Schwabing:Die Idee kommt an, die Attitüde nicht

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Schwabinger Politiker begrüßen einen Tram-Tunnel durch den Englischen Garten, kritisieren aber den Vortrag der Initiatoren

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Initiative des Schwabinger Architekten-Ehepaars Hermann Grub und Petra Lejeune für eine unterirdische Tram-Röhre durch den Englischen Garten stößt bei Bürgerschaft und Lokalpolitik auf verhaltene Resonanz. Anders als bei ihrer erfolgreichen Kampagne für eine Untertunnelung des Mittleren Rings, gab es bei der ersten öffentlichen Vorstellung ihres "Plan B für die Tram durch den Park" im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann am Dienstag eher zurückhaltende Reaktionen - gleichwohl die Lokalpolitiker das Erwägen eines solchen Tunnelprojekt durchaus gutheißen: Per Beschluss befürwortete das Gremium das Procedere, welches bei den Stadtwerken München (SWM) bereits im Gange ist: Im Zuge der Machbarkeitsstudie für die "Gartentram" wird auch die Tunnelvariante vom Architekturbüro Grub+Lejeune geprüft.

Die Tram-Nordtangente soll auf 13 Kilometern St. Emmeram in Bogenhausen mit dem Elisabethplatz in Schwabing verbinden. Dafür müssten die Schienen durch den Englischen Garten, zwischen Tivolistraße im Osten und Thiemestraße im Westen, erst noch verlegt werden. Darauf sollen dann spezielle Akku-Trams rollen, damit keine Oberleitungsmasten in den Park betoniert werden müssen.

Die oberirdische Tramverbindung durch den Park ist seit vielen Jahren hoch umstritten. Nach einer Archivrecherche von Grub und Lejeune läuft das Gezänk bereits seit 100 Jahren. Allerdings hat der Stadtrat Anfang 2018 die Weichen für dieses Teilstück gestellt. Derzeit laufen die Vorstudien für verschiedene Varianten, die Ende des laufenden oder Anfang des kommenden Jahres erneut den Rathauspolitikern präsentiert werden. Der Stadtrat muss dann entscheiden, ob und in welcher Form das Projekt aufs Gleis gesetzt wird.

Allein, die strikten Gegner einer oberirdischen Trassenführung durch den Park wollen nicht verstummen - und zu ihnen zählen auch Hermann Grub und Petra Lejeune - was sie auch in der Sitzung deutlich machten. "Die Straßenbahn wird eine permanente Bedrohung für die Menschen im Park. Wir wollen den Englischen Garten retten", sagte Herrmann Grub. Er und seine Frau zeigten den Politikern per Präsentation ihr ausgearbeitetes Konzept für ein gut einen Kilometer langes Tunnelbauwerk, das unter der bereits bestehenden Straße verlaufen soll, auf der die Buslinien zwischen Tivoli- und Thiemestraße verkehren. 45 Millionen Euro hat das Architektenpaar an Kosten für den Gartenabschnitt errechnet, wobei es die Kosten für die Gesamttrasse nur mit 16 Millionen Euro ansetzt, da die Akku-Umrüstung der Trams wegfiele, wie Lejeune vortrug.

Den Mitgliedern des Gremiums sowie gut ein Dutzend Besucher hatten an der Tunnel-Idee prinzipiell nichts auszusetzen - sie stießen sich aber an der Attitüde der beiden. "Wir wollen keinen Anti-Tram-Vortrag", bemerkte Bernhard Dufter (Grüne). Lars Mentrup sagte: "Unter einem neutralen Vortrag stelle ich mir etwas anderes vor. Sie schüren Ängste", kritisierte der SPD-Politiker die Ausführungen des Paares, wie gefährlich deren Meinung nach eine oberirdische Tram für die Parkbesucher und wie unvermeidlich deshalb Umlaufsperren an den Übergängen seien. Ein Besucher, der sich als Mitglied des Fahrgastverbands Pro Bahn zu erkennen gab, zeigte sich "enttäuscht von diesem Anti-Trambahn-Vortrag". Anne Weinzierl (SPD) fasste die Haltung wohl vieler Anwesender zur Tunnelvariante so zusammen: "Es wäre gut, wenn's unaufwendig geht."

Dennoch bekam das Architekten-Ehepaar am Schluss warmen Applaus. Dieser Plan, so hob Grub hervor, komme sowohl Befürwortern wie Gegnern einer Gartentram entgegen. Und Petra Lejeune ergänzte: "Wir sind nicht gegen die Tram, nur gegen die oberirdische Trasse durch den Park."

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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