Schwabing:Allianz für den Sport

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Ende einer Hängepartie: Die Allianz überlässt der Stadt das Areal in Schwabing zur Erbpacht; das Gelände kann nun für den Schulsport genutzt werden. (Foto: Robert Haas)

Stadt und Versicherungskonzern einigen sich über die Nutzung des SV-Weißblau-Geländes an der Osterwaldstraße. Der Verein darf das Areal zunächst privilegiert belegen, aber auch andere Clubs bekommen Zugang

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Es hatte mit wütenden Reaktionen begonnen, gefolgt von der Plakataktion einer Bürgerinitiative, die Aufschrift: "Hände weg! Rettet das Allianz-Sportgelände". Elf Monate lang schwelte eine teils heftig geführte Debatte um die Zukunft des SV Weißblau-Allianz und seines Sportgeländes - nun liegt eine Vereinbarung vor, mit der offenkundig alle Seiten gut leben können. "Die Einigung wird von allen Beteiligten begrüßt", heißt es in Mitteilungen des Referats für Bildung und Sport (RBS) sowie der Allianz Deutschland AG vom Montag übereinstimmend.

Die Stadt soll nun vom 1. Januar 2019 an das gut drei Hektar große Gelände an der Osterwaldstraße in Erbpacht übernehmen; Eigentümer bleibt die Allianz-Versicherung. Der SV Weißblau-Allianz, seit Jahrzehnten alleiniger Nutzer des Geländes, muss aber das Feld nicht räumen: Der Breitensportverein mit seinen gut 4000 Mitgliedern erhält zunächst für zehn Jahre bevorzugte Belegungsrechte. Die SV-Mitgliederversammlung soll sich am 8. Oktober, der Stadtrat am 10. Oktober mit der Sache befassen. Stimmen beide Gremien zu, wäre einerseits der Fortbestand des SV gesichert, andererseits gewönne die Stadt Sportflächen im Münchner Norden hinzu.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) drückte es am Montag in einer Mitteilung der Stadt so aus: Es sei ihm ein Anliegen gewesen, dem SV Weißblau-Allianz eine Heimat zu geben, aber das Gelände auch für andere Vereine und den Schulsport zu öffnen. "Die Infrastruktur für den Sport im Münchner Norden wird sich verbessern", ergänzt Sportreferentin Beatrix Zurek.

Noch im Dezember 2017 sah es anders aus: Da wurde bekannt, dass die Allianz-Versicherung ihrem einstigen Betriebssportverein gekündigt hatte. Es hieß, dass man die Betriebs- und anstehende Sanierungskosten einsparen, den Verein überdies nicht weiter subventionieren wolle. Stattdessen sollte die britische Fitnesskette David Lloyd Leisure das Areal mit Vereinsgaststätte, Turnhalle, Schwimmbad und Tennisplätzen übernehmen und einen Premium-Club errichten. Politik, Bürgerschaft und auch Teile der Allianzbelegschaft äußerten sich empört. Im Mai kam es dann zu einem vertraulichen Gespräch mit der Rathausspitze, Vereins- und Allianz-Vorstandsvertretern - die Grundlage für die nun geschlossene Einigung.

Für die Stadt ist es ein Deal zur rechten Zeit: Erst vor wenigen Tagen hatte die CSU-Rathausfraktion Druck gemacht, das SV-Gelände für den Schulsport zu sichern. Denn das ausquartierte Oskar-von-Miller-Gymnasium steht im Interimsquartier Ecke Ungerer-/Domagkstraße ohne Areal für Leibesübungen da. Überdies zeichnet sich wegen des immensen Zuzugs in den nächsten Jahren ein großer Mangel an Sportflächen ab. Der Verein gewinnt hingegen eine Zukunftsperspektive. Denn angesichts der De-facto-Vollsubvention durch die Allianz hatte der SV Weißblau-Allianz keine gedeihliche Zukunft vor Augen. "Es bestand das nicht unerhebliche Risiko einer Insolvenz", sagt SV-Vorstandsmitglied Gustav Monseler zu den Planspielen, dass der Verein das Gelände übernehmen könnte. Er spricht von einer Deckungslücke von bis zu 300 000 Euro im Jahr, wobei der Verein keinerlei Rücklagen für teure Investitionen hat. Nun darf der Verein auf seinem Stammareal bleiben - allerdings weiß Monseler, dass er und seine Vorstandskollegen den SV mittelfristig komplett umkrempeln müssen. "Damit müssen wir leben", räumt er ein.

Die Vereinbarung sieht vor, dass die Stadt das grundsätzliche Vergaberecht für das Gros der Anlage hat; der Tennisbereich fällt mittels eines gesonderten Pachtvertrags unter die Ägide des SV - für die anderen Bereiche erhält er in den ersten zehn Jahren aber den bevorzugten Zugriff, montags bis freitags in den Abendstunden: Wie aus einem Brief des SV-Vorstands an die Mitglieder hervorgeht, sind es in den ersten fünf Jahren 70 Prozent der Nutzungszeit; danach wird dies jedes Jahr in Fünf-Prozent-Schritten reduziert. Der SV darf überdies die Gaststätte, Fitnessräume mit Umkleiden sowie die Geschäftsstelle weiter exklusiv nutzen. "Die Übergangszeit wird dem Verein eingeräumt, damit er seine Struktur und sein Angebot weiterentwickeln kann", heißt es vom Sportamt.

Denn danach konkurriert der SV mit anderen Vereinen um Kapazitäten. Er muss so aufgestellt sein, dass die Sportförderrichtlinien greifen, der Verein ein Recht auf Belegung hat. "Der SV Weißblau-Allianz intensiviert ab sofort seine Kinder- und Jugendarbeit und bemüht sich auch darum, mehr Mannschaften im Ligabetrieb zu etablieren, speziell in den für Dreifachsporthallen nach allgemeinen städtischen Regularien verteilungsrelevanten Sportarten", schreibt der SV-Vorstand als Zielvorgabe an die Mitglieder. Und weiter: "Dies zu erreichen, wird eine der größten Herausforderungen in der Geschichte des Vereins werden."

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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