Schwabing:Ende der Debatte

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Die Stadtviertelvertreter stimmen einhellig für die Sanierung des Elisabethmarktes

Von Ellen Draxel, Schwabing

Westschwabings Lokalpolitiker haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, den Elisabethmarkt neu zu strukturieren - auf Basis der vorgelegten Machbarkeitsstudie. Die Anhörung erfolgte in einer nur 30-minütigen Sondersitzung des Bezirksausschusses (BA): Das Beschlusspapier zur Zukunft des Marktes, das am 23. März dem Kommunalausschuss des Stadtrates vorgelegt werden soll, war der einzige Punkt auf der Agenda.

Zur Sitzung gekommen waren auch Unterstützer der Bürgerinitiative "Pro-Elisabethmarkt", BA-Chef Walter Klein (SPD) ließ mit Rückendeckung seines Gremiums diesmal aber keine Diskussion zu: "Wir haben heute keine Bürgersprechstunde." Für Debatten habe es die Informationsveranstaltung in der vergangenen Woche im Gisela-Gymnasium gegeben, das Votum nun sei ausschließlich Sache des Stadtteilgremiums. Die Befürworter einer Sanierung des Marktes im Bestand warfen dem Bezirksausschuss daraufhin "Arroganz" und "Ignoranz" vor: Das Verhalten der Politiker sei "peinlich und beschämend" und die Abstimmung eine "Farce", weil es nicht der Meinung der Bürger entspreche. Die Bürgerinitiative hatte kürzlich eine Petition für den Erhalt des Marktes mit 23 000 Unterschriften vorgelegt.

Der Markt am Elisabethplatz, das erläutert die Beschlussvorlage, soll so saniert werden, dass "markttypischer Charakter und Charme nicht verloren" gehen. Weiter heißt es: "Befürchtungen, die Stadt strebe an, Münchner Märkte zu seelenlosen Glas-Stahl-Bauten zu modernisieren, die ganz dem maximalen Profit dienen, sind also absolut unbegründet." Der Wunsch, die Münchner Märkte in ihrer derzeitigen Form möglichst unangetastet zu lassen, sei zwar verständlich, aber: "Doch ein Markt ist kein Museum", betont Kommunalreferent Axel Markwardt in seinem Papier. "Er muss leben. Er braucht Raum für Entwicklung, für Veränderung und Anpassung".

Beliebt und geliebt: Für viele Schwabinger ist der alte Elisabethmarkt mit seinen Buden das Herz ihres Stadtviertels. (Foto: Catherina Hess)

Notwendig sind laut einem TÜV-Gutachten Modernisierungen bei Hygiene, Waren-, Arbeits- und Brandschutz. Aber auch logistische Optimierungen sind unabdingbar, will man die Händler weiterhin gegenüber Supermärkten konkurrenzfähig halten, unterstreicht der Kommunalreferent. Derzeit fehlt es am Elisabethmarkt an Lagerflächen, Kühlmöglichkeiten und Sanitäranlagen. Axel Markwardt: "Ein Händler, dessen Salat in der Auslage sommerlichen Höchsttemperaturen oder winterlichen Minusgraden ausgesetzt ist, tut sich schwer. Wie soll er da Spitzenware anbieten?" Es sei "offensichtlich, dass es mit ein wenig Farbe hier und vielleicht einem neuen Dach da bei den in die Jahre gekommenen Ständen längst nicht getan" sei.

Die Machbarkeitsstudie, auf deren Basis der Markt am Elisabethplatz auch nach Überzeugung der Stadtviertelvertreter nun erneuert werden soll, sieht neun Marktgebäude "in optischer Anlehnung an die vorhandene kleinteilige Gebäudestruktur" vor. Stellplätze, Lager-, Sanitär- und Technikflächen für die Händler sollen in einem Untergeschoss untergebracht werden, die Zufahrt erfolgt über die Tiefgarageneinfahrt des benachbarten Stadtsparkassen-Neubaus. Jeder Stand wird künftig über etwa 300 Quadratmeter Nutzfläche verfügen und von drei Seiten zugänglich sein. Durch die Anordnung der neuen Stände und eine achteinhalb Meter breite Flaniermeile zwischen dem Markt und dem neuen Stadtsparkassen-Komplex, die zugleich als Feuerwehrgasse dient, sollen die rückwärtigen, hinterhofartigen Lagen verschwinden. Mit der vorgeschlagenen Variante "entsteht ein Markt, der den Händlern, Kunden und Besuchern durch den neu entstehenden Fußgängerbereich 46 Prozent mehr Flächen zur Verfügung stellt", heißt es in dem Beschlusspapier. Alle Händler erhalten nach der Sanierung wieder einen Platz mit unbefristeter Zuweisung auf dem Markt, auch das Sortiment soll dasselbe bleiben.

Engagiert: Bei einer Infoveranstaltung kämpften die Bürger für "ihren" Markt. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Kommunalreferat rechnet für den Elisabethmarkt inklusive Tiefgeschoss für Lager und Händlerfahrzeuge mit Investitionskosten "im unteren zweistelligen Millionenbereich". Derzeit decken die Einnahmen aus dem Markt-Betrieb die anfallenden Kosten nicht; die vorhandenen Defizite des Schwabinger Marktes können nur durch den Verbund der vier Lebensmittelmärkte in einer Gebühreneinheit aufgefangen werden.

Noch nicht detailliert festgelegt ist bislang die Optik des neuen Marktes am Elisabethplatz. Der Bezirksausschuss Schwabing-West regt zur Gestaltung der neuen Marktstände einen Bürger-Workshop an.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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