Schwabing:Juristischer Dreh

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Das Parklizenzgebiet "Winzererstraße" soll erweitert werden. So könnte der Ackermannbogen doch zur Wapperlzone werden

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Siedlung am Ackermannbogen soll nun doch Parklizenzgebiet werden. Geplant ist, wie einer überraschenden Mitteilung des Planungsreferats zu entnehmen ist, die bestehende Wapperlzone "Winzererstraße" um das Neubauquartier nach Westen zu erweitern und zu arrondieren. Die neue Siedlung allein dürfte zwar keine Lizenzzone werden, da am Ackermannbogen - einem Neubauviertel - rechnerisch ausreichend Stellplätze auf Privatgrund vorhanden sind. Als Teil eines größeren Parkraummanagement-Gebiets aber, in dem die Bestandsbebauung ein hohes Defizit an privaten Parkraum aufweist, könnten die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden, räumt die Behörde ein. Zumal ihr seit Jahren "zahlreiche Hinweise auf eine sehr angespannte Parksituation" sowohl aus dem bestehenden Gebiet Winzererstraße als auch aus dem Ackermannbogen vorliegen.

Die Klagen der Anlieger über zu wenig freien Parkraum in ihrem Viertel halten seit Jahren an. "Fakt ist, dass unsere Besucherstellplätze jeden Morgen von Leuten belegt werden, die um die Ecke arbeiten, in der dortigen Lizenzzone aber nicht den ganzen Tag kostenlos stehen dürfen", sagt die Leiterin der Nachbarschaftsbörse am Ackermannbogen, Heidrun Eberle. "Das ist verständlich, weil wir momentan wie eine Insel aus lauter Gebieten mit Parkdruck herausragen. Aber es ist natürlich nicht Sinn der Sache."

Auch Firmenwagen und Wohnmobile würden häufig in der Siedlung abgestellt. Wer als Anwohner mal kurz halten wolle, um Einkäufe auszuladen, finde deshalb häufig keinen Parkplatz. Teils stünden die Autos sogar in zweiter Reihe, sodass man kaum mehr vorbeikomme. Besonders schlimm ist die Situation in den Anwohnerstraßen, wenn im benachbarten Olympiapark größere Veranstaltungen stattfinden. Während des Tollwood-Festivals schiebt die Polizei schon seit Jahren Extra-Schichten bei den von den Bewohnern erbetenen Kontrollen, bei Wochenend-Ereignissen in der Olympiahalle oder gar im Olympiastadion suchen oft dutzende Autofahrer Lücken am Straßenrand von Therese-Studer-, Elisabeth-Kohn-Straße oder Gustav-Landauer-Bogen. "Das Unangenehme ist dann der permanente Suchverkehr", sagt Eberle, "denn jeder Parkplatz kann natürlich nur einmal belegt werden." Sie selbst würde die Integration der Siedlung in eine Lizenzzone daher begrüßen.

Die Parkraumbewirtschaftung in der Neubausiedlung einzuführen, heißt es in dem Schreiben des Planungsreferats, sei bereits diskutiert worden, als das Lizenzgebiet Winzererstraße startete. Damals allerdings seien weite Bereiche des Ackermannbogens noch nicht entwickelt gewesen, weshalb man das Vorhaben zurückgestellt habe. Jetzt, da das Quartier fertig sei, solle "die Ausdehnung umgesetzt werden". Ein entsprechender Beschlussentwurf ist in Arbeit. Zwar ist die Vorlage, deren Zielrichtung nun dem Bezirksausschuss Schwabing-West vorgestellt werden soll, noch nicht abgestimmt. Noch deutet allerdings nichts darauf hin, dass der von den Behörden nun gefundene juristische Dreh nicht ausgenutzt werden kann.

Die Regelungen zur Ackermannbogen-Siedlung sind Teil eines größeren Pakets zum Parkraummanagement. Noch im Mai sollen die betroffenen Bezirksausschüsse angehört werden. Die Stadtverwaltung wurde bereits 2012 beauftragt, für Viertel wie am Ackermannbogen Lösungen zu finden. Dazu seien Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu schaffen, die "auf den Bedarf der jeweiligen Gebiete abgestimmt" sein sollen. Die referatsübergreifende Arbeitsgruppe setzt dabei offenbar generell auf die Idee, Gebiete mit besonderen Problemlagen benachbarten Wapperlzonen zuzuschlagen. Das ermöglicht es nicht zuletzt, trotz vorhandener privater Stellplätze in einem Teil der neu umrissenen Zone, ein Defizit an Stellflächen nachzuweisen und damit die rechtlichen Vorgaben einzuhalten. Zugleich werden die Gebiete insgesamt und damit auch die erlaubten Suchkreise größer - die Chance, einen Stellplatz zu finden, erhöht sich. Nun, da der letzte Bauabschnitt der Siedlung am Ackermannbogen seiner Fertigstellung entgegengeht, können endgültige Regelungen getroffen werden: Das künftig erweiterte Lizenzgebiet "Winzererstraße" wird dann durch die Ackermannstraße, die Schleißheimer und Hohenzollern- sowie die Schwere-Reiter-Straße begrenzt.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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