Sendling-Westpark:Ein Wald ohne Autos

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Warum soll nur der Englische Garten zusammenwachsen? Die Rathaus-Grünen fordern, die Höglwörther Straße, die den Südpark zerschneidet, zu sperren. Nurmehr Radler und Busse sollen dort fahren dürfen

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Mit einer Größe von etwa 60 Hektar ist der Sendlinger Wald, oft auch Südpark genannt, der größte forstwirtschaftlich gepflegte und genutzte Wald innerhalb der Stadtgrenze und für die beiden im Norden und Süden angrenzenden Viertel eine wichtige grüne Lunge. Noch wird er von der Höglwörther Straße durchschnitten, auf der nicht nur Anwohner unterwegs sind, sondern auch viele Autofahrer, die dorthin ausweichen, sobald die anderen Verkehrsachsen verstopft sind. Nun aber gibt es Pläne, dies zu ändern und die Höglwörther Straße auf dem Abschnitt, der durch den Wald führt, für den privaten Kfz-Verkehr zu sperren. Nur noch Fußgänger, Radfahrer und Busse sollen dort künftig unterwegs sein, fordern die Rathaus-Grünen in einem Antrag an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Auslöser für die Pläne der Grünen waren SPD-Anträge aus dem Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln sowie aus dem BA Sendling-Westpark, die Radwege in der Höglwörther Straße deutlich zu verbreitern und so für Radfahrer attraktiver zu machen. Angesichts der regen Bautätigkeit vor allem in Obersendling, das durch Zuzug kräftig wachsen wird, wollte man dadurch die Basis für eine umweltfreundliche Mobilität sichern. An der Höglwörther Straße, ab der Einmündung des Surheimer Wegs, verläuft die Grenze zwischen den beiden Stadtvierteln. Der Sendlinger Wald liegt zum größten Teil auf Sendling-Westparks Flur.

Als die Lokalpolitiker von Sendling-Westpark das Vorhaben dann in einer gemeinsamen Sitzung der Unterausschüsse Verkehr sowie Bau und Umwelt berieten, forderten CSU und Grüne in einer eher seltenen Allianz, Privatautos aus der Höglwörther Straße zu verbannen, und zwar im Abschnitt zwischen Inninger und Aichacher Straße, wo es zu beiden Seiten der Straße keine Wohnbauten gibt. Allerdings hätte eine solche Sperrung durchaus weitreichende Folgen für das Wohngebiet in diesem Bereich, das im Norden die Südparkallee, im Westen die Inninger Straße, im Süden die Holzhausener und die Höglwörther Straße sowie im Osten die Murnauer Straße begrenzen. Für die Bevölkerung des Wohngebiets rund um die Pilsenseestraße zum Beispiel würde sich die Zufahrt deutlich erschweren.

Mehr Platz für Radler, kein Durchkommen für die Autos: Die Grünen wollen die Höglwörther Straße teilweise sperren. (Foto: Robert Haas)

Auf Anregung des SPD-Fraktionssprechers Walter Sturm wurde dann beschlossen, eine Einwohnerversammlung zu diesem Vorhaben einzuberufen. Die betroffenen Einwohner sollten sich in Aussprache und Abstimmung dazu äußern. Die mehrheitlich angenommenen Anträge werden dann innerhalb von drei Monaten im Bezirksausschuss behandelt. Es müsse geklärt werden, so die SPD-Fraktion, ob die Anwohnerinnen und Anwohner tatsächlich bereit seien, beträchtliche Umwege in Kauf zu nehmen, nur um die derzeit getrennten Hälften des Sendlinger Waldes zu vereinen.

Die CSU-Fraktion im BA Sendling-Westpark hatte schon vor Jahren einen Vorstoß unternommen, den Verkehr durch den Sendlinger Wald zu minimieren. Vorgeschlagen wurde, die Inninger Straße so zu verschmälern, dass dort nicht länger Wohnwagen und Anhänger abgestellt werden können, sondern die Straße nur noch den Bewohnern der benachbarten Siedlungen zur Ein- und Ausfahrt zur Verfügung steht. Dadurch, so rechnete der CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel vor, hätte man etwa 1100 Quadratmeter Waldfläche hinzugewinnen können. Die Stadtverwaltung rechnete jedoch vor, dass dieser Rückbau mit 400 000 Euro zu Buche schlagen würde, sodass die Stadtviertelvertreter mehrheitlich davon Abstand nahmen.

Der Vorstoß der Rathaus-Grünen geht deutlich weiter. Sie wollen die Inninger Straße südlich der Holzhausener Straße sowie die Zielstattstraße in Obersendling (nordwestlich der Ramsauer Straße) sowie die Höglwörther Straße vom Surheimer Weg bis zur Kleingartensiedlung für jeglichen Autoverkehr sperren, zum Teil entsiegeln und zu einem komfortablen Fuß- und Radweg mit integrierter Bustrasse umwandeln. Diese Radroute solle eine schnelle Verbindung Richtung Innenstadt sowie nach Süden und Südwesten sichern.

Nach Meinung der Grünen könne der Verkehr der von Südwesten nach Nordosten führenden Höglwörther Straße problemlos von der Garmischer Autobahn sowie der Murnauer und der Boschetsrieder Straße aufgenommen werden. Das "Straßenkreuz" im Sendlinger Wald, das die Aufenthaltsqualität stark mindere, werde damit beseitigt. Man könne erhebliche Flächen entsiegeln. Dies alles sei mit einem vergleichsweise geringen Aufwand zu erreichen. Im Englischen Garten, so die Argumentation der Grünen, werde ein hoher Aufwand betrieben, um die Zerschneidung des Parks aufzuheben. Die Vereinigung des Sendlinger Waldes könne mit viel geringerem Aufwand realisiert werden, indem man einfach ein paar Straßen beseitige, die nicht dringend benötigt würden.

Ob sich die Grünen im Rathaus mit ihrem Vorschlag durchsetzen können, ist ungewiss, da sie auf die Stimmen der anderen - vor allem des Bündnisses aus CSU und SPD, angewiesen sind. Und sowohl die CSU als auch die SPD im Bezirksausschuss Sendling-Westpark pochen darauf, vor Beginn einer solchen Planung die "Meinung und Zustimmung" (CSU-Sprecher Alfred Nagel) der Bürgerschaft einzuholen. Und auch die SPD besteht darauf, als erstes eine Einwohnerversammlung anzusetzen: "Für uns ist der Wunsch der direkten Anwohner am wichtigsten."

© SZ vom 22.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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