Schwabing:Vier Jahre ins Exil

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Wenn Maximiliansgymnasium und Oskar-von-Miller-Gymnasium umgebaut und saniert werden, müssen mehr als 1600 Schüler ausziehen. Jetzt liegen die Pläne im Detail vor

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Quizfrage zum Einstieg: Was haben RAF-Terrorist Andreas Baader, Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg und Ex-Ministerpräsident Franz Josef Strauß gemeinsam? Sie alle haben ihre Schulzeit im Maximiliansgymnasium in Schwabing verbracht. Die Schule gibt es schon seit dem Jahr 1849; sie zog 1912 in den Ost-Flügel des altehrwürdigen Gebäudes zwischen Siegfried- und Morawitzky-straße. Im Westtrakt kam das Oskar-von-Miller-Gymnasium unter, in dem zum Beispiel Alt-Oberbürgermeister Christian Ude oder der Verleger Florian Langenscheidt büffelten.

Doch ebenso groß wie die Schar der bekannten Ex-Schüler, so zahlreich sind die Probleme, die das alte Gemäuer bereit hält: Die Haustechnik ist hoffnungslos marode, der Platz für einen modernen Schulbetrieb zu klein. Eine Generalsanierung und Erweiterung steht an. "Es ist eine komplexe Sache", beschrieb Iris Lempke vom Baureferat bei der Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann das Großprojekt, das nach ihrer Prognose im Sommer 2018 starten soll.

Knifflig ist dieses Projekt aus mehreren Gründen. Zunächst ist es im Grundsatz eine Herausforderung, ein denkmalgeschütztes Bestandsgebäude umzugestalten, gleichzeitig aber die historische Substanz zu wahren. Die Stadt hat das Münchner Architekturbüro Braun & Partner engagiert, das in München bereits Erfahrung mit der Sanierung historischer Gebäude gesammelt hat, etwa bei der Sanierung der Kunstakademie und des Wilhelmsgymnasiums. Mit an Bord ist das ebenfalls in München beheimatete Büro Maas Architekten.

Die Planung für diesen U-förmigen Komplex, dessen nördliche Kopfbauten wie Serifen abstehen, sieht so aus: Die kaum genutzten Dachgeschosse von West- und Ostflügel werden ausgebaut und als Klassenzimmer genutzt. Die Planer haben zudem vor, die Bereiche vor den Flügel-Bauten - also die Innenkannten des "U" - abzusenken, damit Licht in die Souterrain-Zimmer fallen kann und die Räume als Klassenzimmer nutzbar sind.

Im Nordteil, zwischen den Serifen, soll ein Neubau mit 700 Quadratmeter Nutzfläche die Kopfbauten ergänzen. In diesen Gebäudeteilen werden nach den Worten von Architekt Maximilian Braun neben den Verwaltungseinheiten die Fachbereiche etwa für Biologie, Chemie, Physik und Musik angeordnet, die derzeit noch in der Anlage verstreut sind. Ferner soll unter den Innenhof eine Zweifach-Sporthalle von 810 Quadratmetern Größe eingebaut werden; die Gymnastikhalle im südlichen Querbau wird zu Mensa und Aula umgestaltet.

Mit dem dadurch gewonnen Platz kann die Stadt das Max-Gymnasium von drei auf vier, das Oskar-von-Miller-Gymnasium von vier auf fünf Züge aufstocken. "Es ist das Maximale, was wir aus dem Gebäude rausholen können, mehr geht nicht", sagte Behördenemissärin Lempke.

Parallel wird die gesamte Haustechnik, also Heizungs-, Wasser- und Elektroleitungen, erneuert. Und damit wird das Projekt so richtig verzwickt: Während des laufenden Betriebs ist das nicht möglich, beide Gymnasien müssen ausquartiert werden. Und zwar für voraussichtlich vier Jahre, wie Iris Lempke in der Sitzung ankündigte.

Zunächst war eine Fläche in Fröttmaning für das Ausweichquartier vorgesehen; doch dagegen sträubten sich die Schuldirektoren. Sie sahen den Fortbestand ihrer traditionsreichen Schulen gefährdet. Die Behördenspitze im Schulreferat lenkte schließlich ein: Nun soll das Max-Gymnasium mit seinen derzeit 663 Schülern in einen bestehenden Behelfsbau an der Oettingenstraße umsiedeln, in dem derzeit die Schüler des Wilhelmsgymnasiums wegen der Sanierung ihres Stammhauses untergebracht sind. Für die momentan 979 Mädchen und Jungen am Oskar-von-Miller-Gymnasium entwerfen Braun & Partner auf einem Wiesengrundstück an der Domagkstraße einen Pavillon. Es soll nach Brauns Worten eine dreigeschossige Anlage werden, bei der die Quer-Module einem Kamm gleichen. Dadurch entstehen Freibereiche, die als Pausenhöfe genutzt werden. "Wir glauben, dass das eine adäquate Lösung ist", sagte Braun.

Die Mitglieder des Bezirksausschusses hatten dagegen nichts einzuwenden, nur der behördliche Zeitplan stieß auf Unverständnis. "Vier Jahre sind der Wahnsinn, ich bin überzeugt, dass es auch in zwei Jahren geht", sagte SPD-Planungsexpertin Petra Piloty, selbst Architektin. Iris Lempke vom Baureferat blieb dabei: Dies sei für die Größe der Baumaßnahme im Rahmen.

Das Großprojekt ist Teil eines Milliarden-Paketes, das der Stadtrat in seiner zweiten Runde für die Schulbauoffensive im Juni erst noch genehmigen muss.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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