Schwabing:Café am Kaskadenbrunnen

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Weil Technik und Brandschutz veraltet sind, muss die Seitenpassage am Forum Münchner Freiheit saniert werden. Bis die Bauarbeiten 2018 beginnen, wird der Raum genutzt - als Plattform für Künstler und Architekten

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Es gibt Schwabinger, die sich furchtbar aufregen können über den Wandel ihres Viertels. Der billige Kommerz entlang der Leopoldstraße, die grassierende Luxussanierung - solche Schimpftiraden sind oft zu hören rund um die Münchner Freiheit. Doch für jene, die mit dem Umschwung Schwabings ins Triviale hadern, gibt es jetzt einen kleinen erquicklichen Trost - für ein paar Monate zumindest.

Viele Passanten im Forum registrieren derzeit bei der kleinen Seitenpassage am U-Bahn-Nordausgang, dass es doch noch Refugien gibt für das Unkonventionelle. "Die Leute freuen sich, dass eine kulturelle Einrichtung reinkommt und kein weiterer Einkaufsmarkt", sagt Benedict Esche. Er spricht über das Ladenlokal, in dem bis vor wenigen Monaten das "Café im Forum" beheimatet war. Die städtischen Behörden haben dem 28-jährigen Architekten und seinen vier Mitstreitern eine Zwischen-Nutzung bis Ende September in dem 275 Quadratmeter großen Laden genehmigt. Es soll ein "Ort der Begegnung von Architektur und Kunst" werden, wie Esche sagt - und auch ein kleines Café soll integriert werden. Der Eröffnungstermin ist für Montag, 10. Juli, angesetzt.

Mittagspause am Wasser: Gerade wird eine hölzerne Terrasse gebaut, auf der bald Tische und Stühle stehen werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das kleine Café dürften viele Anwohner mit Wohlgefallen erwarten. Denn das "Café am Forum", seit 1974 eine Filiale des traditionsreichen "Café Münchner Freiheit" an der Ostseite des Platzes, war ein etwas angegrautes, aber beliebtes GastroRelikt. Nach Jahrzehnten ist allerdings die Haustechnik hoffnungslos marode, der Brandschutz veraltet. Das Kommunalreferat als Verwalter dieser städtischen Immobilie sieht eine Generalsanierung als unumgänglich an. Die Folge: Den Pächtern wurde gekündigt; eine Sanierung im laufenden Betrieb sei nicht möglich, hieß es. Mitte 2018 sollen die Arbeiten losgehen, die wohl sieben Monate dauern werden.

Benedikt Esche bespielt mit ein paar Freunden gemeinsam das ehemalige Cafe im Forum an der Münchner Freiheit. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bis die Handwerker anrücken, hat indes das städtische Team der Kultur und Kreativwirtschaft, eine Beratungs- und Fördereinrichtung für Kreative, die Hand auf dem Objekt - was immer noch als Glücksfall gelten darf, da es Leerstände städtischer Immobilien, auch für eine Übergangszeit, nur selten gibt. Für die nächsten Monate kamen nun Benedict Esche und seine Architekten-Kollegen Giacomo Nüsslein und Alexander Tochtermann sowie Nils Rostek vom TU-Lehrstuhl Entwerfen und Gestalten zum Zug. Die Gastro-Erfahrung steuert Thomas Mangelkammer bei. "Wir wollen eine Plattform, um die Disziplinen Architektur und Kunst zusammenzubringen", beschreibt Esche das Konzept.

Im Innenraum des alten "Cafés am Forum" entsteht eine interdisziplinäre Galerie auf Zeit. (Foto: Alessandra Schellnegge)

Die fünf Freunde bieten Künstlern und Architekten einen Galerieraum zur kostenfreien Präsentation ihrer Werke und Ideen. "Die Menschen sollen sich hier auf Augenhöhe begegnen und miteinander Themen weiterentwickeln", sagt Esche. Bereits an diesem Freitag, 7. Juli, gibt es um 19 Uhr dazu Gelegenheit: Der international bekannte portugiesische Architekt Aires Mateus ist für einen Vortrag an der Akademie der Bildenden Künste in der Stadt - Esche und Kollegen konnten ihn für eine Stippvisite am Forum gewinnen. Mateus wird darüber sprechen, dass ein Architekt mit Objekt-Entwürfen ähnlich umgehen kann wie ein Künstler mit seinem Material. Der Eintritt ist, wie für alle anderen Veranstaltungen, frei.

Die städtischen Kultur-Förderer sind vom Konzept der Architekten-Riege angetan. "Sehr innovativ, sehr spannend", lobt Jürgen Enninger, Leiter des behördlichen Kreativwirtschaft-Teams. Dass Esche und Kollegen nur bis Ende September den Raum bespielen dürfen, ist gängige Praxis: Die Stadt will möglichst vielen verschiedenen Kreativen ein Projekt ermöglichen, sodass die Nutzungsdauer zwischen sechs Wochen und drei Monaten changiert. Das Folgeprojekt dürfte ebenfalls spannend werden: Im Zuge des interkommunalen Kulturaustauschs mit Amsterdam werden niederländische Designer ihre Objekte präsentieren - umgekehrt stellt die Amsterdamer Verwaltung Münchner Künstlern einen Raum auf Zeit zur Verfügung.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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