Schwabing:Viele Fragen zur Tram offen

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Keine Debatte ohne Informationen: Die Lokalpolitiker wollen auf Visualisierungen und exakte Daten warten. (Foto: Florian Peljak)

Bezirksausschuss will Fakten zur geplanten Route durch den Englischen Garten

Von Simon Schramm, Schwabing

Geht es um den aktuellen Stand zum Bau einer Trambahnlinie durch den Englischen Garten, muss man wohl ein allzu bekanntes Zitat von Bertolt Brecht bemühen (wenn auch in der Form, zu der es Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einst verkürzt hat): "Und so sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen." Nach der Kehrtwende von Ministerpräsident Horst Seehofer im Sommer, einer neuen Trasse durch den Park doch zuzustimmen, trafen sich Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Anfang September zur Besichtigung im Garten und zelebrierten den politischen Durchbruch; die Zustimmung im Stadtrat gilt als fix.

Was bleibt, sind einige Fragen zur Umsetzung. Ist der Denkmalschutz des Gartens bedroht? Wie breit wird die Trasse, wie viel Platz bleibt für Radfahrer oder Feuerwehr? Auch die Stadtviertelpolitiker aus Schwabing-Freimann wollen erst einmal alle "entscheidungsrelevanten Fakten" erhalten, wie es Ekkehard Pascoe (Grüne) ausdrückte, bevor sie zum Wunschprojekt der Stadtspitze Stellung beziehen. In der Bezirksausschuss-Sitzung am Dienstag hat das Gremium einstimmig von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) verlangt, ordentliche Visualisierungen der geplanten Strecke anzufertigen - auch für die Abschnitte vor dem Garten, in der Franz-Joseph-Straße, Martiusstraße und am Kißkaltplatz. Zudem meldeten sich in der Sitzung skeptische Bürger zu Wort.

Die MVG soll "wirklichkeitsgetreu" darstellen, wie Fuß- und Radwege und erforderliche Sicherheitseinrichtungen wie Schutzgeländer und Warnschilder aussehen könnten, fordert das Gremium. Nur so könne beurteilt werden, ob die im Park mit Akku betriebene Tramlinie mit dem Gartendenkmal vereinbar sei. Pascoe hat außerdem bei einer Gegenstimme seinen Antrag durchgebracht, nach dem die Verkehrsgesellschaft einen Vergleich von normalem Bus, Elektro-Bus und Akku-Tram aufstellen soll. Er will wissen, welche Vor- und Nachteile die Fahrzeuge haben. Seine Kriterien: die Leistung, wie viele Personen jeweils transportiert werden können, die Zukunftsfähigkeit der einzelnen Verkehrssysteme, Schadstoff- und Lärm-Emissionen, wie sich der Trambau optisch auswirken würde und der "ökologische impact" im Garten, etwa wenn in Wurzelbereiche eingegriffen werde.

Bei den Bürgern ist die Akku-Tram umstritten. Seit etwa vier Wochen läuft auf der Online-Plattform "Open Petition" ein Antrag gegen die Trasse. Initiatorin Carolina Pougin wollte in der BA-Sitzung Ansichten der Unterzeichner vorlesen, wurde vom Bürgergremium aber abgewürgt - eine inhaltliche Diskussion im Plenum will der Bezirksausschuss eben erst, wenn er alle Informationen hat. Die Petition hat bisher rund 560 Stimmen gesammelt, Pougin will sie womöglich in den Stadtrat einbringen. Eine Unterzeichnerin schreibt: "Das Projekt bedeutet eine weitere Gefährdung im Englischen Garten, eine weitere Beeinträchtigung der Anlieger durch Verlust von Parkplätzen und Lärm sowie eine enorme Verschwendung von Steuergeld." Jemand anderes kritisiert, dass die Trasse wahrscheinlich nur an einzelnen Stellen querbar sein werde. Eine Einwohnerin gab in der Sitzung zu bedenken, nicht nur über die Auswirkungen der Tram auf den Park zu sprechen. "Mit der Franz-Joseph-Straße wird die letzte schöne Prachtstraße verunstaltet", sagte sie.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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