Es sind meist katholische Kirchen, die das Stadtbild in München prägen: die Frauenkirche, die Theatinerkirche, der Alte Peter. An der Münchner Freiheit ist das anders. Hier erhebt sich an der Nordseite der markante, wenngleich bescheidene Turm der evangelisch-lutherischen Schwabinger Erlöserkirche. Das Gotteshaus ist der Schlussstein der prächtigen Sichtachse vom Siegestor nach Norden.
Gar nicht so prächtig war aber bisher das Innere der Kirche: Als "grau, stumpf und duster" bezeichnet Pfarrer Gerson Raabe die Atmosphäre in seiner Kirche, wie sie noch bis vor kurzem gewesen sei. Nach einer gründlichen Renovierung ist die Innenwelt der Kirche nun wieder angemessen stimmungsvoll - und das hat die Kirchengemeinde am Sonntag mit einem Festgottesdienst gefeiert.
Bereits 2007 war eine umfassende Sanierung von Dachstuhl, Dachdeckung und Fassade nötig geworden; unter der Ägide von Lederer-Piloty Architekten wurden viele historische Gestaltungselemente der 1901 von Theodor Fischer erbauten Kirche wieder hergestellt. Das Schwabinger Architekturbüro ist nun wiederum dafür verantwortlich, dass auch der Innenraum in neuem Glanz erstrahlt.
Neue Beleuchtung und neue Bänke wurden angeschafft, die grauen Wände geweißelt sowie die Altarinsel mit einer neuen Marmoreinfassung versehen, die nun etwas größer ist und an die Apsis anschließt. Handwerker verlegten einen neuen Boden - und auch die Orgel wurde aufwendig restauriert. 700 000 Euro hat das alles nach Raabes Angaben gekostet, die Gemeinde musste einen Kostenanteil von 350 000 Euro stemmen - gut 270 000 Euro konnte kamen dabei über Spenden, teils von großen Firmen, herein -, den Rest trug die Evangelische Landeskirche. Allein 120 000 Euro hat es gekostet, die alte Orgel wieder zum Klingen zu bringen. Die 500 Besucher erfreuten sich am Sonntag an der Musik aus den runderneuerten Pfeifen des Instruments. Zuletzt habe die Kirche ein wenig die Anmutung einer Bahnhofshalle gehabt, sagt Pfarrer Raabe: "Jetzt herrscht wieder eine stilvolle Atmosphäre."