Schwabing:Grüner Schulterschluss

Lesezeit: 2 min

Nachbarn und Politik wehren sich weiter gegen Abholzungen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Bewohner der Herzogstraße 84 und Apianstraße 8 haben den Kampf um den Erhalt ihres idyllischen Innenhofs noch nicht aufgegeben. Im Schulterschluss mit dem Bezirksausschuss Schwabing-West, dem jetzt ein Baumfällungs-Antrag zur Anhörung vorgelegt wurde, protestieren sie gegen das Verschwinden von 17 Bäumen, vier davon mit einem Stammumfang von mehr als 80 Zentimetern und damit unter die Baumschutzverordnung fallend.

Es ist dasselbe Bauvorhaben, für das auch die Münchner Tierrettung bereits vor zwei Wochen die Kündigung ihrer bisherigen Räumlichkeiten erhalten hat: Die Tierschützer müssen gehen, weil künftig ein Durchgang den Weg zum Neubau ermöglichen soll.

"Die drei größten Bäume, die laut dem Baumfällungsplan weichen müssen, sind hochgewachsene Bergahorne", weiß Mieterin Bettina Schopis. Zwei davon sollen nach der Neubebauung des Hofs durch junge Bäume ersetzt werden, anstelle des dritten ist eine Felsenbirne vorgesehen - "was aber ein Strauch und kein Baum ist", moniert die Anwohnerin. Der Kettensäge zum Opfer fallen soll außerdem eine serbische Fichte. "Diese Fichte steht allerdings auf dem Nachbargrundstück an der Apianstraße 8, deshalb gibt es für deren Fällung gar keinen Grund."

Ähnlich sehen das Westschwabings Lokalpolitiker. "Der Bauherr, der die Baumfällungen beantragt hat, will nur schnell Tabula rasa machen, damit er auf freier Fläche agieren kann", kritisiert der Vorsitzende des Unterausschusses Planen und Wohnen, Oskar Haider (CSU). "Wir wollen aber, dass dieses Hinterhof-Idyll weiterhin erhalten bleibt." Das Plus von acht Studentenwohnungen, die in Form eines viergeschossigen Neubaus eingezwängt zwischen drei Kommunwänden in dem Hof entstehen sollen, wiege "in keiner Wiese die Nachteile für die Bewohner, darunter Familien mit Kindern, auf". Einen Kinderspielplatz mit 60 Quadratmetern in dem Innenhof errichten zu wollen, wie es die Planung vorsehe, sei "illusorisch", argumentiert Oskar Haider.

Im Hof wachsen neben den majestätischen, bis zu 15 Meter hohen Bergahornen auch eine Zierkirsche, ein Aprikosen- und ein Walnussbaum. Mit Efeu überwuchert ist außerdem eine Brandschutzmauer - diese, befürchten die Nachbarn, könnte bei Baumaßnahmen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Grün ist Lebensraum für Insekten und Marder und für Vögel wie Buchfinken, Mauersegler, Amseln, Meisen und Mönchsgrasmücken. Sogar Fledermäuse gebe es dort dank der kühlen Luft, sagen die Mieter. Die Untere Naturschutzbehörde hat beim Eigentümer bereits ein artenschutzfachliches Gutachten wegen der vielfältigen Tierwelt angefragt.

Die Baumfällungen jedenfalls haben die Stadtteilvertreter aus Schwabing jetzt wie auch schon zuvor den Vorbescheid zum Neubau des Studentenwohnheims einstimmig abgelehnt. Dass bislang noch keine Genehmigung für einen rechtsgültigen Bauantrag vorliegt, lässt die Mieter und Vertreter des Bezirksausschusses hoffen: Denn erst in diesem Zusammenhang darf die Untere Naturschutzbehörde auch eine Fällgenehmigung aussprechen.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: