Schwabing:Zwischen allen Stühlen

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Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gibt es keine verbilligten Fahrkarten

Sie sind jung, wissbegierig, offen für Neues. Jugendliche Flüchtlinge wollen wissen, was in der neuen Stadt, in der sie jetzt leben, alles los ist. Nur so funktioniert Integration. Durch Kommunikation, durch Kontakt und indem man aufeinander zugeht. Dafür aber müssten die jungen Menschen, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind, mehr als nur ein paar Schritte um den Block gehen können. Sie müssten den Bus, die Tram, die U- und S-Bahn nutzen dürfen. Genau da aber liegt das Problem.

"Wir sind mit unseren Jungen in eine Lücke zwischen allen Fahrkartenmöglichkeiten gerutscht", sagt Jeanette Schmidt. Sie leitet das Alveni-Clearinghaus in Westschwabing, eine vom Sozialdienst der Caritas geführte Erstaufnahme-Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 38 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren aus Somalia, Eritrea, Afghanistan, dem Senegal, Syrien und dem Irak sind dort inzwischen eingezogen, 20 weitere werden noch dazukommen. Da die Jungen im Haus selbst unterrichtet werden, gibt es keine Schulfahrkarte. Auch eine vergünstigte Isarcard S, wie sie erwachsene Asylsuchende bekommen, erhalten die Kinder und Jugendlichen nicht. Denn: Dieses sogenannte Sozialticket, das mit 28 Euro monatlich für den Münchner Innenraum halb so viel kostet wie die vergleichbare Isarcard 9 Uhr, ist an den München-Pass gebunden. Und im Gegensatz zu erwachsenen Flüchtlingen, die mit ihrem Geld selbst haushalten und wirtschaften müssen, steht den Jugendlichen dieser München-Pass nicht zu, weil sie sich nicht selbst versorgen. Ihre Unterbringung erfolgt im Rahmen der Jugendhilfe. "Wir können derzeit also nur eine Jahreskarte für Erwachsene buchen oder für die Kinder Streifenkarten", erklärt Schmidt. Eine teure Angelegenheit, die letztlich das Jugendamt zahlt.

Unterstützung bekommt das Haus nun vom Westschwabinger Bezirksausschuss. Die Lokalpolitiker empfehlen, den München-Pass künftig auch unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zugänglich zu machen. In erster Linie für die Fahrkarten. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass die Jugendlichen dann zusätzlich auch noch Vergünstigungen beim Eintritt in Museen, Schwimmbäder, Kinos oder den Tierpark bekämen.

© SZ vom 03.11.2015 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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