Rathaus:Stadt will Badeverbote an der Isar lockern

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  • Der städtische Umweltausschuss beschließt ein neues Regelwerk für die Nutzung der Isar. Das aktuelle ist inzwischen 40 Jahre alt.
  • Auch das Surfen soll an geeigneten Stellen erlaubt werden.

Von Heiner Effern, München

Das Baden und Bootfahren an der Isar soll künftig an mehr Stellen erlaubt sein als bisher. Dafür überarbeitet die Stadt die immer noch geltende Verordnung aus dem Jahr 1976.

Die Eckdaten für die neue Fassung verabschiedete der Umweltausschuss am Dienstag einstimmig. Nach vielen Jahren der Abwägungen und Verhandlungen sei dies "ein Meilenstein" für die künftige Nutzung der Isar, erklärte Umweltreferentin Stephanie Jacobs.

Auch die Stadträte aller Fraktionen begrüßten die Lockerung der jetzt geltenden Verbote. "Die Badegäste dürfen nach unserem Beschluss legal an vielen Stellen baden und die Kajakfahrer dürfen weiter paddeln als bisher", sagte Manuel Pretzl, Fraktionsvize der CSU. Seine SPD-Kollegen Verena Dietl betonte, dass neue Regeln dringend nötig seien. "Die jetzige Verordnung hat mit der Realität an der Isar schon lange nichts mehr zu tun."

Bootfahrer können künftig zum Beispiel die bisher gesperrte Strecke zwischen Flaucher und Reichenbachbrücke genießen. Baden wird künftig auch am Ostufer nördlich der Thalkirchner Brücke in einem kurzen Bereich und auf der gleichen Seite am Isararm unterhalb der Wittelsbacherbrücke sowie direkt nördlich der Max-Joseph-Brücke erlaubt sein.

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Im zentralen Abschnitt zwischen Reichenbach- und Corneliusbrücke sowie Schwindinsel und Max-Joseph-Brücke werden uneinsichtige Münchner ohnehin auch künftig entgegen der Vorschriften baden.

Darauf einigte sich das Umweltreferat mit den unterschiedlichen Nutzergruppen, den Fischern und Umweltschützern sowie mit der Allianz, bei der die Stadt gegen Badeunfälle versichert ist. Nun gilt es, mit dem Segen des Stadtrats, die verabschiedeten Eckpunkte in eine endgültige Verordnung zu gießen. Bis aber das letzte Gutachten dafür wasserdicht ist und alle Stellungnahmen vorliegen, kann es noch dauern. Dass in diesem Sommer zu den schon jetzt mehr als 500 Schildern an der Isar die ersten mit neuen Regeln kommen, ist deshalb ausgeschlossen.

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Wie bei einem lange ausgehandelten Kompromiss nicht zu vermeiden, blieben noch einige Fragen offen. Zum Beispiel, wie es mit der Fischtreppe am Flaucher weitergeht, in der im Sommer vorzugsweise Kinder und das ganze Jahr über auch Hunde gerne planschen. Das war bisher schon nicht erlaubt und wird es auch künftig nicht sein, weil es den Lebensraum der Fische massiv beeinträchtigt.

Um diesen Konflikt langfristig zu entschärfen, erteilte der Umweltausschuss Referentin Jacobs zwei Prüfaufträge: Die Gutachter sollen nach einer Stelle Ausschau halten, an der eine zweite Fischtreppe gebaut werden kann und diese auf den Weg bringen. Dazu sollen für Hunde gesonderte Bereiche ausgewiesen werden, an denen sie künftig im Fluss baden dürfen.

Die Situation für die Surfer soll verbessert werden

Des weiteren soll das Umweltreferat nochmals untersuchen, ob im nördlichen Abschnitt der Isar Verbote gelockert werden können. Der Ausschuss schloss sich Anträgen der SPD und der Grünen an, die Baden und Bootfahren zwischen dem Oberföhringer Wehr und der Stadtgrenze zumindest teilweise erlauben wollen.

Und eine Nutzergruppe sei bisher noch komplett außen vor, erklärt SPD-Fraktions-Vize Verena Dietl: die Surfer. "Das kann so nicht bleiben - das Surfen an der Isar muss an geeigneten Stellen legalisiert werden", fordert sie. Surfer müssten genauso ernst genommen werden wie zum Beispiel die Kanuten. Auch hier soll geprüft werden, welche Möglichkeiten dafür bestehen.

Auch wenn die Parteien dem Umweltreferat noch einige Aufträge mitgaben, diese sollen die neue Verordnung nicht verzögern. Sie sollen vielmehr nach und nach eingearbeitet werden, darin waren sich die Stadträte einig. Denn eine 40 Jahre lang ungeänderte Verordnung werde und solle es nicht mehr geben.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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