Schwabing:Noch ein Versuch

Lesezeit: 1 min

Bevor über den Erhalt der drei Häuser an der Sailerstraße entschieden wird, gibt es noch einen Ortstermin

Von Ellen Draxel, Schwabing

"Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Noch stehen die drei Häuschen an der Sailerstraße 2, 4 und 6, und Robert Brannekämper will sie auch noch nicht ganz aufgeben. Der CSU-Landtagsabgeordnete hat sich am Mittwoch im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtages für den Erhalt der fast 120 Jahre alten Häuserzeile im westlichen Schwabing ausgesprochen - mit einer von den Altstadtfreunden eingebrachten Petition.

"Die Lokalbaukommission", argumentiert der Politiker, habe "verfahrensfehlerhaft gehandelt, da sie vor Erteilung der Baugenehmigung nicht die Denkmalschutzbehörde beteiligt und angehört hat". Wie das passieren konnte bei Plänen, die aus dem Jahr 1898 stammen, ist für Brannekämper nicht nachvollziehbar. Ohne diesen Schritt aber, sagt der Abgeordnete, war die LBK "nicht in der Lage, zu beurteilen, ob die Häuser Baudenkmäler sind und das Vorhaben somit genehmigungsfähig ist". Deshalb müsse der geplante Abriss nun erst einmal gestoppt werden - und die LBK die Baugenehmigungen "notfalls" zurücknehmen. Die pittoresk anmutende Häuserzeile ist erhaltenswert - das bezeugen selbst Denkmalschützer wie der Generalskonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil. Trotzdem sind die Gebäude keine eingetragenen Denkmäler, denn das Landesamt für Denkmalpflege, das die Denkmaleigenschaften von Bauten prüft, wurde erst 2016 auf die gründerzeitlichen Häuser aufmerksam. Der frühere Eigentümer der Sailerstraße 4 hatte damals sowohl die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt als auch das Landesamt angeschrieben und auf sein Haus, das von "Touristen bestaunt und oft fotografiert" werde, hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch waren die Abriss- und Neubauanträge bereits seit Längerem von der Lokalbaukommission genehmigt. Und rechtskräftig erlassene Verwaltungsbescheide genießen Vertrauensschutz.

Aufgeben aber wollen Brannekämper und die Altstadtfreunde um Martin Schreck deswegen noch lange nicht. "Die Tendenz in München in Sachen Städtebau geht, weil Wohnraum Mangelware ist, häufig in die falsche Richtung", kritisiert Schreck. Bei den Entscheidern fehle oft die Sensibilität für die historische Architektur von Gebäuden.

Der Landtag hat die Behandlung der Petition zum Erhalt der drei Giebelhäuschen jetzt erst einmal auf den 5. April verschoben. Kommenden Mittwoch wollen sich einige Abgeordnete noch ein Bild vor Ort machen, bevor sie eine Entscheidung fällen. "Das Problem ist, dass wir ziemlich spät dran sind", gibt Brannekämper zu. "Aber wir würden der Stadt schon gerne signalisieren, dass sie einen Fehler macht, wenn sie die Genehmigung für den Abriss nicht zurücknimmt."

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: