Prozess in München:Fünf Killer für die Ehefrau

Lesezeit: 2 min

Sie vertraute ihm: Eine 31-Jährige wird zum Ziel eines Mordkomplotts - im Gericht trifft sie den Auftraggeber und Ex-Ehemann wieder.

Alexander Krug

Sie ist die Frau, auf die ihr Ehemann insgesamt fünf Killer angesetzt hatte: Noemi A., 31 Jahre alt, hübsch, zierlich, brünette Haare, nimmt auf dem Zeugenstuhl im Schwurgericht Platz und vermeidet jeden Blickkontakt zu ihrem Ex-Ehemann, der nur wenige Meter entfernt auf der Anklagebank sitzt. Norbert A., 31, hat das Mordkomplott bereits am ersten Prozesstag gestanden. Allerdings hatte er eine ganz andere Version gewählt als die, die Noemi A. nun den Richtern erzählt.

Die Anklage lautet auf versuchte Anstiftung zum Mord, Norbert A. droht eine weitere lange Haftstrafe und zusätzlich die Sicherungsverwahrung.Im Bild: Ein Hammer auf einer Gerichtsbank. (Foto: Foto: dpa)

Kennengelernt hatten sich die beiden über Verwandte in Rumänien. "Ich war schnell verliebt", sagt die junge Frau, "und wir haben ziemlich schnell geheiratet." Sie sei dann nach München gezogen, habe Deutsch gelernt und sofort eine Arbeitsstelle gesucht. Noemi A. arbeitete am Fließband, nebenbei noch an einer Hotelrezeption. Bis zu 4000 Mark verdiente sie damals und finanzierte damit auch die Ausbildung von Ehemann Norbert.

Ungeniert vom Konto der Frau bedient

Der hatte in seinem Geständnis behauptet, seine Frau habe ihn ausgenutzt und sich "nach Höherem" berufen gefühlt. Tatsächlich bediente sich der Angeklagte ungeniert vom Konto seiner Frau und erzählte ihr, er wolle damit "für uns ein Haus bauen und ein Auto kaufen".

Noemi A. vertraute ihm. "Ich habe ihm nie widersprochen, ich war damals noch jung und naiv", sagt sie. Doch dann zeigten sich erste Risse in der Ehe, Norbert A. mäkelte an allem, selbst die nicht gerade üppigen 48 Kilogramm Lebendgewicht seiner Frau passten ihm nicht: "Er schimpfte, ich sei zu dick."

Ende 2001 trennte sich Noemi A. schließlich von ihrem Mann - und zog zu dessen Chef, dem Vermögensberater Heinz B., 54. Von diesem Augenblick an begann der Angeklagte seine Suche nach Männern, die für Geld seine Frau und den Rivalen aus dem Weg räumen sollten.

Gerangel und Schläge

Die Killer schienen indes mehr an ihrem Honorar interessiert gewesen zu sein als an der wirklichen Tatausführung. Von fünf vermeintlichen Auftragsmördern blieb schließlich am Ende nur einer, der einen etwas sonderbaren Versuch unternahm: Am 4. November 2002 überfiel er Noemi A. vor deren Wohnung in Perlach. Es kam zu einem Gerangel und Schlägen, bis der laut um Hilfe schreienden Frau schließlich die Flucht gelang. Der Täter, Konrad N., damals 20 Jahre alt, wurde gefasst und zu dreieinhalb Jahren verurteilt.

Noemi A. durchlitt nach dem Überfall Todesängste, sie konnte nicht mehr arbeiten und musste sich in therapeutische Behandlung begeben. Die Ungewissheit über mögliche weitere Anschläge schwand erst, als der inzwischen abgetauchte Norbert A. Ende 2002 in Ungarn festgenommen wurde.

Im Streit hatte er einen Mann erstochen, das Urteil: 13 Jahre Haft. Die Strafe sitzt er derzeit in Bayreuth ab. In München lautet die Anklage auf versuchte Anstiftung zum Mord, es droht eine weitere lange Haftstrafe und zusätzlich die Sicherungsverwahrung.

Noemi A. hat erst nach und nach realisiert, dass sie Opfer eines Mordkomplotts werden sollte. Sie wusste auch nichts davon, dass der Angeklagte auf ihren Namen drei Lebensversicherungen über 770.000 Euro abgeschlossen hatte - als Begünstigter war er eingetragen. "Das alles war ein schwerer Schlag", sagt die 31-Jährige.

© SZ vom 31.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: