Schwabing:Schüler stirbt nach Autounfall

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"Voller Trauer": Zettel, Rosen und Kerzen erinnern am Unfallort an das Opfer. (Foto: N/A)

"Die Toten sind nicht tot, sie sind nur nicht mehr sichtbar": Schwabing trauert um einen 14-Jährigen, der einen Tag nach einem Autounfall in einem Krankenhaus gestorben ist. Dabei waren seine Verletzungen eigentlich nicht lebensbedrohlich.

Von Florian Fuchs

An der Bushaltestelle liegen Rosen, Freunde haben Lichter aufgestellt und Fotos aufgehängt. Hier, an der Haltestelle Potsdamer Straße auf der Leopoldstraße, ist am Sonntag ein 14 Jahre alter Schüler von einem Auto erfasst worden. Einen Tag später starb der Teenager im Krankenhaus. Der Schüler war im Viertel bekannt und beliebt, sein Tod hat große Bestürzung ausgelöst. Eine Obduktion soll nun klären, warum der 14-Jährige überhaupt gestorben ist: Die nach dem Unfall festgestellten Verletzungen waren nach Einschätzung der Ärzte eigentlich gar nicht lebensgefährlich gewesen.

Der Unfall passierte am Sonntagabend gegen 20 Uhr. Der Schüler war mit Freunden unterwegs, zusammen standen sie an der Haltestelle Potsdamer Straße und warteten auf die Straßenbahn. Weil aber der Linienbus in Richtung Münchner Freiheit früher kam als die Tram, wollte der 14-Jährige von der Haltestelle in der Mitte der Leopoldstraße über die zweispurige Fahrbahn zur Bushaltestelle auf dem Fußgängerweg rennen - und übersah dabei offenbar den Wagen eines 51-Jährigen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg.

Der Fahrer, den nach ersten Erkenntnissen wohl keine Schuld trifft, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Der 14-Jährige wurde vom linken Außenspiegel des Fahrzeugs erfasst und auf den Asphalt geschleudert.

Zeugen alarmierten den Rettungsdienst, der den Schüler in ein Krankenhaus brachte. Dort stellten die Ärzte einen Bruch des linken Schienbeins, eine Gehirnerschütterung und eine Lungenprellung fest. Schwere Verletzungen ohne Frage, von Lebensgefahr jedoch war keine Rede.

Über Nacht aber, so heißt es bei der Polizei, verschlechterte sich der Zustand des Patienten plötzlich rapide. Die Ärzte verlegten den Schüler in eine Spezialklinik, doch auch dort war ihm nicht mehr zu helfen. Am Montagnachmittag starb der Teenager.

Vielleicht hatte er bei dem Unfall noch eine Verletzung davon getragen, die unentdeckt geblieben war. Vielleicht litt der 14-Jährige aber auch an einer Vorerkrankung, die in Kombination mit den Verletzungen von dem Unfall tödlich war. Dies wollen Ärzte nun bei der Obduktion klären.

Die Haltestelle an der viel befahrenen Kreuzung Leopoldstraße/Potsdamer Straße gilt eigentlich nicht als Unfallschwerpunkt. Oft steigen hier Schüler in den Bus oder in die Straßenbahn, im Umkreis gibt es zahlreiche Schulen, Kindergärten und Sportplätze.

Auch der 14-Jährige war gerne in der Gegend unterwegs, er spielte häufig Basketball, war Fan der Chicago Bulls und des Rappers Eminem und beschäftigte sich mit Graffiti. Knapp 700 Freunde hatte der Teenager auf Facebook, einige seiner engsten Kumpel haben an die Haltestelle neben den Fotos von dem Schüler und den Rosen auch einen Zettel aufgehängt. "Die Toten sind nicht tot, sie sind nur nicht mehr sichtbar", steht darauf geschrieben.

© SZ vom 19.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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