Schwabing:Raus aus der Isolation

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Abendtreff für Junge: Das Club-In möchte sein Angebot erweitern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In einem Jugendtreff gibt es einen Kochnachmittag für Flüchtlingsfrauen - das Angebot soll ausgebaut werden

Von Ellen Draxel, Schwabing

Sechs Frauen sind am Dienstag- oder Donnerstagnachmittag immer da. Sie kommen mit ihren Kindern aus den Flüchtlingsunterkünften ins Club-In an der Friedrich-Loy-Straße 16, um gemeinsam zu kochen. Der Internationale Treff für junge Leute von 17 bis 27 Jahren verfügt über eine kleine Küche, in der die Frauen unter sich sind. Hier müssen sie sich nicht verstellen oder zusammenreißen. Hier dürfen sie auch mal ihr Kopftuch ablegen, wenn ihnen danach ist.

"Kochtreff für junge Frauen" nennt sich das Angebot, das es beim Club-In nun schon seit fast zwei Jahren gibt. Anfangs fand der Termin einmal pro Woche statt, inzwischen gibt es in jeder zweiten Woche zwei Kochnachmittage. Der Bedarf, Frauen aus ihrer Isolation zu holen, sei groß, meint Club-In Leiterin Ulrike Stempfle. "Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ist das Feld an Unterstützungsangeboten gut bestellt, auch Männer finden leichter aus der Isolation." Frauen aber müsse man erfahrungsgemäß an die Hand nehmen. "In den Unterkünften haben Frauen oft keinen Schutzraum. Sind sie dann bei uns, erleben wir, wie frei sie sich plötzlich fühlen." Speziell für junge geflüchtete Frauen bietet das Club-In deshalb noch ein zweites Angebot am Nachmittag an - ein Sprachcafé montags zwischen 14 und 16 Uhr, Kinderbetreuung inklusive. "Das ist kein klassischer Deutschkurs, da geht es um Basics: Wir machen zum Beispiel Spaziergänge oder erklären den Frauen, wie man eine Fahrkarte kauft", sagt die Sozialpädagogin Stempfle.

Finanziert werden sämtliche Nachmittagsangebote derzeit vom Aktionsplan des Stadtjugendamts für junge Flüchtlinge - denn eigentlich hat der Internationale Treff nur in den Abendstunden von 19.30 Uhr an geöffnet. Ende des Jahres aber läuft die Anschubfinanzierung aus.

Das Team des Club-In jedoch möchte die Angebote weiterführen können. "Wir brauchen eine generelle Erweiterung unserer Zielgruppe und die Möglichkeit, den Treff auch vormittags und nachmittags öffnen zu können", sagt Ulrike Stempfle. Gerade geflüchtete Frauen, die schwanger seien oder Kinder zu betreuen hätten, bedürften einer Betreuung, sie könnten abends nicht mehr raus. Einen Antrag auf eine zusätzliche Personalstelle mit 15 Stunden hat die Leiterin bereits beim Stadtjugendamt für das Jahr 2018 eingereicht. Der Bezirksausschuss Schwabing-West unterstützt ihre Forderung.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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