Schwabing:Nun geht es um die ganze Fassade

Lesezeit: 2 min

Mit der Zusage, die Sphinx-Figuren am Nordfriedhof zu rekonstruieren, geben sich Schwabings Lokalpolitiker nicht zufrieden

Von J. Korsche, S. Mühleisen, Schwabing

Geht es nach den Schwabinger Lokalpolitikern, sollen nicht nur die beiden verschwundenen Sphinx-Figuren an das Westportal des Nordfriedhofs zurückkehren - der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann fordert nun auf Initiative der örtlichen Freien Wähler, die ganze Fassade samt Inschriften und Reliefs originalgetreu zu restaurieren. Ferner verlangt das Gremium die denkmalgerechte Sanierung des Innenbereichs und zeigt sich gemäß eines einstimmig gefassten Beschlusses bereit, dafür Geld aus seinem Budget beizusteuern. Unterdessen haben die Stadtratsmitglieder Ulrike Grimm und Dorothea Wiepcke (beide CSU, letztere ist auch Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann), einen entsprechenden Antrag im Stadtrat eingebracht. Die Friedhofsverwaltung soll demnach darlegen, wann und wie die Westfassade des Nordfriedhofs in den Originalzustand zurückgebracht werden kann.

Mit seiner Eingabe an das Kommunalreferat macht der Bezirksausschuss deutlich, dass es dabei auch um eine bereits mehrfach formulierte Forderung aus dem vergangenen Jahrzehnt geht. Denn das Gremium erneuert zudem seine Anträge aus den Jahren 2009 und 2014, die Aussegnungshalle und den Eingangsbereich des Nordfriedhofs zu sanieren. "Über die Jahre ist sehr sorglos mit den Baulichkeiten umgegangen worden", hieß es etwa in dem Antrag von 2009. Und daran habe sich bis heute nichts geändert, wie die Autorin beider Anträge, Petra Piloty (SPD) zuletzt einmal mehr betonte.

Für die Restaurierung der Sphingen sind die Weichen bereits gestellt. Qua Stadtratsbeschluss wird der Landesinnungsverband des bayerischen Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks in Kooperation mit einer Meisterschule eine Sphinx-Plastik auf der Grundlage von historischem Bildmaterial anfertigen. Das fertige Werk bekommt die Stadt geschenkt, die Rekonstruktion der zweiten Sphinx wird aus der Stadtkasse finanziert.

Was die Westfassade des Friedhofsbauwerks angeht, hob Dirk Heißerer, Literaturwissenschaftler und Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München, in der Sitzung der Lokalpolitiker die kulturgeschichtliche Bedeutung des Portals hervor. Diese gehe weit über den architektonischen Aspekt hinaus. Heiserer verwies auf die Novelle "Der Tod in Venedig", in der Thomas Mann zu Beginn die Fassade und die Sphingen erwähnt. Vorbild für die Rekonstruktion der Schauseite könnten, neben den Beschreibungen Manns, auch historische Fotografien sein, die den Eingang zur Aussegnungshalle um 1910 zeigen. So belegen zeitgenössische Zeugnisse, dass oberhalb des Portikus, um die drei Oberlichtfenster herum, Reliefs sowie Inschriften zu sehen waren. An der Ostseite sei die Original-Fassade noch erhalten, sie könne Anleitung für die denkmalgerechte Restaurierung sein, sagte Heißerer und fügte an: Die Rekonstruktion der Westfassade sei "ein religions- und kulturgeschichtliches Projekt von kaum zu überschätzender Bedeutung".

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: