Riem:Falsch geplant

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Weil Grundwasser und Technik nicht ausreichend berücksichtigt wurden, ist der S-Bahnhof Riem erst 2024 barrierefrei

Von Ilona Gerdom, Riem

An die 8000 Menschen steigen täglich am S-Bahnhof München-Riem ein und aus, darunter viele Bewohner und Beschäftigte aus dem Aschheimer Gemeindeteil Dornach. Dass die Station nicht behindertengerecht ist, stellt für manchen Fahrgast ein Problem dar. Dessen Lösung wird sich aber noch bis ins Jahr 2024 hinziehen. Wegen Fehlern in der Planung hat die Bahn ihr ursprüngliches Ziel verfehlt, den Bahnhof bis 2019 barrierefrei zu machen.

Nun ist der Baubeginn erst für das zweite Quartal 2023 vorgesehen. Komplett in Betrieb genommen werden kann der Bahnhof voraussichtlich 2024. Das geht zumindest aus der Antwort des bayerischen Verkehrsministeriums auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Markus Rinderspacher hervor. Laut Bahn sind Mängel in der Planung der Grund für die Verzögerung. Die Grundwasserverhältnisse und die Speiseleitung der Oberleitungsanlage seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Wegen fehlender Qualität trennte man sich vom Planungsbüro, ein neues habe sich noch nicht gefunden.

Aktuell geht die Deutsche Bahn davon aus, dass bis Ende 2020 ein überarbeiteter Entwurf für die Umbaumaßnahmen vorliegt und zur Genehmigung an das Eisenbahnbundesamt geht. Schon 2013 wurde die Haltstelle München-Riem in das Finanzierungsprogramm "Bayern-Paket" des Freistaats aufgenommen. Während Maßnahmen am Mittelbahnsteig bis zum bestehenden Treppenaufgang bereits umgesetzt wurden, stehen der Neubau der Unterführung inklusive Rampe auf der Nordseite und eines Treppenzugangs samt Aufzug auf der Südseite noch aus. Zudem muss der Mittelbahnsteig nach Osten als zukünftiger Zugang zum Aufzug verlängert und der Hausbahnsteig neu gebaut werden. Ob die Kosten für Planung und Bau nun steigen, ist laut Bahn noch nicht ersichtlich.

Rinderspacher hält den Vorgang für ein "ungeheuerliches Planungsversagen". Er fordert eine Beschleunigung. Der Zustand sei unhaltbar, nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern zum Beispiel auch für Familien mit Kinderwagen. Georg Kronawitter (CSU), Mitglied des Bezirksausschusses Trudering-Riem und Beauftragter für Menschen mit Behinderung, ist empört: "Es ist ein Skandal, dass wir es so lange hingenommen haben, dass solche Bahnsteige nicht behindertengerecht erreichbar sind." Darüber hinaus könne man die Probleme nicht einfach abwälzen. Die Planungsleistungen zu kontrollieren, sei immerhin Aufgabe der Auftraggeber. Durch das Versäumnis, Sperrpausen zu beantragen, sei zudem mit Auswirkungen auf den Fahrplan zu rechnen. Die Deutsche Bahn prüft derweil, ob dem Umbauvorhaben Priorität eingeräumt werden kann. Bis der S-Bahnhof tatsächlich barrierefrei zugänglich ist, dürfte es aber noch dauern.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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