Säugling stirbt in Klinik:Zu Tode geschüttelt

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In einem Pasinger Asylbewerberheim soll ein Vater seinen zwei Monate alten Sohn so heftig geschüttelt haben, dass er an den Hirnverletzungen verstarb.

Christian Rost

Was in dem Zimmer der Asylbewerberunterkunft in Pasing am Sonntag vor einer Woche genau geschehen war, darüber konnten die Ermittler tagelang nur spekulieren. Sie wussten lediglich, dass jemand in den Morgenstunden den knapp zwei Monate alten Buben sehr heftig geschüttelt haben muss. Das Baby erlitt dabei massive Hirnverletzungen und starb drei Tage später in einer Kinderklinik. Als Täter kamen sowohl der Vater wie die Mutter infrage, sonst hatte sich niemand in dem Zimmer aufgehalten.

In Haft: Der Vater, der seinen Säugling zu Tode geschüttelt haben soll, wurde festgenommen. (Foto: Foto: AP)

Im Laufe der vergangenen Woche verdichteten sich die Hinweise, dass der 30-jährige Vater dem Säugling das folgenschwere Schütteltrauma zugefügt haben muss. Am Samstag erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen Totschlags gegen den Mann, der sich bei seinen Vernehmungen im Polizeipräsidium offenbar in Widersprüche verstrickt hatte. Die 19-jährige Mutter, die zunächst ebenfalls festgenommen worden war, kam wieder auf freien Fuß. Bis zur Klärung des genauen Hergangs wird aber auch sie von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigte angesehen. Mutter und Vater bestreiten, sich an dem Kind vergriffen zu haben.

Der Sudanese und seine aus Nigeria stammende Frau waren im Dezember 2009 nach Deutschland gekommen und beantragten Asyl. Die Frau war damals schwanger. Dem Paar wurde in der Pasinger Flüchtlingsunterkunft ein Zimmer zugewiesen. Ende März brachte die 19-Jährige das Kind zur Welt.

Am ersten Maisonntag gegen 11 Uhr alarmierte die Mutter einen Notarzt: Ihr Bub reagiere nicht mehr, sagte sie am Telefon. Ein Arzt stellte kurz darauf fest, dass der Bub tatsächlich keine Reflexe mehr zeigte, aber noch am Leben war. Rettungskräfte brachten den Säugling in eine Kinderklinik. Dort habe sich der Gesundheitszustand weiter verschlechtert, so Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommissionen. Am Mittwoch starb das Kind.

Die Staatsanwaltschaft am Landgericht München I beantragte eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin. Bei der Leichenschau zeigten sich Verletzungen im Gehirn des Säuglings - ein deutliches Anzeichen für ein Schütteltrauma. Die Mordkommission übernahm die Ermittlungen wegen Totschlags, der Vater kam in Untersuchungshaft. Er streitet ab, etwas mit dem Tod des Kindes zu tun zu haben. "Wir ermitteln weiter", so Kraus.

War das junge Paar nach der Geburt des Kindes überfordert mit der Situation? Dafür gibt es nach den ersten Zeugenbefragungen in der Asylunterkunft keine Hinweise, stellte Kraus am Montag klar. Bei dem Buben habe sich auch nicht um ein sogenanntes Schreikind gehandelt, das Eltern verzweifeln lässt.

Das Paar ist nach den Worten des Ermittlers seit der Geburt seines Kindes zu keinem Zeitpunkt auffällig gewesen. So habe sich weder das Jugendamt mit ihnen befasst noch habe sich eine der speziell für schwierige Familienverhältnisse geschulte Kinderkrankenschwestern des Sozialreferats um sie gekümmert.

© SZ vom 11.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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