Sanierungen der Stammstrecke:S-Bahn plant Verkehrschaos

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Wegen Sanierungen muss die S-Bahn-Stammstrecke im nächsten Sommer an sieben Wochenenden komplett gesperrt werden. Aber auch wochentags müssen sich die Münchner Fahrgäste auf allerlei Einschränkungen gefasst machen.

Marco Völklein

Die Fahrgäste der Münchner S-Bahn müssen sich im nächsten Sommer auf schwere Behinderungen gefasst machen. An insgesamt sieben Wochenenden im Juli und August wird die Stammstrecke zwischen Pasing und Ostbahnhof komplett gesperrt - jeweils von Freitagabend, 20 Uhr, bis Montagfrüh um 4 Uhr. Aber auch wochentags müssen die Fahrgäste in dieser Zeit mit Einschränkungen leben: Denn voraussichtlich wird die Bahn sieben Wochen lang die sogenannten Taktverstärkerzüge nicht fahren lassen können. Diese Züge setzt die Bahn in der Früh und am Nachmittag ein, um auf den Linien S 2, S 3, S 4 und S 8 einen Zehn-Minuten-Takt anbieten zu können. Dieser fällt dann weg.

Die S-Bahn-Stammstrecke in München wird nächsten Sommer saniert - dann müssen die Fahrgäste auf Ersatzbusse ausweichen. (Foto: Florian Peljak)

Grund für die Sperrungen und Behinderungen sind erneut Bauarbeiten vor allem an den unterirdischen Haltepunkten an der S-Bahn-Stammstrecke. Das Eisenbahnbundesamt hatte der Bahn vor einigen Jahren bereits zur Auflage gemacht, diese Stationen mit zusätzlichen Einrichtungen zum Brandschutz auszustatten. Am auffälligsten waren die neuen Brandschutztüren, die die Bahn zuletzt bereits am Isartor und am Rosenheimer Platz an den Aufgängen vom Bahnsteig zum Zwischengeschoss angebracht hat. Diese sollen bei einem Brand im Tunnel oder in der Station die Fluchtwege eine möglichst lange Zeit rauchfrei halten, damit die Reisenden ins Freie gelangen können.

Im nächsten Sommer muss die Bahn nun weitere technische Anlagen zum Brandschutz nachrüsten - dazu muss der Betrieb in der Stammstrecke eingestellt werden. Außerdem will der Konzern den Stillstand im Tunnel nutzen, um alte Schienen und Weichen auszutauschen sowie Teile der Signaltechnik zu erneuern. Und zu guter Letzt sollen an den Stationen hellere Leuchten installiert und neue Deckenverkleidungen montiert werden - die hatte die Bahn schon vor einigen Jahren abgenommen, seither ist der blanke Beton zu sehen. "Am Ende werden wir dort ansehnliche, moderne Haltepunkte bekommen", kündigt S-Bahn-Chef Bernhard Weisser an.

Bis es allerdings so weit ist, müssen sich die Fahrgäste an sieben Wochenenden auf Sperrungen einstellen sowie auf Ersatzbusse oder die Busse und Bahnen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ausweichen, um durch die Innenstadt zu kommen. Konkret geht es um die Zeit vom 6. Juli bis zum 20. August. Die S-Bahn plant an den sieben Wochenenden in dieser Zeit ein ähnliches Programm wie bereits in diesem Jahr an Pfingsten - damals war die Stammstrecke ebenfalls wegen Bauarbeiten gesperrt, etwa 50 Ersatzbusse karrten die Passagiere durch die Innenstadt. Die S 8 fuhr über den Südring als einzige zwischen Pasing und Ostbahnhof. Bei dieser Aktion "konnten wir üben", so Weisser.

Tatsächlich waren Bahnmitarbeiter zum Teil mit Stoppuhren im Einsatz, um zu prüfen, ob die Abläufe funktionieren und der Ersatzverkehr läuft. Erfahrungen daraus will Weisser nun nutzen. Derzeit sind die Planer der Bahn unter anderem damit beschäftigt, die Urlaubspläne so zu erstellen, dass genügend Mitarbeiter an den sieben Wochenenden im Einsatz sind, um zum Beispiel Rollstuhlfahrern oder Eltern mit Kindern helfen zu können. Ersatzbusse will Weisser bei der Bahn-Tochter Regionalverkehr Oberbayern (RVO) ordern, die normalerweise den Busverkehr im Oberland organisiert.

Misslich dürfte für Pendler der Ausfall der Verstärkerzüge in der Zeit vom 6. Juli an sein. Grund hierfür sind ebenfalls Bauarbeiten, allerdings an der sogenannten Linienzugbeeinflussung (LZB). Die sorgt normalerweise dafür, dass die Züge im Stammstreckentunnel dicht an dicht fahren können. Für die sieben Wochen nimmt die Bahn indes die LZB außer Betrieb - damit sinkt auch die Kapazität in der Stammstrecken-Röhre, die Bahn kann nicht mehr so viele Züge durch den Tunnel schicken. Auf welchen Linien die Verstärkerzüge wegfallen werden, ist noch offen. Das will Weisser noch mit Vertretern des Freistaats abstimmen. Denn der bestellt und bezahlt den Betrieb der Münchner S-Bahnen.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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