Schwabing:Rettung ist möglich

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Stadtrat und Lokalpolitiker setzen sich dafür ein, dass die Schließung des Schwimmbades der Hypovereinsbank am Tucherpark nicht endgültig ist. "Wir können uns vorstellen, das Bad zu nutzen", heißt es bei der Stadt

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Nach Schließung der Schwimmhalle der Hypovereinsbank (HVB) am Tucherpark hat die Stadt Gespräche über eine mögliche Übernahme der Anlage mit dem Unternehmen aufgenommen. "Wir können uns durchaus vorstellen, das Bad zu nutzen", sagt eine Sprecherin des Referats für Bildung und Sport (RBS). Über Details einer möglichen Vereinbarung will indes weder die Behörde noch die Bank Auskunft geben. "Selbstverständlich sind wir offen für Gespräche mit der Stadt und anderen Betreibern. Gespräche mit der Stadt werden bereits geführt - mit ergebnisoffenem Ausgang", teilt die HVB in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Die Stadt kommt damit umgehend Anträgen aus der SPD-Stadtratsfraktion sowie aus zwei Bezirksausschüssen nach. Die Bürgervertreter in Schwabing-Freimann haben am Dienstag mit einem Eilantrag die Stadt aufgefordert, eine weitere Nutzung des Schwimmbades zu prüfen. Bereits zuvor hatte der Altstadt-BA den Vorstoß zur Rettung des Bades unterstützt. Gegebenenfalls sollten Zuschüsse für die Sanierung gewährt werden, um den Betrieb wiederherzustellen, schlagen die Schwabinger Politiker vor. "Es werden so schnell keine Flächen für Schwimmbäder zur Verfügung stehen", heißt es in dem Papier.

Die HVB hatte zum Jahreswechsel das Schwimmbad ihrer Betriebssportsektion, dem HVB-Club, geschlossen. Als Grund wird hoher Sanierungsbedarf angegeben; das Bad habe "aus sicherheitstechnischen Gründen" nicht mehr geöffnet werden können, heißt es. Die Bank sieht eine Sanierung als nicht rentabel an, weil die Anlage am Tucherpark zuletzt nicht ausgelastet gewesen sei, obwohl auch Externe das Schwimmbad hatten nutzen dürfen. Dies stieß auf ähnlich wütende Proteste wie die Entscheidung der Allianz Versicherung vom Dezember 2017, seinem Betriebssportverein SV Weißblau das Stammgelände an der Osterwaldstraße zu kündigen. Dies nimmt die CSU-Stadtratsfraktion nun zum Anlass, von der Stadtverwaltung per Anfrage eine Strategie für die frei werdenden Betriebssportstätten zu verlangen.

Beide Fälle werfen erneut ein Schlaglicht auf den großen Mangel an Sportflächen in der Stadt, der sich mit dem immensen Zuzug immer weiter verschärft. Seit Jahren buhlen die Vereine um die äußerst raren Hallenkapazitäten - und bei den 33 Schulschwimmbädern und 17 städtischen Anlagen ist es nicht anders. "Der Bedarf ist sehr hoch, was die Beckenzeiten angeht sind alle Bäder randvoll", sagt Stadtwerke-Sprecher Michael Solić. Ähnliches gilt für die Becken in den Schulen, indes derzeit nach Behördenangaben sieben Schwimmbäder bei Schulneubau-Projekten in Planung sind, dazu je eine Schwimmanlage in Freiham und in der Messestadt Riem.

Schon seit Jahren will unterdessen das Sportamt angesichts vieler Kinder, die nicht Schwimmen können, den Unterricht ankurbeln. Mit der HVB-Schwimmhalle ist nun ein Ort dafür weggebrochen. "Jedes Bad, das schließt, verringert die Möglichkeiten für die Münchnerinnen und Münchner, schwimmen zu gehen", so eine RBS-Sprecherin.

Das beklagt auch der Ortsverband München-Tivoli der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Seit 1975 bildet der Verein in der HVB-Clubanlage Kinder zu Schwimmern, Jugendliche und Erwachsene überdies zu Rettungsschwimmern aus. "Wir verlieren unseren Trainings- und Ausbildungsort", sagt die Sektionschefin von München-Tivoli, Roswitha Zander. Die städtischen Bädern seien "völlig ausgebucht". Dennoch hat das RBS eine Lücke gefunden: Der Unterricht kann nun erst einmal am Samstagnachmittag im Schwimmbad der Schule an der Flurstraße stattfinden. "Ein großes Glück", nennt das Roswitha Zander.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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