Schwabing:Glaswand und Mautstation

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Schwabings Bürger stimmen mit Augenmaß ab

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Bezirksausschüsse haben oft mit dem Vorurteil zu kämpfen, sie hätten nichts zu sagen und nichts zu entscheiden. Dabei können diese Gremien durchaus etwas bewegen, oft allein dadurch, dass sie ihre Stimme erheben. Im Bezirk Schwabing-Freimann wissen das die Menschen zu schätzen - manche sogar so sehr, dass sie ihre Politiker gern mit einem richtig fetten Budget ausstatten würden. In der Bürgerversammlung hat jetzt ein Mann gefordert, an dem neuen Brückenbauwerk über die A 9 an der Domagkstraße solle eine Mautstation errichtet werden - und die Einnahmen an den Bezirksausschuss fließen. Am Grinsen des Vorsitzenden Werner Lederer-Piloty (SPD) war abzulesen, dass er diese kuriose Idee zu schätzen wusste. Es zeigte aber auch, wie zufrieden er mit dem Verlauf der Versammlung war, die ziemlich schnell über die Bühne ging.

Gut 130 Besucher waren in die Aula des Maximiliansgymnasiums gekommen - ein deutliches Zeichen, dass die Schwabinger sich für ihren Stadtteil interessieren. Allerdings wurde nur ein knappes Dutzend Anträge verhandelt, ein Indiz dafür, dass sich die Probleme der Menschen in diesem Stadtteil in Grenzen halten. Ein älterer Herr verlangte etwa, die Stadt möge die Musik in den U-Bahnhöfen wieder abschaffen, "Blödsinn", sei das. Nur acht Anwesende fanden das auch - der Rest stimmte dagegen. Durchsetzen konnte sich der Mann jedoch mit seiner Forderung, der Bushaltestelle des 54er Busses an der Münchner Freiheit ein Wartehäuschen zu gönnen. Ein Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beschied jedoch: "Dafür sind größere Umbauten nötig; einfach ein Häuschen hinstellen, geht hier nicht."

Kein Statement gaben die Vertreter der Stadtverwaltung dagegen zum dringenden Appell einer Emissärin der Schwabinger Simmernschule ab. Sie berichtete von drangvoller Enge in dem Gebäude, wobei die Schülerzahlen in den nächsten Jahren weiter steigen würden. "Bitte nehmen Sie sich dieses Problems an", appellierte sie an die Adresse der Behörden. Die Besucher unterstützen das ebenso wie die Forderung eines Anwohners im Biederstein-Viertel nach einem "wirksamen Immissionsschutz" am Mittleren Ring bei der Jungwirth- und der Liebergesellstraße. Dagegen fand eine Lärmschutzwand an der Leopoldstraße zwischen den Hausnummern 106 und 108 keine Mehrheit. Eine Glaswand gegen den Verkehrslärm stellte sich der Antragsteller vor - doch die Mehrheit war dagegen. Ebenfalls gescheitert ist der Vorstoß, im Quartier um Jungwirth- und Liebergesellstraße ein Einfahrtsverbot zu verhängen. Das Gebiet sei "derart überlaufen von Biergartenbesuchern", so die Antragstellerin. Sie bekam jedoch zu hören, es seien nun mal öffentliche Straßen, die auch für jeden befahrbar sind. Zugeneigt zeigten sich die Besucher dafür bei ihrem Anliegen, den Schwabinger Bach in diesem Bereich von wuchernden Büschen an den Ufern zu befreien.

Der Antrag auf eine Mautstelle zugunsten des Bezirksausschusses fand übrigens keine Mehrheit - obwohl alle Bürgervertreter die Hand hoben. "Das ist nicht der richtige Ort für Ihr Anliegen", bemerkte Stadtrat Manuel Pretzl (CSU): "Sie müssen an die Autobahndirektion Südbayern schreiben, wenn Sie eine Mautstelle wollen."

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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