Ramersdorf:"Seit meiner Kindheit hat sich hier nichts verändert"

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Elissavet Tsiaoussi, inzwischen selbst Mutter, kämpft für die Sanierung eines Spielplatzes. Die GWG sieht keinen Anlass

Von Merle Körber, Ramersdorf

Metallstangen, die als provisorisches Fußballtor dienen, grelle Flutlichter und eine einsame Rutsche, noch mit den Hagelschäden, die wohl bei einem Unwetter 1984 entstanden sind. Die Trostlosigkeit der Bilder, wie sie Elissavet Tsiaoussi schildert, lassen eher an einen Gefängnishof denken als an einen Kinderspielplatz. Bereits seit 2017 setzt sie sich dafür ein, dass der Spielplatz zwischen Balanstraße, Puechbergerstraße und Ständlerstraße endlich saniert wird. "Früher habe ich selbst hier gespielt", erzählt sie und ergänzt: "Seit meiner Kindheit hat sich hier nichts verändert." Inzwischen besucht sie den Spielplatz nur noch, wenn sie und ihre Tochter ihre Mutter besuchen, die noch immer dort wohnt. Die Anwohner wüssten nicht, wie man sich bei der Stadt für solche Projekte einsetzen kann. "Aber irgendjemand muss ja etwas tun, damit sich hier etwas ändert", findet sie.

Für die städtische Wohnungsgesellschaft GWG, den Träger des Spielplatzes, besteht allerdings kein Anlass für eine Sanierung der Fläche. In einem Brief an Elissavet Tsiaoussi erklärt ein Sprecher der Abteilung Grünplanung und Grünpflege der GWG, dass keine Installation von neuen Spielgeräten geplant sei. Jedes Vierteljahr würden die rund 500 Spielplätze der GWG von einer Fachfirma begutachtet. Die Gutachter sähen keine Handlungsnot, was den Spielplatz in Ramersdorf angehe, teilt der GWG-Sprecher Tsiaoussi mit.

Im Besitz der GWG befindet sich der Spielplatz, seit die Wohnungsgesellschaft 2007 den dazugehörigen Komplex vom Sozialreferat der Stadt München übernahm. Daher gelten auch nicht dieselben Standards wie für einen neu gebauten Spielplatz. "Je nach Baujahr unserer älteren Bestandsbauten entsprechen die dortigen Spielplätze dem vorgesehenen gesetzlichen Standard zum Zeitpunkt der Errichtung", erklärt die GWG nun in einer Stellungnahme. "Kinder werden älter und verlieren das Interesse an den Spielgeräten", heißt es weiter in der Mitteilung. Die Altersstruktur in den Wohnanlagen würde sich ändern.

Elissavet Tsiaoussi sieht diese Veränderung nicht. "Trotz allem beschäftigen sich die Kinder dort täglich", schildert sie ihren Eindruck. Aus Mangel an Alternativen halten sich dort immer eine ganze Reihe von Kindern auf. Vom Einjährigen, der mit seiner Mutter spielt, bis hin zu älteren Kindern und Jugendlichen, die sich dort verabreden. Eigentlich wäre der Standort perfekt, findet sie: "Es ist ein sicherer Ort, die Kinder müssen keine Straße überqueren, und die Eltern können sie vom Fenster aus im Blick behalten." Dass die GWG auf ihrer Website damit wirbt, Begegnungsstätten zu errichten, sich um solche Orte aber nicht kümmere, kann sie nicht verstehen: "Ein Spielplatz ist doch die größte Begegnungsstätte von allen."

Große Hoffnung darauf, dass sich irgendwann etwas ändern könnte macht sich Elissavet Tsiaoussi nicht mehr. Aufgeben will sie deswegen trotzdem nicht. "Die Kinder haben einen schönen Ort, an dem sie spielen können, einfach verdient", sagt sie.

© SZ vom 28.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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