren zur Kasse zu bitten und die notorischen Regelbrecher zum Verkehrsunterricht vorzuladen. Da die Stadt München die Kampagne unterstützt, werden auch Kommunale Parkwächter eingreifen, laut Schaumaier dürfen auch sie Strafzettel für Rotlichtverstöße und Ähnliches ausschreiben. Wer beispielsweise bei Rotlicht über die Ampel radelt und andere gefährdet, zahlt 100 Euro. "Geisterradler", die andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen, legen 25 Euro auf den Tisch und wer das Handy in der Hand hat, legt noch mal 25 Euro drauf.

München, sagt Schaumaier, wolle eine Radl-freundliche Stadt sein. Da der Individualverkehr immer mehr zunehme, müsse man auch eine entsprechende Infrastruktur schaffen.

© SZ vom 07.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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