Schwabing:Neue Vorfahrt, altes Tempolimit

Die seit einigen Wochen geltende neue Vorfahrtsregelung in der Clemensstraße hat Anwohnern und Lokalpolitikern zufolge einen unerwünschten Nebeneffekt: Autos durchqueren die Straße jetzt deutlich rasanter als bisher. Etwa die Hälfte der Autofahrer, so die Beobachtung der Westschwabinger Bürgervertreter, drücke aufs Gas und erreiche eher Tempo 50 als Tempo 30. Ein Nachbar spricht gar von einer "Rennstrecke", die genutzt werde, um "hier schnell durchs Wohngebiet brettern und dabei auch gern Radfahrer auf die Seite hupen zu können".

Die Clemensstraße ist Teil eines Pilotprojekts. Die Stadt will in dieser ersten Fahrradstraße Münchens und auf zwei weiteren Routen testen, ob es sinnvoll sein könnte, die in ganz München bislang geltende Rechts-vor-links-Regelung in Fahrradstraßen in ein Vorfahrtsrecht für Radler umzuändern. Kämen Radfahrer auf diese Weise schneller voran, so die Hoffnung der Verkehrsplaner, würden möglicherweise mehr Menschen auf dieses Verkehrsmittel umsteigen.

Im westlichen Schwabing aber reagiert man skeptisch. Kommendes Jahr soll auch die Birnauer Straße zur Vorfahrtsstraße werden, als Teil der Pilotroute Nymphenburg-Petuelring. Weil der Verkehrsdruck in der Birnauer Straße jedoch noch erheblich höher ist als in der Clemensstraße, sieht der Bezirksausschuss diese geplante Änderung kritisch.

Dabei ist unstrittig, dass in Fahrradstraßen generell Tempo 30 gilt. Auch dann, wenn sie zur Vorfahrtsstraße werden, wie der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats Johannes Mayer betont. "Die Clemensstraße wurde zwar aus der bestehenden Tempo-30-Zone ausgenommen", um die neue Regelung umsetzen zu können. "An der Geschwindigkeitsregelung ändert das aber nichts." Vermutlich sei das nur weniger bekannt, weil auf dem Fahrradstraßenschild die Tempobegrenzung nicht mitverzeichnet sei.

© SZ vom 28.12.2018 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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