Schwabing:Brandbrief an die Bürgermeisterin

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Hereinspaziert: Eltern bringen ihre Kinder an einem Vormittag im Frühjahr zur Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße nahe der Münchner Freiheit. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Stadtteilpolitiker fordern in einem Brief an Bürgermeisterin Christine Strobl auf, für Kinderbetreuung in Altschwabing und am Ackermannbogen zu sorgen - zumindest für ein Provisorium

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Lokalpolitiker in den betroffenen Stadtbezirken pochen bei der Stadt immer lauter darauf, eine Lösung für die unklare Lage bei der Kinderbetreuung in Altschwabing und der Siedlung am Ackermannbogen zu finden. "Es kann nicht hingenommen werden, dass auf Jahre hinaus Kinder in unserem Stadtbezirk abgewiesen oder auf einen noch nicht absehbaren Termin vertröstet werden", heißt es in einem Brief des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann an das Büro der Dritten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) und das Referat für Bildung und Sport.

Die Stadtviertelvertreter fordern darin einen Interimsbau für die städtische Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße 17, die für zwei Jahre geschlossen und saniert werden muss. Sie ist derzeit nach West-Schwabing, in einen Neubau an der Lissi-Kaeser-Straße am Ackermannbogen, ausgelagert - und das soll nach Vorstellung des Bildungsreferats erst einmal so bleiben. Zum neuen Kindergartenjahr im September sollen die 98 Plätze aufgeteilt werden: Ein Teil soll Altschwabinger Kindern, ein Teil den Sprösslingen der Familien am Ackermannbogen zur Verfügung stehen. Über die genaue Verteilung will das Bildungsreferat nichts sagen. Es sei noch nicht klar, wie viel Plätze frei werden, teilt eine Behördensprecherin mit. "Sobald dies feststeht, können sich Eltern bewerben." Die Stadtviertelpolitik in Schwabing-Freimann geht indes davon aus, dass 50 Plätze für Altschwabing "ersatzlos" wegfallen, wie der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty und seine SPD-Kollegen Janne Weinzierl in dem Brief an Strobl schreiben. So schnell wie möglich, so fordern sie, solle nach einer erträglichen Übergangslösung gesucht werden.

Auch in Schwabing-West ist die Politik äußerst unzufrieden mit dem Status Quo. "Wir können damit nicht leben", sagt Walter Klein, Vorsitzender des örtlichen Lokalgremiums. Es gebe zu wenig Plätze für die vielen kinderreichen Familien am Ackermannbogen. Das Gremium hatte bereits im März einen Beschluss gefasst, mit dem die dauerhafte Auslagerung der Altschwabinger Kita abgelehnt wird. Die zwei Kindergarten- und zwei Hortgruppen seien "für die neu zugezogenen Familien unverzichtbar". Nach Kleins Worten hat der Geschäftsführer des Karstadt-Kaufhauses am Nordbad sich bereit erklärt, Räume für eine Hortgruppe zur Verfügung zu stellen. Ein Behördenvertreter habe sich durchaus zugetan gezeigt. "Aber das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Klein. Ein provisorischer Pavillonbau fällt für ihn als Lösung aus, da es in Schwabing-West keine geeignete Fläche gebe.

In ihrem Bereich haben die Kollegen im Nachbarbezirk Schwabing-Freimann indes sogar drei Areale identifiziert. Das Referat für Bildung und Sport hatte zuletzt erklärt, trotz intensiver Suche keine andere Möglichkeit als an der Lissi-Kaeser-Straße gefunden zu haben. Es gebe keine geeigneten Flächen für einen Pavillonbau. "Dem müssen wir widersprechen", konstatiert das Gremium nun in seinem Brief. Es werden der Adam-Erminger-Platz, die Wiese am Biederstein und das Freigelände beim Schulzentrum an der Antonienstraße 6 als geeignet für Container-Standorte genannt. "Die Kinder", so heißt es weiter, "können nicht auf ,Halde' gelegt werden, bis die Sanierung erfolgt ist."

Die Eltern der Einrichtung sehen das ebenso. "Viele sind sehr verunsichert und wissen nicht, wie es im September weitergehen soll", sagt die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Claudia Eger. "Ein Pavillonbau wäre eine gute Lösung, damit die Eltern überhaupt eine Perspektive haben." Die meisten seien ohnehin vom Management der Stadt tief enttäuscht, einige hätten bereits gekündigt und seien zu privaten Trägern gewechselt. Eger erinnert an das Hin und Her mit dem Shuttlebus, "eine Achterbahnfahrt", nennt sie das. Der Bus fährt die Kinder vom östlichen ins westliche Schwabing, nachdem die Stadt diesen Service mehrmals zu- und dann wieder abgesagt hatte. Derzeit ist unklar, ob das Angebot auch im September weiter besteht.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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