Schwabing:Die Geduld geht zu Ende

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Lokalpolitiker fordern bei der Suche nach Kindergarten-Standort mehr Engagement von der Stadt

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Lokalpolitiker im Stadtbezirk Schwabing-Freimann haben erneut den dringenden Appell an die Stadt gerichtet, eine Lösung für die Lage der Kinderbetreuung in Altschwabing vorzulegen. In einem Schreiben an das Referat für Bildung und Sport spricht der Gremiumsvorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) von einem "unhaltbaren Zustand". Auf Jahre hinaus würden in Altschwabing keine Plätze für Kindergartenkinder zur Verfügung stehen. Die Stadtviertelvertreter fordern nun zum wiederholten Mal einen Interimsbau für die städtische Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße, die für mehrere Jahre geschlossen werden muss.

An der Einrichtung waren Anfang 2016 Schäden an der Gebäudesubstanz festgestellt worden; das Haus soll generalsaniert werden. Die Dauer der Bauarbeiten taxiert das Bildungsreferat auf drei Jahre, wobei ein paralleler Kita-Betrieb nicht möglich ist. Die Kinder wurden in einem Neubau an der Lissi-Kaeser-Straße in Schwabing-West einquartiert. Die Stadt hat einen Shuttle-Service von und zum vier Kilometer entfernten Haus eingerichtet.

Für die Dauer der Sanierungsarbeiten sollen sich die Altschwabinger Kinder und die Kleinen aus der Siedlung am Ackermannbogen die knapp 100 Plätze teilen. Dies hat in beiden Stadtbezirken Proteste ausgelöst. In Schwabing-West sieht der Bezirksausschuss die ansässigen Eltern benachteiligt, es gebe ohnehin zu wenig Plätze. Das Gremium in Schwabing-Freimann fürchtet nun, dass für Altschwabinger Bürger womöglich bald gar keine städtischen Kita-Plätze zur Verfügung stehen. "Aus 100 sind 50 Plätze geworden", sagt Janne Weinzierl (SPD), Vorsitzende des BA-Unterausschusses Bildung, Kultur und Soziales, "und die fallen in den nächsten Jahren weg, wenn die Kinder sukzessive auf die Schule wechseln". Schon jetzt werden nach ihren Worten die Plätze im Kita-Finder der Stadt nicht mehr angeboten.

Bereits im Juni 2016 hatten Weinzierl und Kollegen einen Brandbrief an Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) verschickt; im Juli ergingen in der Bürgerversammlung zwei Anträge an die Stadt. Die Bürger und ihre Vertreter forderten einen provisorischen Bau als Übergangslösung. Das Stadtviertelgremium schlug drei Standorte vor. Doch diese sieht das Bildungsreferat alle als ungeeignet an, wie aus einer Behördenvorlage hervorgeht, mit der sich der Stadtrat am Mittwoch, 22. März, beschäftigen soll - und die der Bezirksausschuss jetzt abgelehnt hat.

Die Behörde legt in dem Papier dar, dass einer Pavillon-Anlage auf der Wiese am Biederstein Naturschutz-Auflagen im Weg stehen. Das Referat hebt hervor, für einen viergruppigen Kindergarten sei ein Grundstück von 1200 bis 1500 Quadratmetern notwendig. Als "sehr problematisch" bezeichnet die Behörde deshalb den vom BA anvisierten Standort am Adam-Erminger-Platz vor der Kirche St. Sylvester, vor allem im Hinblick auf die Abstandsflächen zur Kirche und zu den Nachbargebäuden.

Auch das Gelände des Schulzentrums an der Antonienstraße 8 lehnt die Behörde als Ausweichstandort ab. Der Bauraum sei eingeschränkt, überdies würden Eingriffe in den Baumbestand nötig. Ebenso scheidet ein Umzug in ein leer stehendes Gebäude an der Ursulastraße 6 aus. Das Gebäude sei in derart schlechtem Zustand, dass eine Nutzung für Kinder als "völlig ausgeschlossen" erscheine. Das Fazit: "Das Referat für Bildung und Sport sucht weiter nach geeigneten Mietobjekten."

Damit will sich der Bezirksausschuss aber nicht zufrieden geben. "Das hören wir nun seit einem Jahr, und sie haben bisher nichts gefunden", sagt SPD-Politikerin Weinzierl. In dem Brief an das Referat legen die Lokalpolitiker überdies nahe, dass sie sich mehr Engagement von der Stadt erwarten. Denn in dem Papier wird die Forderung formuliert, das Referat solle "sich ernsthaft um ein Ausweichquartier (...) bemühen." BA-Chef Lederer-Piloty mag zudem nicht verstehen, weshalb auf dem Adam-Erminger-Platz kein Ausweichquartier möglich sein soll, zumindest für eine kleinere Lösung. "Ich bin überzeugt, dass auf dieser Fläche ein Provisorium für einen zweigruppigen Bau Platz hat."

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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