Sauerlach im Landkreis München:Polizisten retten Zweijährigem das Leben

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Die Lebensretter Harald Haberl (links) und Andreas Simbeck schenken Gregor, hier auf dem Arm seiner Mutter Alexandra Rehlen, einen kleinen Stoffbären. (Foto: Polizeipräsidium München)

Sie werden für immer seine Helden bleiben: Zwei Polizisten haben einem Zweijährigen aus Sauerlach das Leben gerettet. Die Beamten waren in der Nähe, um einen TV-Beitrag zu drehen, als der Junge plötzlich keine Luft mehr bekam.

Von Florian Fuchs, München

Die Polizei hat Gregor schon immer geliebt, auch die Feuerwehr natürlich. Eben alles, was "Tatütata" macht. Der kleine Bub, der im Juni zwei Jahre alt wird, ist bei so etwas nicht mehr zu stoppen, und deswegen war der Freitag vor einer Woche zunächst einmal ein toller Tag. Draußen, vor dem Garten des elterlichen Hauses in Sauerlach, ritten Polizisten der Reiterstaffel auf und ab, sie waren für einen TV-Beitrag dort.

Gregor tollte zwischen den Pferden umher und ließ sich von den freundlichen Polizisten alles zeigen. Bald wird er die Polizei deshalb sogar noch mehr lieben, wenn er etwas älter ist und seine Eltern ihm die Geschichte dieses Freitagnachmittags noch einmal erzählen und er das dann alles erst überreißen wird. Die Polizisten nämlich ließen ihn nicht nur die Pferde streicheln - sie retteten ihm auch noch das Leben.

"Ich bin so froh, dass die Herren da waren, sonst wäre das alles wohl nicht so glimpflich abgegangen", sagt Mutter Alexandra Rehlen. Die 44-Jährige ist am Freitag ins Präsidium gekommen, um den beiden lebensrettenden Beamten noch einmal zu danken und die Geschichte den Medien zu erzählen, wie ihr Sohn plötzlich röchelnd vor ihr lag und keine Luft mehr bekam. "Sie haben ihm das Leben gerettet", sagt Rehlen.

Auf dem Wickeltisch lief Gregor plötzlich blau an

Gregor war schon seit ein paar Wochen ein bisschen krank gewesen, immer wieder hatte er Fieber, immer wieder war er ein bisschen erkältet. "Aber nichts Ernstes, er war fit und hat herumgetollt", sagt Rehlen. Auch an diesem Freitag war er fit und spielte im Garten, als plötzlich die Reiterstaffel kam und vor dem Anwesen in der Blombergstraße auf und ab ritt.

Die Polizei setzt ihre Pferde nun auch zum Einbruchschutz ein, die Beamte auf den Tieren können zu Fuß flüchtenden Einbrechern oft besser folgen als Polizeiautos, weil sie wendiger sind. Und außerdem soll es abschrecken, wenn berittene Beamten durch die Straßen patrouillieren. Ein TV-Sender wollte das Konzept vorstellen und war deshalb auch vor Ort. Als die Aktion vorüber war und die Kameraleute schon wieder weg waren, holte Mutter Rehlen ihren Sohn ins Haus, um ihn zu wickeln.

"Als ich ihn auf den Wickeltisch hob, lief er blau an, bekam keine Luft mehr und zitterte am ganzen Körper." Rehlen kommen heute noch die Tränen, wenn sie die Geschichte erzählt. Panisch packte sie ihr lebloses Kind, rannte nach draußen und dem letzten verbliebenen Einsatzwagen hinterher, der gerade wegfuhr.

"Ich habe nur noch geschrien, habe alles zusammengebrüllt und war hysterisch", erzählt Rehlen. Harald Haberl und Andreas Simbeck von der Polizeiinspektion Unterhaching hörten die Schreie und stoppten den Wagen, sie stiegen aus. "Und plötzlich hat mir die Frau ihr Kind in die Hand gedrückt und mich angebrüllt, dass ich etwas tun solle", erzählt Haberl.

Er legte Gregor in die stabile Seitenlage

Der Polizist tat etwas, und er tat genau das Richtige. Er legte Gregor in die stabile Seitenlage, dann begann er mit der Wiederbelebung: Mit den Fingern massierte er den Brustkorb des Kleinkindes, bis Gregor hustete und Schleim spukte. Sein Kollege Simbeck alarmierte derweil den Rettungsdienst und einen Kindernotarzt. "Ich erinnere mich selbst nur noch an Bruchstücke, es kam mir vor wie eine Ewigkeit", sagt Haberl.

Gregor ging es zwar ein bisschen besser, aber er verlor immer wieder das Bewusstsein. Es war eine große Erleichterung, als die Sanitäter nach ein paar Minuten kamen und den Buben betreuten. Sogar der Rettungshubschrauber Christoph 1 landete neben dem Anwesen, wurde aber dann gar nicht mehr gebraucht. Dem Kind ging es inzwischen so gut, dass es mit dem Krankenwagen in eine Klinik gebracht wurde.

Die Ärzte wüssten bis heute nicht, was das war, sagt Rehlen. Ein Fieberkrampf könnte es gewesen sein, auch wenn die Symptome nicht typisch waren. Sie hat nun immer ein Notfall-Set mit einer krampflösenden Spritze zu Hause, das sie ihr in der Klinik mitgegeben haben. "Am wichtigsten ist, dass er keine bleibenden Schäden davongetragen hat", sagt Rehlen. Schon im Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik war Gregor kurz aufgewacht - in dem Moment, in dem der Fahrer das Martinshorn einschaltete.

Er machte die Augen auf, reckte den Zeigefinger und sagte: "Mama, Tatütata." Dann kippte er wieder zur Seite und schlief ein. Da wusste Rehlen, wie sie sagt, dass "nichts kaputtgegangen ist im Gehirn, dass da schon noch alles arbeitet". Und dass Polizisten wohl für immer Helden bleiben werden für ihren Sohn. Auch in ein paar Jahren, wenn er schon etwas größer ist.

© SZ vom 03.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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