Schwabing:Ein letzter Antrag vor dem Abspann

Behördlicher Verfahrensfehler soll die Kinos Münchner Freiheit retten

Die Lokalpolitiker im Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann erhoffen sich, dass die Kinos Münchner Freiheit wegen eines behördlichen Verfahrensfehlers noch gerettet werden können. Das Gremium zeigt sich überzeugt, die Stadt hätte bei der Entscheidung für die Nutzungsänderung in dem Hauskomplex den Bezirksausschuss anhören müssen - was aber nicht geschah. "Das ist ein Formfehler", sagte SPD-Planungssprecherin Petra Piloty, weshalb die Genehmigung zurückgenommen werden könne, wenn nicht müsse. "Wir müssen versuchen, bei der Kaufhauserweiterung den Fuß in die Tür zu bekommen", sagte sie.

Wie Anfang Juli bekannt wurde, muss der Kino-Betreiber Thomas Kuchenreuther nach knapp einem Vierteljahrhundert das Lichtspielhaus schließen, weil der Mietvertrag für zwei Säle endet. Schon zuvor hat die Stadt eine Nutzungsänderung für das Gebäude an der Leopoldstraße 82 erteilt - zu einer "erweiterten Verkaufsfläche mit Lagerflächen", wie es in dem Behördenpapier heißt. Die Vermutung liegt, nicht nur für die BA-Politiker, nahe, dass Karstadt sich in dem Gebäude ausdehnen will; eine Bestätigung gab es dafür bisher nicht. Der Bezirksausschuss fordert die Stadt nun auf, die Nutzungsänderung zurückzunehmen und das Kino zu erhalten, auch aus historischen Gründen: Die Kinoräume waren bis 1994 formal als Bürgerversammlungsstätte ausgewiesen; die Stadt zierte sich damals, eine Nutzungsgenehmigung für die Kinos zu gewähren. In der Folge wurde die öffentliche Tradition fortgeführt, indem dort etwa das SPD-Kulturforum gastierte. Sollte Karstadt die Flächen belegen, wären die Räume für bürgerschaftliche Nutzung verloren. Nach Marianne Weinzierls (SPD) Einschätzung war eine kulturelle Nutzung an die Betriebsgenehmigung gekoppelt. "Und nun fällt sie, ohne dass der Bezirksausschuss unterrichtet wird", zeigte sie sich empört.

© SZ vom 24.07.2019 / smüh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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