Ramersdorf:Zuflucht bei "Otto & Rosi"

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Rathauschef trifft Wohnungslose: OB Dieter Reiter (2. v. li.) im Gespräch mit Awo-Mitarbeitern und Besuchern im neuen "Offenen Tagestreff Ost" an der Rosenheimer Straße. Die Einrichtung soll die Teestube "komm" entlasten. (Foto: Rumpf)

Neuer Tagestreff für Obdachlose offiziell eröffnet

Von Pauline Stahl, Ramersdorf

München ist eine lebenswerte Stadt - jedenfalls für Menschen, die es sich leisten können. Darüber waren sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Gäste der neuen Anlaufstelle für Wohnungslose "Otto & Rosi" am Freitag einig, als der Tagestreff der Arbeiterwohlfahrt München (Awo) an der Rosenheimer Straße 128 d offiziell eröffnet wurde. "In einer so vermögenden Stadt sollte man meinen, dass wir solche Einrichtungen gar nicht so notwendig brauchen würden", sagte Reiter. Doch die Realität sehe anders aus. Er meint die Tatsache, dass es in dieser Stadt viel Armut und etliche obdachlose Menschen gibt. Einer meldet sich bei der Veranstaltung gleich zu Wort. "Herr Bürgermeister, irgendwo hört der Spaß auf", sagt ein Besucher des Treffs. Er könne sich keine Wohnung leisten, weil er nur ein armer Schlosser sei.

Auf circa 300 Quadratmetern und zwei Etagen können Menschen wie er ihre Kleidung waschen, sich duschen, kochen, das Internet nutzen und sich beraten lassen. Eine graue Sitzbank, blaue und grüne Stühle, farblich mit den Gardinen vor den großen Fenstern abgestimmt, und eine Terrasse laden zum Zusammensitzen ein. Auch als Postanschrift dient das Haus den Wohnungslosen. "Das Ziel dabei ist natürlich, dass die Menschen aus der Obdachlosigkeit rauskommen", sagte die Pressesprecherin der Awo, Anne Hübner.

Auf eine Besonderheit deutet der Name der Einrichtung hin. Otto ist die Abkürzung für "Offener Tagestreff Ost". Rosi steht zum einen für die Straße, soll als Frauenname aber vor allem eine Einladung an weibliche Gäste sein. Denn es gibt nicht viele solcher Anlaufstellen für Frauen in der Stadt, wie eine Besucherin bestätigt; sie ist nach eigenen Angaben seit elf Jahren obdachlos. "Es ist sehr sauber hier und die Leute sind nett", sagt sie.

Die 45-Jährige ist eine der bis zu 40 Menschen, die den Treff seit Anfang Mai täglich besuchen. Die Einrichtung soll laut Awo-Mitarbeiter Frank Holzkämper vor allem eine Entlastung für die überlaufene Teestube "komm" an der Zenettistraße sein.

© SZ vom 18.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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