Rathaus:Das Sozialreferat bleibt in Frauenhand

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Dorothee Schiwy und Anette Farrenkopf gelten als Favoritinnen für die Nachfolge von Brigitte Meier im Münchner Sozialreferat. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Nach dem Rückzug Brigitte Meiers als Sozialreferentin sucht die SPD einen Nachfolger - bevorzugt allerdings eine Nachfolgerin.
  • Als Favoritinnen zeichnen sich derzeit Dorothee Schiwy und Anette Farrenkopf ab.
  • Allerdings will noch niemand diese Namen bestätigen, die Bewerbungsfrist ist noch nicht ausgelaufen.

Von Heiner Effern und Kassian Stroh, München

Das Sozialreferat wird nach dem Rückzug von Brigitte Meier aller Voraussicht nach weiter eine Frau führen. Zwar läuft die Bewerbungsfrist erst an diesem Freitag aus, doch zeichnen sich bereits zwei Favoritinnen ab, wie aus der SPD zu hören ist: Dorothee Schiwy, seit Kurzem Meiers Stellvertreterin im Sozialreferat, und Anette Farrenkopf, Geschäftsführerin des Jobcenters München.

Offiziell bestätigen will diese Namen derzeit noch niemand. Eingegangen sind bis zum Donnerstag etwa zehn Bewerbungen.

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Brigitte Meier zieht ihre Kandidatur auf eine zweite Amtszeit zurück. Die SPD-Politikerin hat das Vertrauen von Bündnispartner CSU verloren.

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Die SPD besitzt laut Koalitionsvertrag das Vorschlagsrecht für den Posten. Als feststand, dass die CSU die bisherige Amtsinhaberin Meier wegen Schlampereien bei der Abrechnung von Flüchtlingskosten nicht mehr mitwählen würde, entschloss sich die SPD, die Stelle neu auszuschreiben.

Derzeit sichten Oberbürgermeister Dieter Reiter, Fraktionschef Alexander Reissl, Parteichefin Claudia Tausend und Sozialbürgermeisterin Christine Strobl die Papiere der Bewerber. Mit einigen wurde bereits gesprochen, auch kommende Woche sind Termine angesetzt.

Wer die beiden aussichtsreichen Kandidatinnen sind

Dorothee Schiwy, die am 1. April ihren Posten als stellvertretende Chefin im Sozialreferat angetreten hat, wurde schon kurz nach dem Rückzug Meiers als mögliche Nachfolgerin gehandelt. Die Juristin war eine enge Mitarbeiterin und Vertraute des damaligen Oberbürgermeisters Christian Ude. Das richtige Parteibuch hat sie auch, sie engagiert sich in der SPD Maxvorstadt.

Zuletzt leitete sie den Geschäftsbereich Verwaltung im Bildungsreferat. Schiwy würde für einen Übergang ohne Zeitverlust sorgen: Sie könnte den Posten pünktlich am 1. Juli antreten. Falls sich ein anderer Kandidat durchsetzt, der nicht sofort frei ist, würde sie das Sozialreferat bis zu dessen Amtsantritt kommissarisch führen.

Ihre offenbar schärfste Konkurrentin müsste sich mit ihrem Arbeitgeber einigen. Das dürfte allerdings beim Jobcenter machbar sein, auch wenn Anette Farrenkopf dort ihre Stelle als Geschäftsführerin erst zum 1. Juni 2015 angetreten hat. Denn das Jobcenter ist eine Einrichtung der Stadt und der Agentur für Arbeit. Die Diplom-Verwaltungswirtin leitete zuvor drei Jahre lang die Agentur für Arbeit in Weilheim.

Im Jobcenter München ist sie Chefin von knapp 1000 Mitarbeitern. Schiwy und Farrenkopf traut man in der SPD zu, das Sozialreferat mit seinen 4300 Mitarbeitern und einem Etat von 1,3 Milliarden Euro zu führen. Beide dürften keine Probleme mit den Anforderungen an die Qualifikation haben: ein abgeschlossenes Uni-Studium oder mindestens dreijährige Berufserfahrung in einem vergleichbaren Gebiet.

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Offenbar aus dem Rennen sind der SPD-Stadtrat Christian Müller und der Geschäftsführer der Münchner Arbeiterwohlfahrt, Christoph Frey. Beide waren im Gespräch, Müller soll an dem Posten auch interessiert gewesen sein. Frey wurde immer wieder als kompetent und aussichtsreich genannt. Doch erfüllten beide ein zentrales Kriterium nicht: Sie sind keine Frauen.

Eine solche zu finden, ist offenbar für den sozialpolitischen Flügel und die SPD-Frauen ein enorm wichtiges Zeichen - auch weil beide Gruppen mit Meier eine Vertreterin in der Stadtspitze verlieren werden. Ein weiterer Grund sind dem Vernehmen nach zwei andere Personalien, die derzeit im Rathaus liegen, aber nichts mit dem Sozialreferat zu tun haben: Für die Stadtwerke werden zwei neue Mitglieder der Geschäftsführung gesucht; in dem fünfköpfigen Gremium sitzt bislang nur eine Frau.

Doch für die zwei vakanten Stellen ist es offenbar schwer, eine weitere zu finden - wie oft bei technischen Berufen. Es handelt sich um die Geschäftsführerposten für Versorgung und Technik sowie Verkehr, also die Leitung der Münchner Verkehrsgesellschaft. Deren Chef, Herbert König, geht im Oktober in Rente. Eine Vorstellung der zwei verbliebenen Kandidaten im Aufsichtsrat ist für Ende April angesetzt.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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