Riem:"Null Information"

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Runder Tisch zu geplanter Wohnungslosen-Unterkunft gefordert

Von Ilona Gerdom, Riem

An der Galopperstraße soll eine Unterkunft für wohnungslose Personen entstehen. Bei Anwohnern sorgt das für Unmut, sie fühlen sich übergangen. Nun hat sich der Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem eingeschaltet. Einer, der im Gebiet wohnt, ist Lothar Maierhofer. Er sagt: "Es hat sehr schlecht begonnen." Nämlich damit, dass Container schon auf der Wiese abgestellt wurden, bevor der Sozialausschuss die Unterbringung von 85 Personen überhaupt beschlossen hatte.

Auf einmal habe da ein großer Autokran gestanden und keiner habe gewusst, wieso, berichtet der Anwohner. Laut Stadtverwaltung war der Grund, dass die Container möglichst schnell von ihrem vorherigen Standort entfernt werden mussten. Da es aber für die Galopperstraße noch keine Baugenehmigung gibt, wurden sie nun auf einer Freifläche an der Riemer Straße neben dem TSV Maccabi München zwischengelagert.

Maierhofer sagt, dass es, zumindest für ihn, nicht "per se um die Wohnungslosen" gehe: "Darüber regen wir uns nicht auf. Wir wissen ja noch gar nicht, wer da kommt." Ärgerlich sei aber die "mangelnde Kommunikation". "Null Information" habe es gegeben. Und das bei einem Standort, der "mitten im Herzen Riems" liege.

Nach wie fehlt den Bürgern eine Erklärung, warum man sich für diesen Ort entschieden hat. Aus dem Sozialreferat heißt es dazu, dass es im gesamten Stadtgebiet kaum noch Flächen zur Unterbringung Wohnungsloser gibt. Der Platz in Riem sei vom Kommunalreferat vorgeschlagen worden, weil sich die Planungen des Referats für Bildung und Sport, für dessen Schulbauoffensive das Areal vorgesehen ist, noch verzögerten. Der Lage im Wohngebiet trage man Rechnung, indem es keine 110 Plätze, sondern 85 werden sollen.

Auch der BA kritisiert fehlende Gesprächsbereitschaft. "Wir sind ziemlich geschockt, was die Kommunikation des Sozialreferats angeht", so Herbert Danner, Sprecher der Grünen. CSU-Vertreter schlugen in der jüngsten Sitzung vor, zu prüfen, ob der Platz, an dem die Container im Moment stehen, nicht besser für die Unterkunft geeignet wäre. Damit konnte sich der Rest des Gremiums allerdings nicht anfreunden. Stattdessen setzte sich ein Antrag auf Initiative der Grünen durch. Die Lokalpolitikerinnen und -politiker fordern eine "interdisziplinäre Gesprächsrunde". Einen runden Tisch also, an dem Mitarbeiter aus Sozial-, Kommunal- und Planungsreferat, vom Sozialnetzwerk Regsam, Vertreter des BA, der Polizei und der Anwohner teilnehmen sollen, dazu die sozialpolitischen Sprecher der drei großen Rathausfraktionen sowie Vertreter des katholischen Männerfürsorgevereins und die Leitung des Clearinghauses am Drosselweg. Wichtig sei eine "ergebnisoffene" Diskussion, erklärt Danner. Und: "Das ist kein Rückzieher in puncto Unterkunft, aber bei so einem Kommunikationsfehler muss man in Kauf nehmen, dass der BA noch eine Runde drehen will." Ob es zu diesem Gesprächstermin kommt, prüft jetzt die Verwaltung. Die Riemer Bürger hatten immerhin bei einer Infoveranstaltung des Sozialreferats die Möglichkeit, Fragen und Bedenken zu äußern.

© SZ vom 04.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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