Schwabing:Unter der Haube

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Blick auf die vier Evangelisten: So zeigt sich die Kuppel von St. Ursula den Gläubigen. (Foto: Sibylle Appuhn-Radtke/oh)

St. Ursula feiert am Samstag die Sanierung seiner Kuppel

Von Ellen Draxel, Schwabing

Aus Grün wurde Rot: Schwabings Doms trägt statt des bekannten oxidierten Kupferdaches, das weitgehend korrodiert war, jetzt eine rote Ziegelhaube. Sechs Jahre haben die Sanierungsarbeiten an der Kuppel von St. Ursula gedauert, die dreischiffige Basilika war während dieser Zeit eingerüstet. Nun erstrahlt der denkmalgeschützte Bau im Stil der Neorenaissance wieder in neuem Glanz. Mit dem roten Dach kehrt man zurück zu den Ursprüngen.

Als Architekt August Thiersch die Kuppel von 1894 bis 1897 errichten ließ, wurde sie nach antik-römischen Vorbildern in Florenz und Rom mit Ziegeln gedeckt. Doch Thiersch war nicht nur ein Anhänger der Proportionslehre, welche St. Ursula modellhaft verkörpert. Er interessierte sich auch für neue Techniken. Die Kuppel ist daher eines der frühesten freitragenden Betongewölbe in Europa. Das Problem des Baustoffs zeigte sich 40 Jahre später: Das Dach bekam Risse. Um die Kuppel zu stabilisieren, ertüchtigte man seinerzeit beide Schalen mit Stahlarmierungen und zusätzlichen Betonschichten. Und auf die alte Betonschale, den Mörtel, die Dachziegel und die zweite Betonmütze kam zusätzlich eine Kupferblecheindeckung. Allerdings hatte das Kupfer Staunässe zur Folge, und die Feuchtigkeit ließ den Beton langsam, aber sicher zerbröseln - bis Teile der Säulen und Baluster aus Sandstein rund um das Gewölbe und die Lichtöffnung zerbarsten. Zudem tropfte es durch undichte Fenster direkt auf den Altar.

Die aktuelle, 4,1 Millionen Euro teure Sanierung bestand darin, die Laterne an der Spitze der Kuppel vorübergehend zu demontieren und die Betonschale von 1933 sowie die Ziegelhaut von 1897 darunter abzubrechen. Vier Lasttürme trugen währenddessen die noch verbleibenden Teile der Rundung. Danach wurden die Risse in der alten Betonschale verpresst und eine zweite Betonschicht aufgebracht, die sich mit der ersten verbinden sollte. Die Verkleidung mit den Ziegeln bildete den letzten Schritt.

Am diesem Samstag, 19. Oktober, wird nun gefeiert. Interessierte sind eingeladen zu einem Umtrunk im Portikus um 19 Uhr und einer Begehung in und um die Kirche. Schwabings Dom am Kaiserplatz leuchtet dann dem Anlass gemäß in festlichem Ornat.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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