Ramersdorf:Lauwarme Zustimmung

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Steht bald ein Bohrturm auf der Liegewiese? Vor der Corona-Pandemie, im Sommer 2019, war das Michaelibad jedenfalls gut besucht. (Foto: Florian Peljak)

Gegen eine Geothermie-Anlage auf dem Gelände des Michaelibads haben die Lokalpolitiker keine grundsätzlichen Einwände. Aber sie fühlen sich von den Stadtwerken über die Details noch nicht ausreichend informiert und fordern ein Mitspracherecht der Bürger

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

"Klimawende" lautet der vermutlich zentrale Begriff, unter dem der Stadtrat in den kommenden Jahren seine Entscheidungen treffen wird. An diesem Begriff orientieren sich auch die Stadtwerke München (SWM), und auf dem Weg dorthin spielt die Fernwärme eine wichtige Rolle. Schon im Dezember 2019 erklärte deshalb SWM-Sprecher Michael Solić: "Wir verfolgen das Ziel, dass bis 2040 die Fernwärme CO₂-frei entsteht." Konkret heißt das, dass die Stadtwerke inzwischen auf dem Gelände des Michaelibads ein Geothermie-Projekt planen, das einmal rund 80 000 Münchner mit Wärme versorgen soll - ohne dass dabei Kohlendioxid ausgestoßen würde, versteht sich.

Trotz der prinzipiell klimafreundlichen Nutzung der Tiefenwärme blieb aber Kritik von Angang an nicht aus, alleine schon wegen der Situierung der Geothermie-Anlage auf dem Areal des beliebten Freizeitbades. Und auch nach einem Ortstermin im Juli mit Vertretern der Stadtwerke und der darauf folgenden Diskussion in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach gilt: Die Lokalpolitiker sehen immer noch erheblichen Aufklärungsbedarf.

Dabei lassen sich die Argumente der SWM pro Standort Michaelibad durchaus nachvollziehen. So besteht in Neuperlach bereits ein großes Fernwärmenetz, in Ramersdorf sind vor allem der Norden und der Westen erschlossen. Letztlich hängen aber alle Anschlüsse laut SWM am gleichen Fernwärmenetz und den aktuell einspeisenden Heizkraftwerken. Die Fernwärme aus dem Geothermieheizwerk am Michaelibad würde damit auch lokal genutzt und bisher konventionell erzeugte Wärme verdrängen. Entsprechend sind auch mehrere Neuanschlüsse beziehungsweise Netzerweiterungen im Stadtbezirk in Planung oder Umsetzung. Unter anderem zählt dazu die Siedlung an der Claudius-Keller-Straße, die einen Energiebedarf von circa sechs Megawatt hat, der derzeit noch mit Erdgas gedeckt wird.

Weitere Anschlüsse ans Fernwärmenetz könnten sich infolge der Schulbauoffensive ergeben, erläuterten die SWM-Experten beim Ortstermin. Für sie geht der Trend insgesamt klar Richtung Netzverdichtung und -erweiterung.

Den BA-Mitgliedern sind nach dem Treffen im Michaelibad aber noch andere Dinge in Erinnerung geblieben. Demnach beträgt die Bauzeit der Geothermie-Anlage circa zweieinhalb Jahre. Dabei werde 24 Stunden, sieben Tage die Woche, an insgesamt 365 Tagen im Jahr gearbeitet. Die Lärmbelastung während der Nacht soll 35

© SZ vom 04.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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