Schwabing:Noch mindestens ein Jahr bis zum Baustart

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Diffiziles Projekt: Allein der Denkmalbefund für das Haus an der Haimhauserstraße neben der Schule (re.) dauerte offenbar das ganze Jahr 2017. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Februar 2016 wurde die Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße wegen Statikproblemen geschlossen, 100 Betreuungsplätze fielen weg. Aus Denkmalschutzgründen zieht sich die Sanierung hin, neuerdings ist ein Erweiterungsbau mit Aufzug und Rampen geplant

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Es ist bald vier Jahre her, dass die städtische Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße 17 quasi über Nacht geschlossen wurde. Ein Statiker hatte gravierende Schäden an der Gebäudesubstanz festgestellt - zu gefährlich also, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Damit brachen im ohnehin mäßig versorgten Altschwabing plötzlich knapp 100 Kita-Plätze weg. Nun zeichnet sich ab, dass der Mangel noch einige Zeit anhalten wird: Denn der Start von Generalsanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Gebäudes wird sich noch mehr als ein Jahr hinziehen, wie sich jetzt herausstellt. "Es ist ein schwieriges Bauprojekt", sagte die mit der Sache betraute leitende Baudirektorin beim städtischen Baureferat, Iris Lemke, in der Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann.

Schwierig heißt in diesem Fall: Das Baureferat hatte die ursprüngliche Planung kippen müssen, da sich die Anforderungen des Denkmalschutzes als komplizierter herausstellten, als zunächst gedacht. Das Gebäude, ein freistehender, dreigeschossiger Walmdachbau mit Neurenaissance-Gliederung, wurde in den Jahren 1873 bis 1875 als Schulhaus errichtet, ist Teil des Ensembles Altschwabing sowie als Einzeldenkmal eingetragen. Zunächst kam im Zuge der Statikprüfungen nach der Schließung im Februar 2016 heraus, dass das Mauerwerk ziemlich porös ist. Die Behörde ließ also die Holzbalkendecken zusätzlich abstützen, Injektionen in Fundamente und Mauerwerk durchführen, um die Statik zu sichern. Es folgte eine penible Bestandsaufnahme und Beurteilung in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Diesen allem Anschein nach recht diffizile Denkmalbefund zu erheben, dauerte offenbar das ganze Jahr 2017. Nach Angaben des Baureferats galt es, die zahlreichen Farbschichten auf den Wänden im Innenbereich zu dokumentieren, denn diese Schichten sollten bei der Sanierung berücksichtigt werden.

Das alles fügte sich zu einem recht komplexen Bild vom Zustand des Gebäudes, während die lokale Politik und auch die Bürger immer ungeduldiger wurden. Der Bezirksausschuss drang schon vor zwei Jahren angesichts des örtlichen Kitaplatzmangels darauf, einen Interimsbau bereitzustellen. Doch das Bildungsreferat lehnte die vorgeschlagenen Standorte ab, etwa auf der Wiese am Biederstein oder am Adam-Erminger-Platz. Zuletzt wurden im Lokalgremium im Mai 2019 kritische Stimmen laut, dass sich an der Haimhauserstraße 17 anscheinend nichts bewegt.

Allein es bewegte sich etwas, nur eben äußerst zäh, wie Baudirektorin Lemke in der Sitzung durchblicken ließ. Es gab bereits erste Vorplanungen, die im November 2017 in den Stadtratsbeschluss fürs Kitabauprogramm eingeflossen waren, nun aber mit der detaillierten denkmalfachlichen Bestandsaufnahme für das Bauprogramm 2019 komplett umgekrempelt werden mussten: Denn es erwies sich als wirtschaftlich und praktisch sinnvoller, angesichts eines modernen Kita-Raumkonzepts und der gewünschten Barrierefreiheit einen Erweiterungsbau zu errichten. In den Worten von Baudirektorin Lemke: "Die Planung wurde neu gestartet."

Weiter verzögert wird die Sache dadurch, dass derzeit auf der benachbarten Hausnummer 23 die ebenfalls denkmalgeschützte Grundschule saniert wird, die für den Erweiterungsbau benötigte Fläche aber während der Bauzeit belegt ist, sprich: Es kann mit dem Kita-Projekt erst losgehen, wenn das Schulprojekt voraussichtlich Ende 2020 abgeschlossen ist.

Die Konturen des Konzepts sehen nun so aus: Auf dem Freibereich zwischen Bestandsgebäude und Schule wird ein Neubau angegliedert, in den ein schmales Zwischengebäude mit Aufzug und Rampen eingeschoben wird, wodurch beide Bauten barrierefrei erschlossen werden. Es soll wieder 100 Kita-Plätze geben, mit vier Gruppenräumen sowie einem Mehrzweckraum. "Es wird ein ruhiger, von der Straße geschützter Innenhof entstehen, den die Kinder als Freifläche nutzen können", teilt eine Behördensprecherin mit. Allerdings ist dies bisher nur ein Strukturentwurf. Für die Ausführung sind dem Vernehmen nach noch weitere Abstimmungen mit den Denkmalbehörden nötig. Denn die Aufgabenstellung beschreibt eine Behördensprecherin so: "Die Fassade des Erweiterungsbaus soll sich in das Ensemble der umliegenden Bestandsgebäude einfügen und gleichzeitig zeigen, dass es sich nicht um ein historisches Gebäude handelt."

© SZ vom 02.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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