Ramersdorf:Auffrischung in Weiß

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Der Bürokomplex im nördlichen Teil des ehemaligen Siemens-Geländes an der St.-Martin-Straße wird umgebaut. Nach den Ideen von Star-Architekt Richard Meier entsteht ein moderner Campus mit 3500 Arbeitsplätzen

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

"Eine Art Festung, alles wirkte relativ abweisend." So beschreibt Maximilian von der Leyen den Eindruck, den vor etwa 15 Jahren der frühere Siemens-Standort an der St.-Martin-Straße 76 auf ihn gemacht hat. Inzwischen ist die Fläche, die sich zwischen den S-Bahngleisen und der Balanstraße in Richtung Süden bis zur Werinherstraße erstreckt, mehrmals verkauft und dreigeteilt worden. Der nördliche Teil an der St.-Martin-Straße 76 gehört seit Anfang 2018 der Allgemeinen Südboden Grundbesitz AG, deren Vorstand von der Leyen ist, und ihrem Partner, der Investmentfirma InfraRed Capital Partners. Gemeinsam wollen sie hier unter dem Namen "Weißes Quartier" in den nächsten Jahren einen Bürostandort entwickeln, der höchsten Ansprüchen in punkto Gestaltung und Technik genügt.

Die Rotunde mit Brunnen vor dem Haupteingang. Visualisierung: Allgemeine Südboden (Foto: N/A)

Das beschriebene Grundstück ist mehr als drei Hektar groß, die Umbauarbeiten laufen seit November vergangenen Jahres. Damit erhält München insgesamt 61 000 Quadratmeter Büroflächen zurück, und zwar besonders ressourcenschonend, wie Vertreter der Allgemeinen Südboden bei einer Präsentation am Dienstag betonten, da es sich größtenteils um eine Revitalisierung der Bestandsgebäude handle. Hochgerechnet rund 3500 Arbeitsplätze könnten auf diese Weise nachhaltig am Standort geschaffen beziehungsweise erhalten werden. Von Siemens selbst sind augenblicklich nur noch wenige Abteilungen präsent, und auch sie dürften in nicht allzu ferner Zukunft den Standort verlassen.

Leuchtende Erscheinung: Auf die Farbe Weiß und das Spiel von Licht und Schatten setzen die Planer bei der "Revitalisierung" des früheren Siemens-Standorts an der St.-Martin-Straße 76. Visualisierung: Allgemeine Südboden (Foto: N/A)

"Das Besondere an dieser Projektentwicklung ist für mich die Weiterentwicklung des ehemaligen Konzern-Standortes zu einem modernen Campus mit urbanem Flair", erläutert Maximilian von der Leyen. Dazu gehören für ihn auch New-Work-Flächen, eine zeitgemäße Gastronomie und attraktive Außenanlagen. Und er ergänzt: "Zudem konnten wir in Sachen Architektur auf der ,School of Richard Meier' aufbauen." Tatsächlich stammten die Entwürfe zwar von der Siemens-Bauabteilung, die sich dabei aber stark an Vorgaben des Star-Architekten Richard Meier hielt. Unter anderem hatte der Amerikaner das Siemens-Forum entworfen. Jedenfalls soll jetzt das "Weiße Quartier" dessen Grundgedanken neu in Szene setzen, wobei in Richard Meiers Bauwerken stets die Farbe Weiß die Hauptrolle spielt. Mit dieser Aufgabe sind Weickenmeier, Kunz + Partner Architekten, Ingenieure GmbH, München, beauftragt worden.

Die Gebäude des künftigen Campus aus der Vogelperspektive. Visualisierung: Allgemeine Südboden (Foto: N/A)

Der gesamte Campus besteht aus vier Bürogebäuden, die nach Umbau und Erweiterung über jeweils sechs Geschosse verfügen. Teilweise ist das oberste Stockwerk als Terrassengeschoss ausgeführt. Auf allen Gebäuden befinden sich Dachterrassen, die von den Mietern zum Teil gemeinschaftlich oder auch exklusiv genutzt werden können.

Direkt an der St.-Martin-Straße befindet sich Gebäude I, ein dreieckiger Bau mit Rotunde und circa 21 000 Quadratmetern Bürofläche. Dieses Gebäude ist bereits zu 75 Prozent an drei große Firmen vermietet. Bereits im Dezember könnten die ersten Räume an sie übergeben werden. Dessen Fertigstellung ist bis Ende 2020 vorgesehen. Zusammen mit dem vorgelagerten Wasserbecken bildet dieser Bauteil das repräsentative Entree des Areals. Hier soll auch ein Gastronomiebereich mit integrierten Co-Working-Plätzen realisiert werden. Südwestlich davon liegt Gebäude II mit knapp 7000 Quadratmetern Bürofläche. Östlich daneben und damit mittig im Campus, befindet sich Haus III, mit 22 000 Quadratmetern Fläche das größte Gebäude. Und östlich davon wiederum liegt Haus IV, das über circa 11 500 Quadratmeter Fläche verfügen wird. Die Gebäude II bis IV sollen in einer zweiten Bauphase bis Ende 2022 fertiggestellt sein - zu einem Teil als An- und Neubauten.

Auf dem Areal befindet sich schließlich noch die ehemalige Kantine von Siemens, die abgerissen werden soll. Stattdessen sollen dort circa 16 000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, wofür man bei der Südboden AG demnächst die Genehmigung der Stadt erwartet. Und so wie Wohnungen scheinen nun auch Büro- und Gewerbeflächen immer begehrter zu sein: "Die Nachfrage ist sehr hoch", in dieser Form habe er das bisher in München auch noch nicht erlebt, sagt von der Leyen. Er verhandle gerade mit zwei großen Interessenten: "Es kann sein, dass im Campus sehr schnell alles vermietet ist."

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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