Schwabing:Diffuse Ängste

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Schwabinger Bürger treibt die Sorge um, dass die Sanierung dem Elisabethmarkt seinen Charme nimmt. Markthallen-Chef Boris Schwartz versucht zu beruhigen, die meisten Standbetreiber befürworten den Umbau

Von Ellen Draxel, Schwabing

Gegen die geplante Sanierung des Elisabethmarktes regt sich Protest. Vereinzelt zwar nur, doch schloss sich immerhin die Bürgerversammlung im Oktober einem entsprechenden Antrag mit Beifall an. Jetzt kam wieder eine Wortmeldung in der Sitzung des Westschwabinger Bezirksausschusses. Die Kommentare zeigen, wie wichtig den Schwabingern ihr "lieb gewonnenes und unentbehrliches Bürgerplätzchen" wirklich ist. Wie sehr sie sich sorgen, die Sanierung könne den Markt seinen Charme kosten. Dass diese Angst nicht völlig von der Hand zu weisen ist, zeigt sich an der die Entwicklung rund um die sanierte Großmarkthalle.

Der Elisabethmarkt muss, ebenso wie der Pasinger Viktualienmarkt, der Markt am Wiener Platz und später auch der Viktualienmarkt in der Innenstadt, modernisiert werden - Hygiene- und Brandschutz genügen nicht mehr den Vorschriften. Das hat ein TÜV-Gutachten bereits 2011 festgestellt. Die Vorgaben implizieren die Erweiterung der Standflächen um rund 26 Prozent und sind, wie Markthallen-Chef Boris Schwartz erklärt, nur realisierbar "durch eine optimierte Neukonzeption mit neuer Stand-Anordnung und teilweiser Verlagerung von Lagerflächen in das geplante Untergeschoss". Die jetzigen Stände werden deshalb weichen müssen. Die Anzahl der neuen soll sich laut Schwartz aber "gegenüber dem Bestand nicht ändern".

Die Stände genügen den Vorschriften aber nicht mehr. (Foto: Stephan Rumpf)

Derzeit läuft eine Machbarkeitsstudie, basierend auf einem Workshop im Juli dieses Jahres. Die Planung sieht neun Pavillons vor, locker gruppiert, asymmetrisch angeordnet und jeweils zu vier Ständen gebündelt. Kein Häuschen ist wie das andere, aber alle sollen - typisch für den Elisabethplatz - auskragende Dächer bekommen. Ob die Pavillons letztlich aus Holz oder aus Stein sein werden, ist noch offen. "Fragen zu Materialität, Gestaltung der Fassaden oder Dächer und Farbigkeit werden erst nach Erteilung eines Planungsauftrages durch den Stadtrat behandelt", erläutert Schwarz. Ein Bürger hatte gemutmaßt, künftig gebe es keine markttypischen Markisen an den Ständen mehr. Eine Fehlinformation, wie der Markhallen-Chef klarstellt: "Woher diese Feststellung kommt, entzieht sich unserer Kenntnis."

Eines aber soll sich tatsächlich ändern: "Das unkoordinierte Zuwachsen der Fläche durch zeltartige Konstruktionen wird es nicht länger geben." Aus Gründen des Brandschutzes. Die Vorbauten hätten auch "nichts mit Markttradition" zu tun, sie seien vielmehr aus reiner Platznot entstanden. Bäume sollen "nach bisherigem Konzeptstand" nicht gefällt werden, auch nicht für den Bau der Tiefgarage. "Ziel ist und bleibt es, den Baumbestand zu bewahren." Im Rahmen der Detailplanung werde allerdings die Situation auf der Nordseite des Marktes noch genauer zu betrachten sein.

Gemütlich: Der Elisabethmarkt ist für viele ein liebgewordenes Plätzchen. (Foto: Robert Haas)

"Den Charme der Märkte und ihren jeweils besonderen Charakter zu erhalten, ist uns wichtig", betont Schwartz. Schließlich müssten die Märkte auch nach der Sanierung noch von Händlern, Kunden und Anwohnern angenommen werden. Anfangs, gibt Obst- und Gemüsehändler Karl Huczala zu, hätten auch er und seine Kollegen "eine Weile gebraucht", um sich an den Gedanken der Sanierung zu gewöhnen: "Aber mittlerweile befürworten die meisten von uns den Umbau." Ist der Elisabethmarkt erst einmal fertig, wird er "zu den schönsten Plätzen Münchens zählen". Davon ist der Marktsprecher überzeugt.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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