Sanierung des Grünwalder Stadions:Neue Rasenheizung, alter Geist

An den Tribünen wird noch gearbeitet, die Rasenheizung ist schon installiert: Mit der zehn Millionen Euro teuren Sanierung des Grünwalder Stadions geht es voran, bis Mitte 2013 soll alles fertig sein. Was bleiben soll, ist der alte Geist.

Florian Haamann

Auf einer saftigen, grünen Wiese, irgendwo in Niederbayern durfte er die vergangen sechs Monaten wachsen: der frische Rasen für das Stadion an der Grünwalder Straße. Dann hat man ihn geschnitten, in Bahnen gerollt, auf einen LKW geladen und in die Landeshauptstadt gebracht. Und seit Mittwoch liegt er da, mitten in einer Großbaustelle. Denn die Teilsanierung des Grünwalder Stadions dauert noch bis Mitte 2013. Pünktlich zum Saisonbeginn 2013/14 soll der Platz im Juli 2013 wieder eröffnet werden. Insgesamt hat der Stadtrat eine Summe von 10,28 Millionen Euro für den Umbau genehmigt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Der neue Rasen darf momentan nur angeschaut und auf keinen Fall betreten werden. Rund sechs Wochen dauert es, bis er mit dem Boden verwachsen ist. Und der Platzwart des Grünwalder Stadions, Günther Kaiser, wacht mit Argusaugen über sein Reich. Kommt jemand, beispielsweise ein Bauarbeiter, dem Spielfeld zu nahe, pfeift Kaiser schrill durchs Stadion und wedelt mit den Armen, damit auch der Letzte versteht, dass es keine gute Idee wäre, auch nur einen Schritt weiter zu machen.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Zwanzig Zentimeter unter der Grasnarbe versteckt sich eine der wichtigsten Veränderungen des Stadions: die Rasenheizung. Fast 27 Kilometer Rohre wurden dafür verlegt. Über die Heizung freut sich Platzwart Kaiser besonders: "Das ist schon eine schöne Sache, gerade weil wir jetzt nicht mehr so viele Spielabsagen haben werden." Im alten Stadion mussten zwischen November und März häufig Spiele gestrichen werden, weil der Rasen auf Grund der Kälte unbespielbar war. Außerdem erleichtert künftig eine automatische Bewässerungsanlage das Leben von Günther Kaiser: Bisher musste er selbst die Schläuche über das Feld tragen, jetzt läuft die Sache alleine.

Wo früher die Osttribüne war, stehen jetzt Bagger, Laster und ein gelber Kran. Es herrscht ohrenbetäubender Lärm, wenn die Laster den Kies von ihren Ladeflächen schütten, die Planierraupen die Berge plätten und an ihren Bestimmungsort schieben. Aus dem Boden ragen die ersten Betonpfeiler, der Block neben der Haupttribüne steht schon wieder. Von der alten Osttribüne sind nur die Außenwände übrig geblieben. Die sollen im erneuerten Stadion stehen bleiben, um den alten Charme zu bewahren. Dass auch nach der Sanierung der Grünwalder Geist über den Rasen wehen wird, da ist sich Günter Schwarz, stellvertretender Leiter des Sportamtes, sicher: "Der Spagat zwischen alt und neu wird uns gelingen, das Stadion wird auch in Zukunft ein Hexenkessel bleiben."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Ziel ist es, die legendäre Spielstätte langfristig für die dritte Liga, die Damen- und Jugendbundesliga tauglich zu machen, mit einer Kapazität von rund 12.000 Plätzen. Der Abriss der Osttribüne war nötig, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Bisher stand die Tribüne auf einem Erdhügel, zukünftig wird es Nutzflächen unter der Tribüne geben. So verschwindet auch endlich der dauer-provisorische Polizeicontainer von der Westtribüne, weil Polizei und Sicherheitskräfte dann im Ostteil unterkommen. Durch die optimierte Raumaufteilung entsteht Platz für zwei neue Eingänge an den Seiten der Osttribüne. Sie werden breiter als die alten und bieten mehr Platz für die Einlasskontrollen, was vor allem den Sicherheitskräften entgegen kommt. Durch eine Brücke werden im sanierten Stadion Ost- und Haupttribüne miteinander verbunden sein.

Trotzdem wird im neuen Stadion zur Freude der Fans auch einiges so sein wie immer. Zum Beispiel die Haupttribüne. Lediglich die Holzbänke werden durch Plastik-Sitzschalen ersetzt - so wollen es die Vorschriften der DFL. Die Farbe der Schalen ist noch nicht geklärt, nur eines sei sicher, wie Günter Schwarz verrät: "Sie werden weder rot noch blau, schließlich ist es ein Stadion für die ganze Stadt und nicht nur für die Löwen oder die Bayern."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Größere Veränderungen wird es dafür unter der Haupttribüne geben. Prominentestes Opfer: die Stadiongaststätte. Sie wird nach der Sanierung nicht mehr einziehen. Momentan sieht es unter der Tribüne aus wie in einem entkernten Haus: Löcher im Boden und in der Decke, unverputzte Wände, Schutt und Kabel. In der Luft hängt eine feine Staubschicht, es riecht nach Zementstaub. Ein Blick nach oben macht deutlich, dass die alte Decke aus Holz besteht, Strohmatten hängen aus den Löchern - richtig sicher sehen die alten Balken nicht aus. Deshalb werden sie entfernt und durch Beton ersetzt. Später sollen dort unten Schiedsrichter- und Ärzteunterkünfte, ein neuer VIP-Raum und moderne Umkleiden entstehen.

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(Foto: Robert Haas)

Die Flutlichter werden modernisiert, West- und Gegentribüne bleiben, wie sie es bisher waren, nur ein paar Schönheitsreparaturen wird es geben. So soll die völlig ausgefaserte und ausgebleichte Anzeigetafel einen neuen Anstrich bekommen - natürlich mit Genehmigung der Fans. Denn die sind schließlich der wahre Geist des Grünwalders.

© SZ vom 21.09.2012/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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