Sendling-Westpark:Zwischen Grillschwaden und Gänsekot

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Die Anwohner wollen ihre wichtigste Grünanlage unbeschwert genießen. Die Bürgerversammlung fordert mehr Polizeipräsenz und strengere Regeln und kritisiert die Verschmutzung der Wege durch tierische Hinterlassenschaften

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Wenn sich ein Stadtviertel nach seiner größten grünen Lunge benennt, kann es nicht verwundern, dass dieses Schmuckstück auch in der Bürgerversammlung eine tragende Rolle spielt. Gleich mehrere Anträge zielten am Montagabend in der Dreifachturnhalle an der Gaißacher Straße darauf ab, dieses für Sendling-Westpark so wichtige Areal so zu erhalten, dass es seine wichtige Funktion für die Menschen im Viertel erfüllen kann.

Den Anfang machte vor etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Kilian Ferber, der im Sommer sein Abitur gemacht hat und nun zum ersten Mal an einer Bürgerversammlung teilnahm. Er beantragte, dass die Polizei ihre Präsenz im Westpark deutlich erhöht, vor allem an den Wochenenden im Sommer. "Die Gewaltbereitschaft steigt", so Ferber, wenn sich nach dem Konsum diverser Drogen ("Alkohol und auch andere Substanzen") die überwiegend jungen Leute gehen ließen. Solche Zustände beeinträchtigten das Sicherheitsempfinden der Menschen, sie könnten den Westpark dann nicht mehr als Erholungsort nutzen. Der Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit beschlossen, obwohl Polizeihauptkommissar Jonathan Eissele, der Leiter der für das Viertel zuständigen Polizeiinspektion 15 an der Treffauer Straße, versichert hatte: "Aus polizeilicher Sicht ist der Westpark kein Brennpunkt." Eissele verwies darauf, dass die Polizei an den heißen Wochenenden meist an anderen Orten in der Stadt präsent sein müsse, sodass man die Zahl der Streifen im Westpark nicht erhöhen könne. Der Einsatz der Sicherheitswacht sei jedoch durchaus erfolgreich gewesen. Erfolg war auch dem Antrag beschieden, das Grillen im Westpark ausschließlich in den Grillzonen zuzulassen, dieses Anliegen setzte sich mit 56 zu 27 Stimmen durch. Und auch der dritte Antrag zielte darauf ab, dass die Menschen im Viertel ihre grüne Oase unbeschwert genießen können - ohne zum Beispiel auf Schritt und Tritt mit den Hinterlassenschaften der Kanadagänse konfrontiert zu werden. Bei täglich zwei Kilogramm Kot pro Gans kämen im Westpark wohl bis zu eine halbe Tonne pro Tag zusammen, rechnete der Antragsteller vor. Sein Anliegen stieß in der Bürgerschaft auf Zustimmung, wobei allerdings nicht weiter erörtert wurde, wie es möglich wäre, das Treiben der Gänse effektiv einzuschränken.

Die meisten der insgesamt 28 Anträge beschäftigten sich mit dem Verkehr. Einige Anliegen setzten sich einstimmig durch - etwa jenes einer blinden Frau, die überzeugend vortrug, welch fiesen Hindernisse die achtlos auf den Gehsteigen abgestellten oder hingeworfenen E-Scooter darstellten: "Ich bin schon mehrmals über solche Roller gestürzt." Es müsse künftig sichergestellt sein, "dass wir uns im öffentlichen Raum ungefährdet bewegen können". Unisono gebilligt wurde auch der Protest gegen die Unpünktlichkeit der Buslinie 62. Große Unterstützung gab es für den Ruf, den Zehn-Minuten-Takt bei den Buslinien 62 und 63, der wegen der Pandemie nach 20 Uhr ausgedünnt worden war, wieder wie gewohnt einzuführen. Mehrheiten fanden Wünsche, mehr Tempo 30 oder gar Tempo 20 anzuordnen, zum Beispiel auf der Heckenstallerstraße oder auf einigen Abschnitten der Murnauer Straße.

Aber auch das Soziale kam nicht zu kurz. Einstimmig forderte die Bürgerversammlung die Stadt auf, der Initiative "Mittagsinsel" endlich bezahlbare Räume für die Schülerbetreuung anzubieten. Eine überwältigende Mehrheit schloss sich dem Ruf an, den von vielen ersehnten Jugendtreff in Angriff zu nehmen und für Jugendliche eine Halfpipe im Viertel anzulegen.

Nach gut zwei Stunden der von Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) geleiteten Versammlung konnte man durchaus dieses Fazit ziehen: Es gibt offenbar keine großen Aufreger im Viertel, nichts, was erbittert diskutiert werden müsste. Manchmal genügt auch ein klares Nein - etwa für den Antrag, dass der Bezirksausschuss doch bitte interessierten Bürgern Tschechisch-Kurse bezahlen solle, als Vorstufe gewissermaßen für eine Partnerschaft mit einer in etwa gleich großen Ortschaft in Böhmen.

Der luftige Charakter des Partnachplatzes mit seiner U-Bahnstation soll erhalten bleiben. (Foto: Robert Haas)

Günter Keller (SPD), der Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses, hatte seinen Rechenschaftsbericht knapp gehalten, damit mehr Zeit für die Diskussion bleibt. Das Kulturbürgerhaus für Sendling-Westpark und Laim an der Westendstraße soll nun, so Keller, nicht erst 2027, sondern schon 2025 entstehen. Bis dahin wäre eine Interimslösung in der Villa Flora möglich. Er erinnerte daran, dass es 2022 das erste Parkraum-Management im Viertel geben werde, ein weiteres sei in Planung. Der bürgerfreundliche Umbau des Partnachplatzes sei teilweise erfolgt, weitere Verbesserungen folgten. Und auch auf dem Bildungscampus Am Westpark geht es voran. Immerhin sei der Altbau der Gehörlosenschule inzwischen abgetragen worden.

© SZ vom 13.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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