Prozess um Mord an Staatsanwalt:Dachauer Todesschütze lässt sich behandeln

Im Dachauer Gerichtssaal erschießt er einen Staatsanwalt, doch der Prozess gegen Rudolf U. platzt - der schwerkranke Mann hatte medizinische Hilfe verweigert. Nun kann möglicherweise doch verhandelt werden. Der Angeklagte hat der Amputation seines zweiten Beins zugestimmt.

Annette Ramelsberger

Dachauer Todesschütze
:Die Chronik des Falls

Mitten im Gerichtssaal des Amtsgerichts Dachau feuerte er um sich und traf einen jungen Staatsanwalt tödlich. Nun wird Rudolf U. in München der Prozess gemacht. Der schwerkranke Angeklagte verfolgt den Prozess von einem Krankenbett aus. Nun ist er gestorben.

Von Anna Fischhaber

Möglicherweise wird es doch noch zu einem Prozess gegen den des Mordes an einem Staatsanwalt angeklagten Unternehmer Rudolf U. kommen. Bisher hatte der Mann einen medizinischen Eingriff abgelehnt, der die Folgen einer schweren Diabetes-Erkrankung mildern soll. Ein Gutachter hatte ihn daraufhin für verhandlungsunfähig erklärt. Nun hat der Angeklagte aber doch noch einer Amputation zugestimmt.

Nach Auskunft seines Anwalts wurde ihm sein zweites Bein in einem Münchner Krankenhaus abgenommen. Das erste Bein war dem Mann bereits vor einigen Monaten amputiert worden.

Verteidiger Maximilian Kaiser erklärte, sein Mandant habe der Amputation nur deshalb zugestimmt, weil man ihm in der Haftanstalt Stadelheim erklärt habe, er werde sonst andere Insassen oder das Personal anstecken. U. hatte in einer Patientenverfügung jeglichen Eingriff abgelehnt. "Mit der Würde des Menschen ist dies schlicht nicht mehr vereinbar", kritisierte Kaiser die Amputation. Man würde seinem Mandanten "auch noch den letzten Arm amputieren, um ihn auf die Anklagebank zu zerren".

Kaiser warf dem Justizministerium vor, es wolle U. unter allen Umständen den Prozess machen. Das Ministerium wies den Vorwurf als "absurd" zurück. Man habe keinerlei Druck auf den Angeklagten ausgeübt.

Rudolf U. ist des Mordes an dem Staatsanwalt Tilman T. sowie dreier Mordversuche angeklagt. Sein Prozess sollte eigentlich am Dienstag beginnen und wurde kurzfristig abgesagt.

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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