Schwabing/Freimann:Kampfansage an die Schotterwüste

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Grüne wollen die Vorgärten in der Stadt insektenfreundlicher machen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing/Freimann

Es sind erstaunliche Kreationen, die sich auf der Facebook-Seite "Gärten des Grauens" finden: Da gibt es kunstvoll drapierte Geröllhalden zu sehen, aus denen eine einsame, bemitleidenswerte Pflanze sprießt; gern gepostet sind auch sorgsam platt gezogene Kies- und Schotterflächen, die Hauseingänge und Hinterhöfe verunstalten. Es ist die Dokumentation der Garten-Unkultur, die sich der Biologe Ulf Soltau mit viel Humor zum Ziel gesetzt hat - und sie wuchert auch in München, was die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann gar nicht lustig finden, im Gegenteil. "Schluss mit lebensfeindlichen Schottergärten auf Münchner Gemarkung" lautet der Titel eines Antrags, den das Gremium beschlossen hat.

Die Initiative setzt sich dafür ein, die Stadt möge das ihre dazu beitragen, dass die vermeintlich pflegeleichten Steinwüsten aus dem Stadtbild verschwinden, beziehungsweise erst gar nicht angelegt werden - etwa mit einer Broschüre zu insektenfreundlichen, pflegeleichten Vorgärten, so die Empfehlung des BA. "Schottergärten sind in den letzten Jahren in Mode gekommen", schreibt Antragsautorin Barbara Epple (Grüne), "sie gelten als pflegeleicht und aufgeräumt". Das seien sie aber gar nicht (weil sich auch im Schotter Pflanzen ansiedeln), dafür aber aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht äußerst schädlich.

Einem generellen Verbot wollte die Mehrheit im BA aber nicht das Wort reden. Seit Kurzem erlaubt es eine Novelle der Bauordnung den bayerischen Kommunen, Schotter- und Kunstrasengärten zu verbieten oder zumindest einzuschränken. "Man sollte eher Anreize schaffen, etwa mit einem Förderprogramm", sagte Dorothea Wiepcke (CSU). Womöglich, so ergänzte Petra Piloty (SPD), sollte die Stadt eine Änderung der Vorgartensatzung erwägen - wobei sich aber alle einig waren, die Schottergärten als lebensfeindlich einzustufen. So manche, vor allem Biologe Soltau und die vielen Besucher seiner Facebook-Seite, würden wohl hinzufügen, dass der Schotter auch als ästhetische Zumutung zu gelten hat.

© SZ vom 22.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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