Ramersdorf:Wasserqualität im Fokus

Lesezeit: 1 min

Lokalpolitiker bohren nach bei einem Projekt der Stadtwerke

Mit welchen Folgen ist durch die Wasserentnahme für die Nahwärme- und Nahkälteversorgung zu rechnen? Diese so naheliegende wie dringliche Frage stellen die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach mittels Antrag, den das Gremium einhellig verabschiedet hat. Den Anlass lieferten Bohrarbeiten der Stadtwerke München, über welche der BA im vergangenen Juni informiert worden war. In der Projektbeschreibung hieß es: "Im Rahmen des Fernkälteprojekts Ramersdorf-Perlach soll so künftig ein großes Bürogebäude an der Balanstraße klimatisiert werden. Dafür wird das Grundwasser dem Boden mit Förderbrunnen entnommen, über Rohrleitungen zum Gebäude geführt, anschließend zurückgeleitet und dem Boden über Schluckbrunnen wieder zugeführt. Das Wasser wird dabei nicht verändert, es ist lediglich geringfügig wärmer bzw. kälter als bei der Entnahme."

Offenbar gibt es aber gute Gründe, hier einmal kritisch nachzufragen. So verweisen die Grünen auf Erkenntnisse von Wissenschaftlern, wonach in Grundwassersystemen mit entsprechender organischer Hintergrundbelastung auch moderate Temperaturänderungen bereits zu funktionellen Veränderungen führen. "Dies kann mittel- und langfristig eine Beeinträchtigung der Wasserqualität zur Folge haben." Zu diesem Ergebnis gelangt 2014 ein Umweltforschungsprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit namens "Auswirkungen thermischer Veränderungen infolge der Nutzung oberflächennaher Geothermie auf die Beschaffenheit des Grundwassers und seiner Lebensgemeinschaften - Empfehlungen für eine umweltverträgliche Nutzung".

Die Lokalpolitiker wollen nun unter anderem erfahren, wie viel Wasser an den jeweiligen Standorten gefördert respektive eingeleitet werden soll. Von großem Interesse ist auch, ob mit Setzungen infolge der Wasserentnahme zu rechnen ist. Gleiches gilt für die Frage, welche Veränderungen der Wassertemperatur bei Wiedereinleitung maximal zu erwarten sind. Die Grünen verweisen auf eine Publikation des BUND, wonach in der Schweizer Gewässerschutzverordnung eine Veränderung der Grundwassertemperatur um mehr als 3 Grad untersagt ist.

© SZ vom 22.08.2020 / gru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: